Käse in der Hose bringt heroinsüchtiges Paar vor Bonner Gericht

Vergeblich erklärte justizerfahrene Täterin bei der Entdeckung: Hiermit trete ich vom Diebstahl zurück

Bonn. Dass sie nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen, ist dem Paar auf der Anklagebank anzusehen. Der 39-Jährige und seine 40-jährigen Freundin sind seit langem drogenabhängig, immer wieder hat ihre Sucht sie mit dem Gesetz in Konflikt gebracht: Entweder wurden sie mit Drogen erwischt oder sie begingen Eigentumsdelikte, um die Drogen zu finanzieren oder einfach nur das tägliche Leben.

Letzteres hat sie auch jetzt wieder vor Gericht gebracht. Denn als sie am 12. Juni in einem Lebensmittelmarkt lange Finger machten, hatten sie einfach nur Hunger. Doch der Käse, den der 39-Jährige seiner Freundin in die Hose steckte, wurde ihnen zum Verhängnis. Denn die Filialleiterin sah, was da vor sich ging. Sie hielt die 40-Jährige fest, schaffte es jedoch nicht, den 39-Jährigen von der Flucht abzuhalten. Die Ladendiebin aber fühlte sich vor dem Hintergrund ihrer bisherigen 13 Verurteilungen so gesetzessicher, dass sie der Geschäftsführerin vorhielt: "Hiermit trete ich vom Diebstahl zurück."

Die Filialleiterin sah in der Tat davon ab, die Polizei einzuschalten. Allerdings ließ sie sich dabei weniger von der vermeintlichen Rechtskenntnis der Täterin beeindrucken als vielmehr davon, dass sie ganz allein im Geschäft war, der Wert des Käses und weiterer Kleinigkeiten nur insgesamt 5,59 Euro betrug und ja auch kein Schaden entstanden war. Sie ließ die 40-Jährige laufen. Doch dann entdeckte sie, dass das Pärchen in der Aufregung eine Tasche hatte stehen lassen und rief doch die Polizei zur Hilfe. Und als der 39-Jährige nach einer Weile zurückkam, um die Tasche abzuholen, war die Strafanzeige in der Welt.

Spätestens vor dem Strafrichter wurde der 40-Jährigen klar, dass mit einem corpus delicti in der Hose ein Rücktritt vom Versuch des Diebstahls nicht mehr möglich ist. Doch während der Vertreter der Staatsanwaltschaft einen Freiheitsentzug von drei Monaten für nötig hielt, sah der Richter Gründe für mehr Milde und verurteilte sie zu zwei Monaten Haft auf Bewährung: Es war nur ein Diebstahl geringwertiger Sachen und außerdem hatte das Paar damals seit einer Kürzung der Sozialhilfe sehr wenig Geld: zusammen 310 Euro im Monat.

Beide sind mittlerweile im Methadonprogramm, werden psychosozial betreut und bemühen sich, ihr Leben in den Griff zu kriegen. "Vielen Dank und Auf Wiedersehen", verabschiedete sich die 40-Jährige vom Richter, um sich sofort erschrocken zu korrigieren: "Nein, natürlich nicht Auf Wiedersehen."

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