Die Jecken und ihre Orden Das sind die Karnevalsorden im Vorgebirge

REGION · Im Karneval verteilt jede KG Orden an Helfer und Freunde. Die Motive beziehen sich auf Orte oder die Tollitäten. Die Tradition geht wie vieles im Karneval auf das preußische Militärwesen zurück, „wo ja alles und jeder mit einem Orden bedacht wurde“.

 Merzbach und Neukirchen

Merzbach und Neukirchen

Foto: privat

Sie sind kleine Kunstwerke, begehrte Auszeichnungen und hängen zum Ende der Session oft schwer am Hals manches Präsidenten oder Prinzen: Karnevalsorden. Kein Sitzungsbesuch ohne so eine Auszeichnung, kein Verein oder Jahr ohne eigenes Motiv. Und hinter vielen Bildern stecken sogar kleine Geschichten.

Die Tradition geht wie vieles im Karneval auf das preußische Militärwesen zurück, „wo ja alles und jeder mit einem Orden bedacht wurde“, erklärt Gottfried Gratzfeld. In den Karnevalshochburgen habe man das dann als Persiflage übernommen. Als Ehrenpräsident der KG Vorgebirgssterne ist er seit Jahrzehnten im Brauchtum Karneval unterwegs, hat selbst etliche Orden verliehen und bekommen. „Es ist quasi eine Dankesgabe“, beschreibt er die Orden heute. Helfer, Vereinsmitglieder und Aktive bekommen sie bei unterschiedlichen Gelegenheiten. Danach gilt: „Wenn man einen verliehen bekommt, muss man ihn bis Aschermittwoch dabeihaben.“ Zumindest bei karnevalistischen Veranstaltungen, auf denen man den jeweiligen Verein begegnen kann. Dass kleine Spenden als „Strafe“ eingefordert werden, wenn ein Orden nicht getragen wird, ist für Gratzfeld allerdings eine Unsitte. Schließlich müsse man manchmal eine Auswahl treffen. „Da kommt einiges an Gewicht zusammen“, weiß er. 2350 Gramm hat er mal nachgewogen – in einem durchschnittlichen Jahr. Bei der Motivwahl der Schmuckstücke, die meist aus einer Zinklegierung sind, geht jeder Verein seinen eigenen Weg.

Die Karnevalsorden und ihre Motive

Dünstekoven.Heinz-Peter Braun gestaltet seit 13 Jahren die Orden für die KG Freundschaftsbund. Da könne man sich kreativ austoben, was das Budget hergebe. Die Orden kosten zwischen acht und zehn Euro pro Stück. Rund 200 verteilen die Dünstekovener pro Session. Nur als Auszeichnung. Davon, Orden auch zu verkaufen, hält er nichts. Persönlich setzt Braun auf lokale Motive oder Bezüge zum Sessionsmotto. „Man muss sich kleine Spielchen einfallen lassen.“ Und so ziert eine Spinne den Dünstekovener Orden. Passend zum Motto: „Fastelovend sinn mir all vernetzt.“ Marita I., Yvonne I. und Annette I., die das Dreigestirn bilden, haben ihr Motto „Helau weiß-blau met Hätz un Siel“ sowie ihre roten Schuhe auf ihrem Orden verewigen lassen.

Merl. Die KG Merl möchte dieses Jahr ganz bewusst ein Zeichen gegen Ausgrenzung setzen. „Mir sin all nur Minsche!“ erinnert der Orden, auf dem Flaggen aus aller Welt ein großes, buntes Herz bilden. Natürlich vereint unter der Amsel und dem Merler Dom, der Pfarrkirche im Ort.

Buschhoven. Ein fröhliches Bild der Pfarrkirche Sankt Katharina verteilt die KG Buschhoven. Dabei setzt der Verein auf Detailgenauigkeit. Der Priester mit der Clownsnase und der Narrenkappe auf dem Kopf hinter der Kirche trägt ein knallgrünes Messegewand, weil dies die im Karneval aktuelle liturgische Farbe ist.

