Keine Gedenkstätte für Silke Bischoff

Nur ein Baum erinnert heute an das Gladbecker Geiseldrama, das vor 15 Jahren auf der A 3 ein blutiges Ende fand - Ein Windhagener möchte der Erinnerung einen würdigen Rahmen geben

  Baum des Gedenkens:  Martin Mallach aus Windhagen will es dabei nicht belassen. Er möchte eine richtige Gedenkstätte schaffen.

Baum des Gedenkens: Martin Mallach aus Windhagen will es dabei nicht belassen. Er möchte eine richtige Gedenkstätte schaffen.

Foto: Holger Handt

Bad Honnef. Der 18. August 1988 ist ein trauriger Tag. Damals hatte auf der Autobahn 3 bei Aegidienberg das Gladbecker Geiseldrama sein Ende gefunden, das die 18-jährige Silke Bischoff mit ihrem Leben bezahlte.

15 Jahre danach hat Martin Mallach bei der Bad Honnefer Verwaltung und bei der nordrhein-westfälischen Landesregierung mit dem Ziel interveniert, am Ort des blutigen Geschehens eine Gedenkstätte für Silke Bischoff einzurichten. Die Initiative des Windhageners droht jedoch an gesetzlichen und finanziellen Hürden zu scheitern.

"Leider reicht die Kraft der örtlichen Behörden nicht für ein würdiges Gedenken an die Opfer", sagt Martin Mallach. Seine Idee stößt bei den zuständigen Institutionen inhaltlich zwar weitgehend auf Zuspruch, wird aus rechtlichen Gründen wohl aber nicht weiter vorangebracht.

Bis zum Bau der ICE-Trasse durch das Siebengebirge erinnerte ein schlichtes Holzkreuz an der Autobahn an Silke Bischoff. Manche Autofahrer hielten sogar - verbotenerweise - auf dem Seitenstreifen an, um Blumen niederzulegen. Nach Fertigstellung der ICE-Strecke wurde der Abschnitt zwischen Kochenbacher, Leonhardt-Kraus-Straße und Efferother Weg neu gestaltet.

Mallach schlägt nun vor, die Baustellenzufahrt, die der Bau der Lärmschutzwand zwischen Bahntrasse und Autobahn erforderte, als Zufahrt beizubehalten, um so die - gesicherte - Gedenkstätte gefahrlos von der Kochenbacher Straße aus erreichen zu können. Sein ursprünglicher Vorschlag, den Gedenkort unter Beteiligung von Eltern und Verwandten des Opfers sowie von Bürgern, Polizei und Vertretern des Staates am 18. August als 15. Jahrestag einzuweihen, ist inzwischen passé.

Kooperation signalisiert hatte laut Mallach das Landesverkehrsministerium: Zwar seien Orte des Gedenkens mit Zugang von der Autobahn aus Gründen der Verkehrssicherheit nicht möglich.

Und auch schlichte Holzkreuze, wie sie etwa nach tödlichen Unfällen an vielen öffentlichen Straßen zu finden sind, würden in Nordrhein-Westfalen aus Gründen der Pietät lediglich geduldet und erst nach Ablauf einer gewissen Zeit stillschweigend entfernt. Keine Bedenken hatte das Ministerium hinsichtlich einer kleinen Gedenkstätte abseits der Autobahn, also jenseits der Lärmschutzwand, sofern der Zugang vom Gelände außerhalb der A 3 erfolge.

Doch auch ein noch so bescheidener Gedenkstätte müsste finanziert werden. Bad Honnef hat bereits abgewunken. "Nach eingehender Diskussion, unter Berücksichtigung der gesetzlichen Möglichkeiten und der Problematik der Haushaltssituation, aber auch aus grundsätzlichen Erwägungen heraus" könne sich die Stadtverwaltung diesem Wunsch nicht anschließen, heißt es in einem Brief, in dem das Ordnungsamt Mallachs Hilfeersuchen eine Absage erteilt.

Die Einrichtung einer Gedenkstätte würde alleine aus "grundsätzlichen Erwägungen" den Rahmen sprengen und vergleichbare, schreckliche Ereignisse ohne Gedenkstätte als minder bedeutsam einstufen.

Vor 15 Jahren hatten Hans-Jürgen Rösner und Dieter Degowski 54 Stunden lang ganz Deutschland in Atem gehalten. Am 16. August 1988 nahmen sie nach einem missglückten Banküberfall in Gladbeck erst zwei Bankangestellte, später 20 Insassen eines Bremer Linienbusses als Geiseln. Sie gaben Interviews und posierten mit Waffen vor TV-Kameras.

Und sie schreckten vor Gewalt nicht zurück: Degowski erschoss auf der Raststätte Grundbergsee bei Bremen kaltblütig den 15-jährigen Emanuele de Georgi. Durch einen Schuss aus Rösners Waffe starb auf der A 3 bei Aegidienberg die Geisel Silke Bischoff. Zuvor war schon ein Polizist bei einem Verkehrsunfall eines Verfolgerfahrzeugs gestorben.

An die tote Silke Bischoff erinnert inzwischen aber immerhin ein lebendes Denkmal: Der Landesbetrieb Straßenbau in Bonn hat an der Stelle des schrecklichen Geschehens einen - auch von der Autobahn gut sichtbaren - Baum gepflanzt. Und Martin Mallach hat sich von seinem erfolglosen Schriftverkehr mit den Behörden nicht entmutigen lassen.

"Die Gestaltung eines kleinen Fußweges und einer Gedenktafel an dem Baum müsste sich doch wohl auch in privater Initiative verwirklichen lassen", sagt der Windhagener optimistisch. "Denn ein solch schlimmes Ereignis wie das Gladbecker Geiseldrama im Jahre 1988 darf einfach nicht in Vergessenheit geraten."

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