Erlebnis-Ausstellungen in Kommern Erinnerung an Trizonesien

Mechernich · Ein Museum über Menschen und die Geschichte unserer Vorfahren ist das LVR-Freilichtmuseum Kommern. Es lockt mit vielen Ausstellungen „unter Dach“ und neuen Baudenkmälern im Freigelände.

 In der Sonderausstellung „Wir Wirtschaftswunderkinder“ geht es Spielzeug in den 50er und 60er Jahren. FOTO: LVR-FREILICHTMUSEUM

In der Sonderausstellung „Wir Wirtschaftswunderkinder“ geht es Spielzeug in den 50er und 60er Jahren. FOTO: LVR-FREILICHTMUSEUM

Foto: LVR-Freichlichtmuseum Kommern

Auch wenn es draußen nass und kalt ist, lockt das an allen 365 Tagen im Jahr geöffnete LVR-Freilichtmuseum Kommern (Stadt Mechernich) viele Gäste an. Denn es ist nicht nur ein „Museum unter freiem Himmel“. Wie kein anderes Museum seiner Art präsentiert es neben rund 75 historischen Gebäuden auf mehreren Tausend Quadratmetern viele erlebnisreiche Ausstellungen.

Publikumsmagnet ist seit Jahren die große Dauerausstellung „Wir Rheinländer“, die zu einem Streifzug durch die Geschichte des Rheinlands und die Lebensverhältnisse seiner Menschen von der französischen Besetzung 1794 bis in die frühen Wirtschaftswunderjahre um 1955 einlädt. In einer großen Halle wandern Besucher an rund 50 Bauten entlang, deren Fenster den Blick auf Szenen freigeben: Schulunterricht und bürgerliches Wohnen oder Notar-Bureau in napoleonischer Zeit, Wohnkammern verarmter Weber und Industriearbeiter, Werkstätten, Apotheke und Weinstube, aber auch der Salon im Haus der „Gründerjahre“ in preußischer Zeit sind ebenso zu sehen wie Szenen aus dem Ersten Weltkrieg und der Zeit des Nationalsozialismus. Eindrucksvoll ist der Gang über die zerstörte Straße im Nachkriegs-Abschnitt „Trizonesien“. Dort begegnen die Museumsgäste dem Leben unter der Besatzung, der Wohnungsnot und dem allgemeinen Mangel an allem, aber auch dem ersten Nachkriegs-Karneval in einer kölschen Kneipe.

Die Bauten dieser Ausstellung sind Vorbildern aus dem ganzen Rheinland nachempfunden. So sieht man Gebäude aus Krefeld und Düsseldorf, Moers, Bonn, Heinsberg, Wuppertal, Aachen, Bad Münstereifel und Königswinter. In einem Trierer Kerker warten politische Gefangene nach der gescheiterten Revolution von 1848 auf ihren „Kommunistenprozess“, und diesem kann man im nachgebauten Saal des Kölner Appellationsgerichts sogar „beiwohnen“.

Gleich gegenüber dieser „Indoor-Kleinstadt“ wartet die bis zum 24. September laufende Ausstellung „Wir Wirtschaftswunderkinder“ auf kleine und große Fans alten Spielzeugs. Gezeigt wird eine repräsentative Auswahl von Mädchen- und Jungenspielzeug sowie Gesellschaftsspielen, Baukästen und vielem mehr aus den 50er und 60er Jahren. Daneben wecken unter dem Titel „Zeitzeugen machen Museum“ Fotografien aus privaten Alben, die vor 50 Jahren aufgenommen worden sind, Erinnerungen an den „Lifestyle“ der damaligen Zeit.

Mit dem Thema „Kneipenkultur“ befasst sich eine Ausstellung, die im Zusammenhang mit der Überführung und dem Wiederaufbau der Gaststätte „Watteler“ aus Eschweiler über Feld bei Nörvenich steht. An die Wohnkultur der 60er Jahre erinnern in Nachbarschaft dieser Gaststätte ein Bungalow und ein Quelle-Fertighaus. Dort sind typische Einbauküchen, Wohnzimmer im Neo-Chippendale-Stil oder in der „Neuen Sachlichkeit“ der damaligen Zeit zu sehen. In den Garagen stehen Oldtimer, darunter der noch mit Winkern und Faltschiebedach ausgestattete „Käfer“

Das LVR-Freilichtmuseum Kommern ist in den Wintermonaten von 10 bis 17 Uhr geöffnet (Einlass bis 16 Uhr). Das Jahresprogramm ist auf der Hompage unter www.kommern.lvr.deeinzusehen. (ga)

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