Ollheim. Die Olleme Bubbelsbröder betonen die enge Verbundenheit mit Straßfeld, wo man sich unter anderem den Kinderprinzen Philipp I. (Krupp) ausgeliehen hat. Auch im Handball und bei der Feuerwehr ist man ein Team, die vereinten Wappen der beiden Orte im Orden zeigen das.

Odendorf. Getreu ihrem Motto „Feiern wie jedes Jahr, endlich wieder mit Prinzenpaar“ freut sich nicht nur die KG Odendorf auf den Rosenmontagszug. Der fährt beschwingt über den Orden – natürlich in den Vereinsfarben Rot und Weiß. Aus den Fenstern winken gut gelaunt Prinzenpaar Prinz Christoph I. und Prinzessin Ricarda I. (Knappe), der Vorstand und der Ehrenpräsident sowie die Vertreterinnen der Tanzgarden.

Miel.Wo Tollitäten herrschen, haben sie meist auch einen eigenen Orden, gerne mit Bezug zu Hobbys oder Vorlieben. So düst Prinz Max I. (Jokisch) im Rennwagen über den Mieler Prinzenorden, hinter ihm galoppiert Prinzessin Fiona I. (Imsande) auf einem Schimmel, wie es das gemeinsame Motto verkündet: „Mit Pferdestärken durch das Land“, Reiten und Motoren sind ihre liebsten Freizeitbeschäftigungen neben dem Karneval.

Meckenheim.Das Kinderprinzenpaar aus Meckenheim mag Gitarrenspiel und Trompete. Außerdem ist Prinz Julian I. (Stangl) als Stadtsoldat, Prinzessin Lena I. (Wrobel) in der Uniform der Prinzengarde auf dem Orden zu sehen, schließlich sind sie in den jeweiligen Vereinen aktiv.

Rheinbach. Die Farben aller fünf Karnevalsvereine der Kernstadt hat das Rheinbacher Dreigestirn unter dem Stadtwappen vereinigt. Sie sind natürlich für alle Jecken zuständig. Umgeben sind die drei Damen auf dem Orden von einigen ausgewählten Gebäuden, darunter die Burg und das Glasmuseum.

Morenhoven.Das Morenhovener Dreigestirn feiert dieses Jahr eindeutig seinen „Lieblingsort“. Dessen Koordinaten stehen direkt vorne auf dem Orden. Woher die Tollitäten in diesen Ort gekommen sind, zeigen kleine Symbole über ihren Köpfen: das berühmte Paderborner Dreihasenfenster für Jungfrau Rieke (Schäfer), der Kölner Dom für Prinz Norbert (Sauren) und die Burg Morenhoven für Bauer Bernie (Kuchem). Der wohnt nämlich in direkter Nachbarschaft zur Burg. Ein besonderes Detail ist der Dreschflegel des Bauern, der sich bewegen lässt.

Merzbach.Hat ein Verein etwas zu feiern, soll der Orden ebenfalls daran erinnern. Zu ihrem 25. Geburtstag haben die Karnevalsfreunde Merzbach-Neukirchen ihr Logo in einen silbernen Kranz gesetzt, den kleine Glitzersteine zieren. In der Mitte des Ordens lacht ein fröhlicher Clown.

Rheinbach.Und dann gibt es noch Orden, die ein wenig aus der Reihe tanzen. Dazu gehört der Glasorden, den die Bürgermeister von Rheinbach jedes Jahr verleihen – aber nur an drei ausgewählte Personen. Diese Einzelstücke gestaltet die Künstlerin Helga Feuser-Strasdas aus dem empfindlichen Material. So zeigt der aktuelle Glasorden die markanten Häuser an der Rheinbacher Hauptstraße vor dem Hexenturm unter einer Narrenkappe.

Heimerzheim.Der Sessionsorden der Großen Heimerzheimer KG zeigt in diesem Jahr die historische Hofanlage an der Kirchstraße im Ortskern, die derzeit aufwendig saniert wird. Aus dem alten Fachwerkhaus entsteht ein Wohnhaus für Senioren. Laut ihrem Präsidenten Manfred Lütz will die KG damit das Engagement des Investors sowie das der am Bau beteiligten Firmen würdigen.

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