Offenbar Terrorangriff mit Rizin vereitelt Sief Allah H. aus Köln soll Kontakte zum IS haben

Köln · Der in Köln festgenommene Sief Allah. H. soll höchstwahrscheinlich einen Terroranschlag mit Rizin geplant haben. Laut Verfassungsschutz hatte der Tunesier Kontakte zum IS. Was bislang über den Mann bekannt ist.

Spezialkräfte hatten am Dienstagabend hochgiftiges Rizin in der Wohnung des 29-jährigen Tunesiers in Köln-Chorweiler gefunden. Damit hätte der Mann Hunderte Menschen töten können. Der Tunesier und seine Ehefrau wurden noch am selben Abend festgenommen. Verfassungsschutzpräsident Hans-Georg Maaßen hält es für „sehr wahrscheinlich“, dass die Ermittler einen terroristischen Anschlag vereitelt haben.

Der 29-Jährige soll rund 1000 Rizinus-Samen und eine elektrische Kaffeemühle im Internet bestellt und daraus seit mehreren Wochen biologische Waffen - vermutlich Rizin-Pulver - hergestellt haben. Der Verdächtige sitzt seit Mittwoch wegen Verstoßes gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz in einem Gefängnis in Nordrhein-Westfalen in Untersuchungshaft. Ob er ausgesagt hat, wollte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft nicht kommentieren. Außerdem wird gegen ihn wegen Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat ermittelt. Seine Frau ist wieder auf freiem Fuß.

Weitere Durchsuchungen in Hochhaus

Bei weiteren Durchsuchungen in dem Kölner Hochhaus an der Osloer Straße fanden die Ermittler kein weiteres hochgiftiges Rizin. Es seien am Freitag in den beiden Wohnungen des tatverdächtigen Tunesiers aber weitere mögliche Beweismittel beschlagnahmt worden. Dabei sei aber nach jetzigem Wissensstand „nichts Spektakuläres“, sagte ein Sprecher der Bundesanwaltschaft am Samstag. Die Beweismittel müssten natürlich in den nächsten Tagen genauer untersucht werden.

Hintergrund der erneuten Durchsuchungsaktion war, dass ein Wohnungsschlüssel des Tunesiers auch auf sechs weitere Wohnungen in dem Haus passte, die leer stehen. Theoretisch hätte der Verdächtige auch dort Rizin für einen Anschlag züchten können. Es habe sich sogar ergeben, dass der Schlüssel zusätzlich noch auf zehn weitere Wohnungen in dem Hauskomplex passte. Auch diese Wohnungen seien am Freitag durchsucht worden - ohne Ergebnis. Es sei auch gar nicht klar, ob der Tunesier überhaupt wusste, dass sein Wohnungsschlüssel auch in andere Schlösser im Haus passte, sagte der Sprecher.

Sief Allah H. wollte in IS-Kampfgebiet ausreisen

Viel ist über Sief Allah H. aus offiziellen Kreisen nicht bekannt. Wie das Nachrichtenmagazin „Spiegel“ berichtet, soll H. im Jahr 2017 gleich zweimal versucht haben, in das Kampfgebiet des Islamischen Staats (IS) auszureisen. Beide Male sei seine Reise in die Türkei aber trotz der Unterstützung des IS gescheitert. Wie das Magazin weiter berichtet, sollen die deutschen Behörden kein Ermittlungsverfahren eingeleitet haben, nachdem sie die Türkei über die Ausreise informiert hatten. H. sei demnach auch nicht als islamistischer Gefährder eingestuft worden.

Auch nach Informationen der „Bild“ soll der Tunesier Kontakt zur Terror-Miliz IS gehabt haben. Aus Sicherheitskreisen will die Zeitung erfahren haben, dass er bereits in seiner Heimat „als Extremist durch seine radikale, islamistische Gesinnung“ auffiel. Dort soll er sogar im Jahr 2015 in einen Anschlag auf einen Bus verwickelt gewesen sein.

Nach Einschätzung des Verfassungsschutzpräsidenten Hans-Georg Maaßen plante der Mann nun „sehr wahrscheinlich“ einen Terroranschlag in Deutschland. Die Auswertungen seien zwar noch nicht abgeschlossen, „allerdings ist es in der Gesamtschau der bislang vorliegenden Hinweise sehr wahrscheinlich, dass hier ein terroristischer Anschlag vereitelt werden konnte“, hatte Maaßen der „Rheinischen Post“ gesagt.

Das Haus, in dem das Gift gefunden wurde, gilt unter Anwohnern als sozialer Brennpunkt. Bei der Ehefrau soll es sich laut mehreren Medienberichten um eine Deutsche handeln, die zum Islam konvertiert ist. Insgesamt vier Kinder hat das Paar, eines soll noch im Säuglingsalter sein. Sie befinden sich laut einer Stadtsprecherin in der Obhut der Stadt Köln. Laut Ermittlerkreisen soll Sief Allah H. im Jahr 2016 nach Deutschland eingereist sein. Die Bundesanwaltschaft wollte sich dazu nicht äußern. Bislang soll er bei der Polizei nicht aufgefallen sein. Den entscheidenden Tipp haben die deutschen Sicherheitsbehörden laut „Bild“ vom US-Geheimdienst CIA bekommen.

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