"Kinderträume zur Weihnachtszeit"

Neue Ausstellung im Schloss Drachenburg: Glänzende Schätze, leuchtende Augen

"Kinderträume zur Weihnachtszeit"
Foto: Frank Homann

Königswinter. Sie bringen noch heute Kinderaugen zum Glänzen. Die Spielsachen, an denen sich die Ururomas und Ururopas vor über hundert Jahren erfreuten. Auf Schloss Drachenburg wurde am Montag in der Kunsthalle die Ausstellung "Kinderträume zur Weihnachtszeit" eröffnet.

Giulia und Laura verguckten sich in die zauberhaften Kartonhäuser, Sofia hätte am liebsten eine große Puppenstube aus dem Schloss geschleppt. Der kleine Matteo fand die Ritterburg und die Mühle einfach umwerfend. Und Vizebürgermeister Peter Gola hatte einst selbst aus Baukästen Burgen gebaut. "Wir sehen heute Spielzeug, das keiner von uns miterlebt hat", sagte er zu den Eröffnungsgästen, "aber es überkommen uns romantische Gefühle."

Aus der Puppen-Schlossküche Mandelbrot: 15 Gramm geschälte und zartgestoßene Mandeln, 15 Gramm gesiebten Zucker, ebensoviel Mehl, gleich viel Butter und etwas geschnittene Zitronenschale rührt man mit zwei Teelöffeln voll Ei an. Ist die Masse zum Auswellen zu fest, so nimmt man noch ein bisschen Wasser dazu, wirkt sie und wellt sie Messerrücken dick aus, schneidet dann kleine längliche Stückchen daraus, bestreicht sie mit Ei, streut Zucker und Zimt darauf und backt sie gelb.Allerdings sei die gute alte Zeit nicht für alle so gut gewesen. Und manches Kind musste wohl mit den kleinen Figürchen, einer "Pfennigsware", vorlieb nehmen, statt vielleicht die hübsche Puppe, das Puppenhaus oder die funktionstüchtige Dampfmaschine unterm Weihnachtsbaum vorzufinden.

Hieß sie Charlotte oder Elisabeth? Das Baby im weißen Kleidchen, so groß wie ein echtes. Hat die Puppenmutter am Herd gekocht und gebacken für die "Kinderschar", die sich auf Schloss Drachenfels versammelt hat. Es sind Leihgaben aus Museen und von privat, und alle Exemplare sind gleich schön. Puppen mit Porzellanköpfen kamen im 19. Jahrhundert in Mode. In Sonneberg und Waltershausen in Thüringen entstanden weltweit berühmte Zentren der Porzellankopfpuppenindustrie. Nun geben sich die schönen Fabrikate auf dem Schloss am Rhein ein Stelldichein.

Die Ausstellung Die Ausstellung ist bis zum 2. Januar 2011 geöffnet, dienstags bis sonntags von 12 bis 17 Uhr. Geschlossen ist sie am 24., 25., 26. und 31. Dezember sowie am 1. Januar. An den Adventsonntagen spielen Musiker. Die Schloss Drachenburg GmbH führt außerdem am zweiten und vierten Adventsonntag Kinderworkshops mit Ausstellungsrundgang, Basteln und Spielen durch. Anmeldungen unter der Rufnummer (0 22 23) 9 01 97 74 oder per Mail: mail@schloss-drachenburg.deDaneben die Puppenstuben mit den kleinen Möbeln, mit dem putzigen Geschirr für die Puppenfamilie. Mehrere Herde, "ebenfalls voll funktionstüchtig - mit Brennspiritus", wie Walburga Schulte Wien, die Organisatorin der Schau, bei einer ersten Führung betonte. Auch Kochbücher für die Puppenmama wurden damals herausgegeben. So sollten sich die Mädchen auf künftige Aufgaben als Mütter und Hausfrauen vorbereiten. "Goldene Schnitten" mit Hagebutten-Sauce oder Mandelbrot bereiteten die Mädels zu und ihre Zutaten wogen meist nicht mehr als 15 Gramm.

So friedlich blieb es nicht. Die stürmenden Preußen aus Zinn aus der Zeit um 1880 mit erhobener Waffe und das marschierende 18. Infanterieregiment, aber auch der Feuerwehrlöschzug als Zinnfiguren sind zu sehen. Auch ein Karussell und bunte Vögel aus Blech, Spinnrad, Windmühle, Handwerker mit Sägen.

Zum Werkstoff Holz kam damals Metallblech als Rohmaterial hinzu und verdrängte günstige Materialien wie Pappmaché. Beliebt als Geschenke waren auch Spielkarten und die Aufklappbücher. Ein Theater ist zu bewundern, dessen Figuren mit einem Schieber auf der Bühne bewegt werden können, und zwar nach genauen Regieanweisungen. Auf Schloss Drachenburg wird gerade "Knecht Ruprecht" gegeben. Vorhang auf: Nicht nur Kinder geraten ins Schwärmen.

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