Ausstellung im Rheinbacher Rathaus Wie die Region wurde, was sie ist

Rhein-Sieg-Kreis · Einblicke in die Vergangenheit der Region bietet eine Ausstellung im Rheinbacher Rathaus. Sie beleuchtet die Geschichte des Rhein-Sieg-Kreises und seiner Vorläufer, angefangen bei den Preußen.

Als Rheinbach noch Kreisstadt war: Eine Postkarte aus dem Jahr 1906 zeigt Amtsgericht und Kreishaus.

Als Rheinbach noch Kreisstadt war: Eine Postkarte aus dem Jahr 1906 zeigt Amtsgericht und Kreishaus.

Foto: Archiv Rhein-Sieg-Kreis

Wer heute etwa in Bornheim-Walberberg oder Rheinbach-Queckenberg über den weiten Weg zum Kreishaus nach Siegburg schimpft, wird sich bei einem Blick in die Geschichte vielleicht noch ein wenig mehr ärgern. Als vor 200 Jahren die Kreise im Rheinland und in Westfalen durch die Preußen eingerichtet wurden, galt die Maxime, dass kein Mensch „leicht weiter als zwei bis drei Meilen zum Sitz der Kreisbehörde hat.“ Aber, gab Rainer Land, Leiter des Kulturamts des Rhein-Sieg-Kreises, am Dienstagabend zu bedenken: Zwar seien nach damaliger Umrechnung zwei bis drei Meilen 15 bis 20 Kilometer gewesen, eine solche Strecke – hin und zurück – mitunter jedoch eine Tagesreise.

Einblicke in die Vergangenheit der Region bietet eine Ausstellung im Rheinbacher Rathaus. Am Dienstagabend wurde sie von Land, Rheinbachs Bürgermeister Stefan Raetz, Kreisarchivarin Claudia Maria Arndt und Rheinbachs Stadtarchivar Dietmar Pertz eröffnet. Noch bis Donnerstag, 3. November, ist sie im Foyer des Rathauses zu sehen.

Am Anfang der Kreisgeschichte standen die Preußen. Nach dem Sieg über Napoleon und dem Wiener Kongress im Jahr 1815 ging das Rheinland an sie über. Nach dem Wiener Kongress wurde die Verwaltung Preußens neu geordnet. Ende April 1816 nahmen die neuen Verwaltungseinheiten im Rheinland ihre Arbeit auf. Die Städte und Gemeinden, die heute zum Rhein-Sieg-Kreis gehören, verteilten sich damals auf die Kreise Rheinbach, Bonn, Siegburg, Uckerath und Waldbröl. Die Ortsteile der heutigen Gemeinde Alfter gehörten zum Landkreis Bonn, ebenso wie die heutigen Bornheimer Stadteile. Die Menschen, die damals in den Orten wohnten, die heute die Stadt Meckenheim beziehungsweise die Gemeinde Swisttal bilden, mussten für ihre Anliegen ins Kreishaus nach Rheinbach.

Im Laufe der Jahre erfuhren die Kreise Veränderungen. So wandelten sich die Aufgaben der Verwaltungen: von rein ausführenden Organen der Staatsgewalt hin zur kommunalen Selbstverwaltung. Auch hielten demokratische Strukturen Einzug. So mancher wird sich noch an die große Kommunalreform 1969 erinnern. Unter anderem wurde der rechtsrheinische Siegkreis mit den damals neu geschaffenen Städten und Gemeinden Rheinbach, Meckenheim, Swisttal, Alfter und Bornheim zum heutigen Rhein-Sieg-Kreis vereinigt.

Die Ausstellung im Rheinbacher Rathaus beleuchtet diese regionale Entwicklung, vermittelt aber auch die überregionale Geschichte des Kreises von den Preußen über das Deutsche und Dritte Reich bis in die Gegenwart. Der überregionale Teil ist eine Wanderausstellung, die unter dem Titel „Von der preußischen Obrigkeit zur bürgerlichen Selbstverwaltung“ vom Arbeitskreis der Kreisarchive beim Landkreistag NRW konzipiert wurde. Wie Kreisarchivarin Arndt erläuterte, habe man die lokalen Aspekte ergänzt, um auf die Geschichte der Region im Besonderen aufmerksam zu machen.

Rheinbachs Stadtarchivar Pertz erläuterte, welche Bedeutung es für die Stadt hat, dass sie einst Kreisstadt war. So hätten neben Landwirten auch Beamte die Stadt geprägt. Das Amtsgericht, die Justizvollzugsanstalt oder das städtische Gymnasium seien ohne die Beamten nicht denkbar. Der Landkreis Rheinbach wurde bereits 1932 aufgelöst. Dies habe damals Entrüstung hervorgerufen, berichtete Pertz. Man befürchtete etwa einen großen wirtschaftlichen Schaden für Rheinbach. Von der „sterbenden Stadt“ sei die Rede gewesen. Die damalige Diskussion erinnere an die heutige Debatte um den Bonn-Berlin-Beschluss, befand Pertz. Zugleich stellte er aber auch klar: „Die Kreisauflösung bedeutete nicht den Untergang der Stadt.“

Die Ausstellung ist bis Donnerstag, 3. November, im Foyer des Rheinbacher Rathauses, Schweigelstraße 23, zu sehen. Die allgemeinen Öffnungszeiten des Rathauses sind montags bis donnerstags, 8 bis 12 Uhr und 14 bis 15.30 Uhr, sowie freitags,8 bis 11.30 Uhr.

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