Sanierungen am Brühler Schloss Neue Fassade für 16 Millionen Euro

Brühl · Für das Brühler Schloss stehen in den nächsten fünf Jahren umfangreiche Außensanierungen an. Ein neues Buch dokumentiert sämtliche Restaurierungen der vergangenen 15 Jahre. Landeskonservatorin Andrea Pufke mahnt die Politik

 Das Schloss von oben: Die Luftaufnahme zeigt die komplette Anlage des Schlosses Augustusburg. Bildarchiv LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinlands.

Das Schloss von oben: Die Luftaufnahme zeigt die komplette Anlage des Schlosses Augustusburg. Bildarchiv LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinlands.

Foto: Bildarchiv LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland

Es gilt als das „Herz der Stadt Brühl“, in den nächsten Jahren wird es allerdings vorerst unter einer Hülle weiter schlagen: Im Schloss Augustusburg stehen umfassende Arbeiten an der Fassade an. Fünf bis sechs Jahre soll die Sanierung der Außenhaut dauern, mit der im kommenden Jahr begonnen wird. Die Vorbereitungen der auf 16 Millionen Euro veranschlagten Maßnahme haben längst begonnen.

Wer das Schloss Brühl in Gänze als Fotomotiv nutzen möchte, sollte in diesem Jahr noch die Gelegenheit nutzen. Danach wird es schwieriger, denn in drei Abschnitten wird dann bis 2022 ein Gerüst um das Bauwerk „wandern“. Erforderlich wird das, weil neben dem Dachstuhl auch Gauben, Putz, Fensterbänke, Fassaden, Dachrinnen und Blitzableiter auf der Arbeitsliste stehen. All das verkündete jetzt „Hausherr“ Heinz Kracht in seiner Funktion als Dienststellenleiter der Unesco-Welterbestätten Schlösser Augustusburg und Falkenlust.

Verkündet wurde die Nachricht eigentlich in einem anderen Zusammenhang, die jedoch nicht minder mit der Wertschätzung für die Brühler Schlösser zu tun hat. So richtete Landeskonservatorin Andrea Pufke einen besonderen Dank an den „langjährigen Kollegen“ Frank Kretzschmar. Einen Großteil seines Berufslebens als Denkmalpfleger dem Brühler Schloss zu widmen, genügte ihm nämlich offenbar nicht: Nach dem Eintritt ins Rentenalter blieb er dem Schloss eng verbunden und hat nun eine umfassende Dokumentation der Restaurierungsarbeiten in den Brühler Schlössern seit der Jahrtausendwende vorgelegt.

Bei den Verantwortlichen im LVR fiel der Vorschlag für die Publikation sogleich auf fruchtbaren Boden. Entstanden ist ein Werk, dessen Bezeichnung als „Arbeitsheft“, wie sie bei der Präsentation des Buches fiel, doch arg untertrieben wirkt. „Rundumschlag“ träfe es wohl besser: Auf 328 Seiten sind zwischen den ausführlichen Erklärungen mehr als 500 Bilder enthalten. Es gibt kaum einen Raum im Schloss, der im Zusammenhang mit den vergangenen 15 Jahren nicht erwähnt wird. Und so erzählt Kretschmer in dem Buch auch so manche Anekdote: Zum Beispiel, wie er zu Beginn einer aufwendigen Fliesenrestaurierung zur Sicherung der guten Stücke erst einmal zum Paketklebeband griff. Oder die Geschichte von dem alten Spiegel, der ohne Zuordnung lange im Depot schlummerte und schließlich wieder in das Falkenkabinett eingefügt werden konnte. Dort war anhand historischer Bilder erkennbar geworden, dass die Zahl der vorhandenen Bilder nicht dem Originalzustand aus kurfürstlicher Zeit entsprach, sonder dereinst jener Spiegel an der Wand prangte.

Dass Restaurierungsarbeiten derart akribisch festgehalten werden, wie das nun mit dem Buch geschieht, ist keine Selbstverständlichkeit – wie auch mancher Restaurator aus teils leidvoller Erfahrung weiß: „Heute gehört es zum Standard, dass zu Beginn stets eine technologische Untersuchung und eine Dokumentation gehört“, sagt Restaurator Martin Hammer. Früher, im 18. Und 19. Jahrhundert, sei den Bauherren zumeist lediglich daran gelegen gewesen, die Gebäude schnellstmöglich wieder nutzbar zu machen. „Mit Büchern wie diesem wird heute somit auch ein Stück Denkmalschutzgeschichte geschrieben“, sagt Pufke. Mit Blick auf den Umfang der Maßnahmen skizziert Restauratorin Susanne Carp den Anspruch mit den Worten: „So viel wie nötig, so wenig wie möglich“.

Heinz Kracht ist darüber hinaus überzeugt davon, dass auch die Art der Wiederherstellung „den Test der Zeit“ bestehen werde. Das gelte auch angesichts der Überraschungen, die beim Denkmalschutz in der Natur der Sache lägen: „Man weiß nie, was man findet“, bringt es Heinz Kracht auf den Punkt. Kein Wunder also, dass allein der Unterhalt des Bauwerkes mit sieben Millionen Euro jährlich veranschlagt wird. Mit der Fassadensanierung werden in den nächsten Jahren also noch einmal außergewöhnliche Belastungen hinzukommen.

„Denkmalpflege muss man sich auch leisten können“, sagt Landeskonservatorin Andrea Pufke, die für die Landespolitik aber noch eine Botschaft bereit hält: So erfreulich auch der Aufwand sei, den das Land für seine Schlösser betreibe, so sehr wünsche sie sich, dass die Pflege der kleineren, unscheinbaren Denkmälern wieder verstärkt ins Blickfeld rückt. Dass die „Denkmalpflege in der Breite“ in NRW „auf ein Minimum zurückgefahren worden“ sei, werde man nicht hinnehmen, bemerkt Pufke entschieden und ergänzt: „Denkmalschutz ist eine staatliche Verantwortung. Wir lassen da nicht locker“.

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