Rettungsdienst in der Region Malteser proben in Meckenheim den Ernstfall

Meckenheim · Malteser-Sprecher Carsten Möbus spricht im GA-Interview über die vielfältige Arbeit des Hilfsdienstes in der Region. Am Wochenende findet in Meckenheim das Rettungsdienstwochenende statt.

Ab heute veranstaltet der Malteser Hilfsdienst in Meckenheim das Rettungsdienstwochenende, bei dem Mitglieder der Malteser Jugendgruppe und ihre Gruppenleiter in Unfallsimulationen den Ernstfall proben – und das die ganze Nacht über. Was das Ziel der Übung ist, wie die Jugend gefördert wird, und warum die Arbeit der Malteser einen wichtigen Stellenwert im Notdienst einnimmt, erklärt Carsten Möbus, Leiter der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Mit ihm sprach David Jüngling.

Man könnte denken, Kinder seien heute durch Ganztagsschule, Social Media und Freizeitstress schon zu ausgelastet, um sich nebenher bei Vereinen zu engagieren. Was ist also die Motivation Ihrer jugendlichen Mitglieder, diesem Vorurteil zu trotzen?

Carsten Möbus: Tatsächlich haben die meisten unserer jüngeren Mitglieder zwei Grundmotive. Einerseits sind sie häufig interessiert an medizinischen Berufen und wollen Praxisluft schnuppern, andererseits besteht oft der Wunsch nach Zusammenhalt und Gruppenaktionen abseits der Schule. Wir als Verein fördern das natürlich durch entsprechende Aktivitäten, sei es durch Zeltlager, wöchentliche Treffen mit unterschiedlichen Themenschwerpunkten, oder eben dem Rettungsdienstwochenende. Aus unseren beiden, insgesamt 50 Personen starken Jugendgruppen gehen viele Talente hervor, die dann als Erwachsene weitergehende Aufgaben übernehmen.

In welchen Bereichen ist der Hilfsdienst Meckenheim denn noch aktiv, außer in der Jugendarbeit?

Möbus: Unsere insgesamt etwa 150 Mitglieder haben sehr facettenreiche Funktionen. Zum einen bieten wir Sanitätsdienste für regionale Veranstaltungen aller Art an, außerdem sind wir von der Bezirksregierung für Aufgaben im Katastrophenschutz beauftragt. Dabei übernehmen wir den Betreuungsdienst, der Unterkünfte bei Räumungen ganzer Ortsteile errichtet oder Verpflegung für Einsatzkräfte der Feuerwehr zur Verfügung stellt. Außerdem bieten wir mehrere Erste-Hilfe-Kurse an. Neben der Arbeit in der Malteser Jugend sind wir auch als Träger des Schulsanitätsdienstes an den Schulen am Campus Meckenheim aktiv.

Rettungsdienstfahrten gehören jedoch nicht zu Ihren Aufgaben?

Möbus: Richtig, der hauptamtliche Rettungsdienst ist nicht in Meckenheim, sondern in Rheinbach und Villip stationiert. Wir sind als ehrenamtliche Komponente zu sehen, die in Abstimmung mit den hauptamtlichen Rettungswachen und anderen ehrenamtlichen Einheiten arbeitet. Dass unsere Arbeit trotzdem große Bedeutung hat, sehen wir beispielsweise daran, dass ältere Mitglieder der Jugend den Beruf des Notfallsanitäters ergreifen, Medizin studieren oder in anderen Pflegeberufen arbeiten. Alle heben dabei den Wert der praktischen Erfahrungen hervor, die sie bei uns erlangt haben.

Wie kann man sich den Ablauf heute Nacht vorstellen?

Möbus: Also ich darf natürlich nicht alles verraten, es könnte ja noch ein Teilnehmer mitlesen. Aber soviel ist sicher: Mit 15 Einsätzen die ganze Nacht über werden unsere Jugendlichen einiges zu tun bekommen! Nach einer kurzen Einweisung übernehmen diese ab heute Nachmittag die Kontrolle und werden bei jedem Alarm ausrücken, so wie echte Rettungssanitäter das tun. Dafür leihen wir uns von der Rheinbacher Rettungswache zwei Fahrzeuge aus. Begleitet von einem Jugendleiter fahren sie dann zum Einsatzort, an dem eine Notsituation durch unsere Unfalldarstellungsgruppe nachgestellt wird. Das kann ein Beinbruch sein. Wir hatten die letzten Jahre aber auch schon eine Schulevakuierung!

Wie reagieren die Jugendlichen auf solche Herausforderungen?

Möbus: Auf der Hinfahrt geht ihnen natürlich schon ziemlich die Düse. Aber sobald sie vor Ort sind und die Lage überblicken, können sie das Gelernte aus unseren Fortbildungen konkret anwenden. Und falls doch Hilfe von außen benötigt wird, gibt es ein Stopp-Signal, oder ein Gruppenleiter unterstützt. Die letzten vier Jahre haben gezeigt, dass das Wochenende die Stressresistenz und die praktischen Fähigkeiten der Jugendlichen enorm verbessert. Am nächsten Morgen sind natürlich alle platt, aber eben auch deutlich selbstbewusster, und das zu Recht.

Gibt es denn auch viele reale Notfälle, bei denen Sie als Hilfsdienst in Meckenheim in Aktion treten?

Möbus: Zum Glück nicht 15 pro Nacht. Vor Ort waren wir beim Großbrand in Siegburg. Dort waren mehrere 100 Kräfte im Einsatz, davon 20 aus Meckenheim. Wir haben Getränke- und Essensausgaben aufgebaut und eine Schule als Unterbringung hergerichtet. Außerdem wurde psychologische Betreuung für Menschen, die gerade ihr Zuhause verloren hatten, organisiert. An solchen Großeinsätzen sieht man, wie viel im Hintergrund zu bewältigen ist, die Aufgaben der Haupt- und Ehrenamtlichen greifen dann sehr gut ineinander.

Welche Möglichkeiten gibt es denn, sich beim Malteser Hilfsdienst in Meckenheim ehrenamtlich zu engagieren?

Möbus: Wir sind stets offen für junge und ältere Menschen, die uns unterstützen möchten. Sei es durch die Arbeit als Sanitäter, Feldkoch oder als Erste-Hilfe-Ausbilder, bei Instandhaltungsarbeiten oder psychosozialen Diensten. Bei allen Tätigkeiten kann man die eigene Berufsausbildung einbringen. Wir bieten jedoch auch komplementäre Weiterbildungsmaßnahmen für jedermann an – egal welchen Alters. Und wer mag, kommt einfach noch heute bei unserer Station vorbei, wir sind die ganze Nacht da!

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