GA-Serie "Rheinische Redensarten" Isch hann de Möpp

In der Serie „Rheinische Redensarten“ beleuchten wir bedeutungstiefe Redewendungen.

 Ich habe keine Lust.

Ich habe keine Lust.

Foto: GA-Grafik

Die Herkunft der meisten gewachsenen Begriffe ist mit Hintergrundwissen recht sicher herzuleiten. Es gibt aber auch immer wieder Worte, die so vielfältig einsetzbar sind, quasi wie ein Allroundkleid für ganz viele Anlässe, und reichliche Bedeutungen annehmen können. Dann wird es auch ethymologisch ganz schwer.

Diesen Fall haben wir bei der rheinischen Redensart „Isch hann de Möpp“. Der inzwischen leider verstorbene Kustos der bönnschen Mundart, Herbert Weffer, übersetzte die Wendung in seinem Wörterbuch mit: Ich habe keine Lust.

Das ist natürlich insofern interessant, als in der hochdeutschen Fassung von einem Mangel die Rede ist. Hier fehlt die Lust, etwas zu tun. In der Dialektvarianten ist aber etwas zu viel vorhanden. Der Sprecher hat die Möpp, und die hält ihn davon ab, etwas zu tun.

Aber was ist dann diese Möpp?

Einmal davon abgesehen, dass der Begriff auch dafür stehen kann, an etwas zu verzweifeln, die Krise zu kriegen oder Stress zu haben, wird der Möpp im Rheinland auch gerne als Spottbegriff für den Hund angewandt. Und ein fieser Möpp kann auch ein unangenehmer, widerlicher Mensch sein. Das alles bringt uns aber offensichtlich nicht viel weiter.

Eine andere Spur ist da schon hilfreicher. Denn unter wölle Möpp versteht man eine schwere wollene Decke oder ein schweres Wollkleid. Wer sich hineindenkt in die schwere Ummantelung, der bekommt vielleicht ein Gespür dafür, was es heißt, die Möpp zu haben.

Denn aus psychologischer Sicht entspricht das genau dem Gefühl der depressiven Verstimmung oder Trauer. Man fühlt sich dann, als sei man in Watte gepackt. Und zwar in ganz dicke Watte. So als können man kaum Kontakt mehr zur Umwelt aufnehmen und empfinden.

Man ist dann der Welt entfremdet und hat ganz und gar keine Lust, an ihrem Trubel teilzunehmen. Es liegt eine schwere Last auf dem ganzen Körper, die den Betroffenen niederdrückt. Gedrückte Stimmung und Niedergeschlagenheit sind entsprechende Begriffe, die diese Situation von jeher versinnbildlichen.

Haben auch Sie einen rheinischen Lieblingsspruch, dann mailen Sie ihn uns unter rheinisch@ga.de. Die „Rheinischen Redensarten“ aus der wöchentlichen Kolumnenserie des General-Anzeigers sind als Buch erschienen und im Handel zu haben.

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