Kalt erwischt

So gesehen von Ilse Mohr

Das ist ja noch mal gut gegangen. Und das eigentlich nur, weil der Krach in einem Mehrfamilienhaus irgendwann auch meine großzügig bemessene Schmerzgrenze überschreitet. Es rumst.

Immer mal wieder. So heftig, dass der Boden im Erdgeschoss zittert. Jemand scheint seine geballte Wut an der Feuerschutztür im Keller auszulassen. Ich gehe mal gucken. Aber da ist niemand. Alles still.

Eines Tages kehrt der Knall in regelmäßigen Abständen wieder. Nun habe ich Nachbarn im Verdacht, die sich möglicherweise beim Gewichtheben übernehmen und entkräftet kiloschwere Hanteln aufs Laminat über mir krachen lassen. Ich gehe fragen. Fehlanzeige. "Vielleicht die Heizung?", schlägt der Nachbar vor. Jetzt werde ich nervös. Wir heizen mit Gas.

In respektvollem Abstand stelle ich mich mit nachbarschaftlichem Geleitschutz in den Heizungskeller. Wir warten. Die Maschine rüstet sich zur nächsten Zündung. Plötzlich poltert sie los, eine Feuerwolke leuchtet kurz auf, es riecht nach Gas. Danach läuft sie ruhig weiter.

Ein Blick, ein Handgriff, Notschalter aus. "Gut gemacht", sagt der Heizungsmensch am Telefon. Wir warten.

Es wird ungemütlich kalt bis zur Reparatur am nächsten Tag. Die "Was-wäre-wenn-Frage" freilich lässt Wehleidigkeit nicht aufkommen. Ich wärme mich nachträglich am Anblick des explosiven Feuerscheins und friere gern. Meine Toleranzschwelle für Lärm im Haus ist allerdings um Kilometer gesunken.

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