Irrsinnsfahrt endet mitten auf der Autobahn

Verhandlung gegen einen 43-jährigen Autofahrer aus Bad Neuenahr wegen Nötigung im Straßenverkehr

Rheinbach. (stl) Wegen Nötigung und grob verkehrswidrigen Fahrens muss sich jetzt ein 43-Jähriger aus Bad Neuenahr vor dem Rheinbacher Amtsgericht verantworten. Der Mann ist angeklagt, am 24. Dezember 2005 eine junge Frau durch dichtes Auffahren, seitliches Ausscheren und extreme Bremsmanöver bedrängt und gefährdet zu haben. Da die Hauptbelastungszeugin aus gesundheitlichen Gründen nicht an der Verhandlung teilnehmen konnte, wird das Verfahren im August fortgesetzt.

Warum der Tatverdächtige an Heiligabend gegen 22.35 Uhr auf einer fast leeren Autobahn zwischen Bonn und Meckenheim derart aggressiv war, können sich die Eltern der jungen Fahrerin, die damals mit ihr im Auto saßen, bis heute nicht erklären. Der Angeklagte, der von der Mutter zweifelsfrei identifiziert wurde, streitet jedoch ab, selbst am Steuer gesessen zu haben. Ein Freund und dessen Frau hätten seinen Wagen an diesem Weihnachtsabend nach Bad Neuenahr gefahren, während er in Bonn bei seinem Bruder übernachtet habe.

Tatsache ist, dass der rücksichtslose Fahrer von damals sein Haar zum Pferdeschwanz gebunden trug und von einer Frau auf dem Beifahrersitz begleitet wurde. Daran können sich die Zeugen trotz des Schockerlebnisses noch gut erinnern.

"Es fing an, als unsere Tochter gerade einen anderen Wagen überholte. Er kam links bis auf 50 Zentimeter an uns herangeprescht. So dicht, dass wir seine Scheinwerfer nicht mehr sehen konnten. Dann fuhr er eine Weile neben uns her und kam immer wieder nach rechts herüber, als wolle er uns von der Fahrbahn drängeln", beschrieb die Mutter die bedrohliche Situation.

Wie ihr Mann weiter erzählte, hatte sich der unbekannte Fahrer dann rechts vor sie gesetzt und immer wieder durch starke Bremsmanöver gedrängelt. "Er fuhr auch Schlangenlinien. Es war unmöglich für uns, da vorbeizukommen", fügte der 58-jährige Familienvater hinzu. An das Gesicht des Fahrers konnte er sich allerdings nicht mehr eindeutig erinnern.

Endgültig zum Albtraum wurde die Situation, als der Mann plötzlich mitten auf der Autobahn stehenblieb, ausstieg und mit erhobener Faust auf das Auto der Familie zu kam. "In diesem Moment habe ich hinter uns schon Scheinwerfer der herannahenden Autos gesehen und meiner Tochter zugerufen, sie soll rechts vorbeifahren", fügte die Mutter hinzu. Durch ein beherztes Manöver gelang es der jungen Frau schließlich, sich und ihre Eltern in Sicherheit zu bringen.

Währenddessen will der Angeklagte bei seinem Bruder gesessen und Wein getrunken haben, weshalb er dann auch nicht mehr habe fahren wollte. Sein früherer Nachbar hingegen gab an, ihn beim eiligen Aussteigen aus seinem Auto beobachtet zu haben. Er habe zwar nicht dessen Gesicht gesehen, ihn aber am Gang und der Statur erkannt. Als später die Polizei nach ihm gefragt habe, sei der Motor des Wagens noch warm gewesen. Der Nachbar erinnerte sich auch, dass der 43-Jährige damals einen Zopf getragen habe. Das wurde von einem weiteren Zeugen bestätigt.

Alle Zweifel ausräumen soll im August die junge Frau, die damals am Steuer saß und den Täter am längsten und deutlichsten gesehen hat. Von ihrer Aussage erhoffen sich Amtsrichter Ulrich Schulte-Bunert und die Staatsanwaltschaft endgültige Klarheit. Der Angeklagte hingegen wird seinen Bruder als Zeugen benennen.

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