Unterbringung in Bonn Kein Flüchtling lebt hier in einem Zelt

BONN · In Bonn werden derzeit rund 3000 Flüchtlinge betreut. "Das ist gerade einmal ein Prozent der Bevölkerung", rechnete Georg Fenninger, Stadtverordneter und Vorsitzender des DRK-Kreisverbandes Bonn, vor.

Mehr als 1100 von ihnen leben in Erstaufnahmelagern, etwa 2100 sind in staatlichen Einrichtungen untergebracht. In Bonner Familien haben etwa 600 Flüchtlinge ein neues Zuhause gefunden. "Wenn sich die Welt auf den Weg macht: Was heißt das für die Menschen?"

Über dieses Thema diskutierten am Dienstagabend Gudrun Kramer (GIZ-Mitarbeiterin in Jordanien, Palästina und im Libanon), Abbas al-Khashali (Redakteur bei der Deutschen Welle und selbst Flüchtling aus dem Irak) sowie Georg Fenninger unter der Leitung von Andreas Mühl, stellvertretender Chefredakteur beim Bonner General-Anzeiger. Eingeladen zu dem Gespräch hatte die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) im Rahmen ihrer Gesprächsreihe "Bonn und die Welt".

Zufrieden ist Fenninger derzeit mit der Unterbringungssituation in der Stadt. "Im Gegensatz zu anderen Kommunen sind wir hier in der glücklichen Lage, dass wir bisher niemanden in Zelten oder Turnhallen unterbringen mussten." Denn hier könne man auf leerstehende Bundes- und Landeseinrichtungen zurückgreifen. "Wir haben für jeden ein Bett und bekommen jeden satt", ergänzte der DRK-Vorsitzende.

Flüchtlingsbetreuung soll besser koordiniert werden

Doch das gesamte Registrierungsverfahren sei immer noch sehr mühsam. Selbst auf den Geschmack der Menschen aus den verschiedenen Ländern habe man sich mittlerweile eingestellt. "Wir mussten erst lernen, dass niemand eine Suppe essen will und keiner Wasser mit Kohlensäure trinkt. Dafür wurde umso mehr Weißbrot verlangt", so der DRK-Vorsitzender. Begeistert ist er von dem Einsatzwillen und der Bereitschaft der vielen ehrenamtlichen Helfer, die das DRK bei der Arbeit unterstützen. "Alle sind nach wie vor mit Eifer und viel Engagement bei der Sache."

Allerdings wünscht er sich, dass die Flüchtlingsbetreuung besser koordiniert wird. "Wir bekommen nachts einen Anruf und erfahren, dass in einer Stunde zwei Busse an der Ermekeilkaserne ankommen werden. Natürlich können wir dort rund um die Uhr Menschen aufnehmen. Aber es würde uns helfen, wenn man uns dies frühzeitiger mitteilen würde." Auch ein verlässliches An- und Abmeldeverfahren würde die Arbeit vor Ort erheblich vereinfachen.

Von seiner abenteuerlichen Flucht hatte zuvor Abbas al-Khashali erzählt. Er ist vor 15 Jahren aus dem Irak nach Deutschland gekommen.

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