Illegale Autorennen Kölner Polizei verschickt Warn-Briefe an Raser

Köln · Mit einem "Infoschreiben" wendet sich die Kölner Polizei an junge Männer, die in den vergangenen zwei Jahren durch illegale Autorennen aufgefallen sind. Der Brief soll ihnen mögliche Konsequenzen vor Augen führen.

160 junge Männer bekommen in dieser Woche Post von der Kölner Polizei. Die Adressaten sind Autofahrer, die in den vergangenen zwei Jahren ins Visier der Ermittler geraten sind, weil sie sich illegale Straßenrennen geliefert haben oder deutlich zu schnell unterwegs waren. "Die Polizei Köln schreibt Ihnen diesen Brief, um Sie auf die Gefährlichkeit solcher Aktivitäten nicht nur für Unbeteiligte, sondern auch für Sie selber aufmerksam zu machen", heißt es in dem Info-Schreiben.

Nach mehreren schweren Raser-Unfällen in Köln, bei denen drei Unbeteiligte ums Leben kamen, gibt es die "Projektgruppe Rennen" der Polizei. Fast jede Nacht sind Zivilstreifen unterwegs, um getunte Autos aus dem Verkehr zu ziehen und Raser zu stellen. "Wir versuchen die Szene in den Griff zu bekommen, können aber noch nicht sagen, dass das so ist", sagt eine Polizeisprecherin. Das Schreiben sei eine Präventivmaßnahme, allerdings: "Wenn einer dieser 160 Männer möglicherweise einen schweren Unfall verursacht, weil er gerast ist, wird es schwierig für ihn, sich auf Fahrlässigkeit zu berufen." Da er in dem Schreiben auf die Gefahren aufmerksam gemacht wurde, gebe es dann "mindestens einen bedingten Vorsatz", wie die Sprecherin sagt.

"Wer möchte schon 15 Jahre ins Gefängnis?"

Seit 2016 haben die Fahnder 600 Autos sichergestellt, die illegal manipuliert worden waren. In einem Fall hatte ein Fahrer seinen Golf durch Chip-Tuning um 130 PS aufgemotzt. "Der Wagen hatte dadurch am Ende mehr als 300 PS – die Bremsanlage war aber nicht angepasst worden", sagt die Sprecherin. Dem Brief beigefügt ist ein Urteil aus Berlin von Ende Februar. Zwei Raser waren dort wegen Mordes zu lebenslangen Haftstrafen verurteilt worden – es ist das erste Urteil dieser Art in Deutschland. Im Infobrief der Polizei heißt es: "Wer möchte schon 15 Jahre ins Gefängnis, nur weil man imponieren oder der Schnellste sein wollte?"

Einer der Kölner Raser-Fälle wird im Juni den Bundesgerichtshof in Karlsruhe beschäftigen. Es geht um ein illegales Autorennen auf dem Auenweg, bei dem im April 2015 eine 19 Jahre alte Radfahrerin getötet worden war. Ein Jahr später verurteilte das Kölner Landgericht zwei Männer (22 und 23) wegen fahrlässiger Tötung zu Freiheitsstrafen von zwei und eindreiviertel Jahren auf Bewährung. Sowohl die Verteidigung als auch die Staatsanwaltschaft haben das Urteil angefochten. Nun wird in Karlsruhe erneut verhandelt.

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