Eltern machen Ärzten Vorwürfe Proteste vor Kölner Klinik nach Tod von Mädchen

Köln · Rund 400 Menschen demonstrierten am Donnerstag vor einer Klinik in Köln-Porz. Nach dem Tod eines vierjährigen Mädchens geben die Eltern den Klinikärzten die Schuld. Klinikchef Sigurd Claus äußert sich zu den Vorwürfen.

 Hunderte Demonstranten vor dem Krankenhaus in Porz.

Hunderte Demonstranten vor dem Krankenhaus in Porz.

Foto: Peter Kölschbach

Aufgebrachte Demonstranten haben sich am Donnerstag vor einem Krankenhaus in Köln-Porz versammelt und Plakate hochgehalten, auf denen sie Ärzte der Klinik des Mordes beschuldigten. Wie die Polizei Köln auf GA-Anfrage bestätigte, befanden sich 400 Personen vor dem Gelände am Urbacher Weg.

Der Hintergrund der Demonstration: Gegen Mitternacht am 22. Dezember kam ein Ehepaar aus Bulgarien mit der vierjährigen Tochter in die Notaufnahme der Klinik. Dort untersuchte eine Assistenzkinderärztin das Mädchen. Da ihr Zustand zu dem Zeitpunkt unauffällig war, schickte die Ärztin das Kind mitsamt den Eltern nach Hause, mit der Empfehlung viel zu trinken. "Es gab an dem Abend keinen Anlass für eine stationäre Aufnahme", erklärte Klinikchef Sigurd Claus dem General-Anzeiger am Freitag.

Am 25. Dezember gegen 18 Uhr erschien die Familie dann erneut in der Notaufnahme der Klinik. "Da machte das Kind einen deutlich kränkeren Eindruck", so Claus. Das Mädchen wurde an den kinderärztlichen Notdienst der niedergelassenen Ärzte verwiesen. Ein Oberarzt in Rufbereitschaft untersuchte dort das Kind und ordnete daraufhin eine intensivmedizinische Kontrolle an. Die Vierjährige wurde daraufhin in das Kinderkrankenhaus Amsterdamer Straße eingeliefert. Dort verstarb die Vierjährige am nächsten Tag. Einem Polizeisprecher zufolge werfen die Eltern den behandelnden Ärzten vom 22. Dezember nun eine Verletzung der Sorgfaltspflicht vor, da diese nach ihrer Ansicht das Kind nicht ausreichend untersucht hätten.

"Der Arzt schickte uns nach Hause, sagte, unsere Tochter habe nur einen Virus und wir sollten ihr Ibuprofen geben", wird der Vater des verstorbenen Kindes von der "Bild" zitiert. Dabei sei das Fieber des Mädchens bereits auf 40 Grad angestiegen. Die Vierjährige starb mutmaßlich an einer Lungenentzündung.

Die Eltern trommelten nun rund 400 Familienangehörige und Freunde, mehrheitlich aus Bulgarien, vor der Klinik zusammen. Sicherheitskräfte sowie Polizeibeamte sicherten das Gelände des Krankenhauses, einzig eine Zufahrt für Rettungsfahrzeuge blieb frei. Der Klinik-Chef trat während der Demonstration am Donnerstag kurzzeitig vor die Tür des Klinikums, wollte wegen der aufgeheizten Stimmung und den Mörderrufen jedoch nicht mit den Demonstranten sprechen. "Wenn sich die Lage beruhigt hat, will sich die Klinik mit den Eltern zusammensetzen. Die Demonstration war eine sehr befremdliche Situation", so Claus.

Laut Angaben der Polizei kam es zu geringen Verkehrsbeeinträchtigungen während des Vorfalls. Grund dafür seien insbesondere die geparkten Fahrzeuge der anwesenden Demonstranten gewesen.

Inzwischen hat die Polizei Ermittlungen im Fall der toten Vierjährigen aufgenommen, da die Eltern Strafanzeige erstattet haben. Die Behandlungsunterlagen wurden der Polizei zur Verfügung gestellt. Eine Obduktion soll Aufschluss über den Tod des Mädchens bringen. "Aus den Unterlagen ist kein Fehlverhalten der Assistenzkinderärztin festzustellen", betonte Klinikchef Claus.

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