"Investoren fürs Pleistalwerk stehen bereit"

Erneute Zwangsversteigerung vor dem Siegburger Amtsgericht ist vom Tisch - Eigentümer plant ein Umweltzentrum

"Investoren fürs Pleistalwerk stehen bereit"
Foto: Holger Arndt

Sankt Augustin. Müll liegt überall herum. Das einsturzgefährdete Dach ist mit Stahlträgern gesichert, die Zeit frisst die alten Mauern des Pleistalwerkes. In Sichtweite steht die alte Familienvilla der Geerlings. Sie ist noch bewohnt. Dort lebt und arbeitet Enkel und Architekt Heinrich Geerling, Nachfahre des letzten Betreibers.

Das Ensemble steht dort wie in Stein gemeißelt. Große und schöne Pläne hat es schon gegeben mit der morbiden Ruine. Sie alle landeten irgendwo in irgendwelchen Schubladen. Allein die Stadt zierte sich, oder Investoren wollten dort dann doch kein Geld verbauen, nachdem 1972 der Betrieb eingestellt worden war.

Immer mal wieder schossen Spekulationen ins Kraut, dann war wieder Ruhe. Am Donnerstag sollte das rund 70 000 Quadratmeter große Areal wieder mal vor dem Amtsgericht in Siegburg für Aufmerksamkeit sorgen. Doch der Termin für die Zwangsversteigerung wurde abgesetzt.

Ende 2008 hatte der Kölner Filmemacher und Kameramann Rolf Brüning das Areal aus einer Zwangsversteigerung erworben. "Er hatte aber nur die Sicherheitsleistung hinterlegt, bisher aber nicht den Steigpreis bezahlt", sagte Christoph Hellmann vom Hauptgläubiger, der Kreissparkasse Köln. Deshalb habe man die erneute Zwangsversteigerung anberaumt. "Er hat inzwischen aber den größten Teil der Summe gezahlt, deshalb konnten wir den Termin absagen", so Hellmann weiter.

Für rund 375 000 Euro hatte Brüning, der auch Teilhaber der ehemaligen Eigentümergesellschaft war, das Gelände ersteigert. Gespräche mit der Stadt hat er schon geführt. Und seine Pläne decken sich in Teilen zumindest durchaus mit denen der Stadt. "Wir haben unsere Planung im Januar vorgestellt, und die ist auch sehr gut angekommen", sagte Brüning am Donnerstag auf Anfrage.

Viel wollte er nicht verraten, weil noch ein Gespräch mit dem Technischen Beigeordneten Rainer Gleß ausstehen soll. "Es soll ein Umweltzentrum entstehen, durchaus auch für Publikum. Daneben sollen dort Firmen angesiedelt werden, die sich mit erneuerbaren Energien in jeglicher Form befassen", sagte Brüning. Investoren dafür stünden bereit.

Auf dem Areal der alten Ziegelei sollte indes schon viel realisiert werden. Noch immer ist es im Bebauungsplan als Sondergebiet für eine neurologische Rehabilitationsklinik ausgewiesen. Die wollte einer der ehemaligen Besitzer dort errichten. Aber investieren wollte niemand nach der Gesundheitsreform. Drei der insgesamt elf Besitzer meldeten Privatinsolvenz an. Die Ruine kam unter den Hammer. Brüning bekam sie für deutlich weniger als den vom Amtsgericht festgesetzten Verkehrswert von 1 088 431 Millionen Euro - ein Schnäppchen.

Ein Thermalbad mit Kur- und Tagungshotel sollte dort auch einmal gebaut werden, für 50 Millionen Euro. Allein die Bürger aus Niederpleis und Birlinghoven hatten etwas dagegen. Wohnbebauung, und sei sie auch mit Wellness-Einrichtungen kombiniert, hat auch die Stadt bisher immer kategorisch abgelehnt. "Und das wird auch so bleiben", sagte Bürgermeister Klaus Schumacher.

Ein Ökotech- oder Science-Center ist dagegen schon eher etwas, was sich Schumacher dort vorstellen kann. Jüngster Vorschlag: Das Gelände als Tor zum möglichen Nationalpark Siebengebirge auszubauen und dort ein Umweltmuseum zu realisieren. "Das ist immer noch fest geplant." Dass die Stadt damals nicht mitgeboten hat, habe an der klammen Stadtkasse gelegen. "Aber wir haben die Planungshoheit", sagt Schumacher.

Vielleicht wird die Ruine an der Pleistalstraße zwischen Niederpleis und Birlinghoven bald doch eine andere Anziehungskraft entfalten als die bisherige. Kinder experimentieren auf dem Areal schon mal mit alten Autoreifen. Models posieren bei Foto-Shootings vor den Objektiven der Modefotografen, und noch immer beschießen sich dort Aircraft-Spieler mit Plastikkügelchen.

"Die Alternative heißt ganz klar Hotel- oder Industrieruine", hat der ehemalige Stadtdirektor Walter Quasten 1988 bei der Vorstellung der Hotelpläne einmal gesagt - und Weitsicht bewiesen. Eine Ruine ist es immer noch.

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