Kommentar zum Rheinkolleg in Meckenheim Nicht durch die Hintertür

Meinung | Meckenheim · Eine leitende Lehrkraft hat mit einem Kurs am Rheinkolleg in Meckenheim das Staatsexamen manipuliert, woraufhin nun das Kollegium gekündigt hat. Der Schritt verwundert nicht, kommentiert GA-Redakteur Mario Quadt.

Es ist ein unglaublicher Vorgang, dass Lehrer, wie am Meckenheimer Rheinkolleg nachweislich geschehen, 95 Prozent der Prüfungsaufgaben eines Staatsexamens an einer staatlich anerkannten Schule via Whatsapp-Nachrichten zusammen mit den Prüflingen „erarbeiten“. Eine Schule, in dem Fall eine für Physiotherapeuten, hat dafür die Sorge zu tragen, dass die Patienten, die sich in die Obhut der vermeintlich diplomierten Physiotherapeuten begeben, tatsächlich auch von qualifizierten Fachkräften behandelt werden.

Es ist zwar nicht bekannt, ob der Lehrer für seine kooperative Haltung von den Schülern eine Art von Gegenleistung erhalten hat, gleichwohl ist die Tat – ob mit oder ohne Gegenleistung – moralisch verwerflich und für den Schulträger nicht hinnehmbar. Zu Recht hat der Verband Physikalischer Therapie (VPT) als Schulträger die Lehrkraft entlassen. Die Krux ist aber: Da der Entlassene jedoch ein langjähriges engagiertes Mitglied des VPT-Landesvorstands war, befürchten die Dozenten des Rheinkollegs nun, der Verband könne den fallengelassenen Dozenten sozusagen durch die Hintertür wieder in eine neue Position hieven.

Dass angesichts solcher unerfreulicher Vorgänge das Tischtuch zwischen dem Verband als Schulträger und den anderen Lehrern zerschnitten ist, verwundert nicht. Wer von ihnen kann schon die Frage beantworten, ob er unter diesen Umständen mit ruhigem Gewissen die Ausbildung am Rheinkolleg fortzuführen kann, mit Ja beantworten?

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