"In Würde zu Hause sterben"

172 sterbende Menschen und ihre Angehörigen hat der Ökumenische Hospizdienst "Ölberg" seit Gründung vor vier Jahren begleitet. "In Würde zu Hause sterben" ist das Motto des Vereins, unterstrich jetzt Vorsitzende Irene Feldhaus im Haus Bachem. Dort informierten Vorstandsmitglieder über ihre Arbeit, um mit ihrem Angebot in der Öffentlichkeit noch präsenter zu sein.

Königswinter. 172 sterbende Menschen und ihre Angehörigen hat der Ökumenische Hospizdienst "Ölberg" seit Gründung vor vier Jahren begleitet. "In Würde zu Hause sterben" ist das Motto des Vereins, unterstrich jetzt Vorsitzende Irene Feldhaus im Haus Bachem. Dort informierten Vorstandsmitglieder über ihre Arbeit, um mit ihrem Angebot in der Öffentlichkeit noch präsenter zu sein.

Feldhaus: "Wir möchten mögliche Hemmschwellen abbauen, damit unsere Dienste von Betroffenen frühzeitig in Anspruch genommen werden." Nicht immer sei es möglich, den Wunsch, zu Hause zu sterben, zu erfüllen. "Oft ist der einzige Ausweg dann die Verlegung in ein Krankenhaus", schnitt Peter Schäfer, der zweite Vorsitzende, ein Problem an, das der "Ölberg" jetzt angehen möchte.

Info"Ölberg" - Ökumenischer Hospizdienst Königswinter, Dollendorfer Straße 397, 53639 Königswinter-Heisterbacherrott, Tel.: (0 22 44) 87 74 73 rund um die Uhr; Büro: dienstags und donnerstags von 9.30 bis 12 Uhr, E-Mail: info@hospizdienst-koenigswinter.de

Denn wenn Pflege und Betreuung in gewohnter Umgebung nicht mehr möglich sind, weil die Kräfte der Angehörigen nicht mehr reichen, sei die weitaus bessere Alternative die Unterbringung in einem Hospiz. Die bestehenden Häuser in Lohmar-Deesem und beim Waldkrankenhaus Bad Godesberg wären zwar "ganz und gar darauf eingestellt, sterbende Menschen ärztlich zu betreuen, zu pflegen und psychosozial zu begleiten", aber die Erfahrungen zeigten, dass sie für die teils selbst schon gebrechlichen Angehörigen nur schwer erreichbar sind. "Damit stellen sie dann doch keine gute Alternative dar."

Daher beschäftigt den Verein die Frage nach einem eigenen stationäres Hospiz: Peter Schäfer: "Der Vorstand des Hospizvereins sieht derzeit keine realistische Chance, in Königswinter ein klassisches stationäres Hospiz einzurichten. Klassisch heißt, ein Hospiz mit acht Betten und der entsprechenden Personalausstattung, das von den Krankenkassen anerkannt wird."

Anhand von Zahlen begründete er das Ergebnis: Die Kassen fordern für ein Hospiz mit acht Betten einen Einzugsbereich von mindestens 200 000 Einwohnern. Pro Belegung eines Bettes erkennen sie einen Tagessatz von 240 Euro an, auch wenn die tatsächlichen Kosten durchweg höher liegen. Unabhängig davon müssen zehn Prozent des Tagessatzes aus Eigenmitteln aufgebracht werden. Schäfer: "Nicht gedeckte Kosten von 100 000 bis 400 000 Euro pro Jahr wären bei optimaler Belegung zu erwarten."

Die ernüchternden Zahlen ließen den Verein nicht ruhen. Nun versucht der Hospizdienst "Ölberg", mit Alten- oder Pflegeheimen Verträge für zwei bis drei Betten zu schließen. Schäfer: "Diese Betten sind für sterbende Menschen reserviert, die dort palliativ-medizinisch von ortsansässigen Ärzten und palliativ-pflegerisch vom jeweiligen Träger versorgt werden." Die psychosoziale Begleitung würde der "Ölberg" leisten. Diese Variante habe auch den Vorteil, dass im Berg- und im Talbereich Betten für sterbende Menschen zur Verfügung stehen.

Erste Kontakte hat der Verein aufgenommen. Der "Ölberg"-Vize: "Wir hoffen, dass wir auf diesem Wege eine gute Lösung für sterbende Menschen und ihre Angehörigen in Königswinter finden. Aber es wird schwer." Und: "Wir rechnen dabei mit einer Anschubfinanzierung durch die Stadt."

Kassenwart John Peter machte deutlich, dass diese Ziele weitere Einnahmen erfordern. Dabei ist beispielsweise an das Gewinnen neuer Mitglieder und Sponsoren, an Vermächtnisse oder Erbschaften gedacht. Aber auch mit den Politikern möchte er trotz der engen Grenzen des städtischen Etats darüber nachdenken, "wie unser Angebot mit ihrer Unterstützung weiter ausgebaut werden kann".

Die Aufgaben des Hospizvereins

  • Sterbebegleitung: Sterben findet überwiegend nicht mehr zu Hause statt. Die Hospizbewegung möchte Menschen ein würdevolles Sterben in vertrauter Umgebung ermöglichen. Der Verein bietet kostenlose Unterstützung, Beratung und Begleitung an, denn bei der Versorgung und dem Wissen um den nahenden Tod entstehen oft Überlastung und Ängste. Zu Hause, das kann die eigene Wohnung, das betreute Wohnen oder das Altenheim sein.
  • Trauerbegleitung: Sie hilft, zurück in ein selbstständiges Leben zu finden. Interessierte Angehörige melden sich bei der Koordinatorin. Es finden Einzelbegleitungen statt. In der Regel sind das sechs bis acht Sitzungen von einer Stunde. Dazu steht ein Gesprächsraum in der evangelischen Emmausgemeinde zur Verfügung. Auch gemeinsame Grabbesuche sind möglich. Hilfe bei aus dem Trauerfall resultierenden Alltagsproblemen wird auch geboten. Die Trauerbegleiter haben Schweigepflicht.
  • Die Koordinatorin: Rita Schmitz organisiert Aus- und Fortbildung der Mitarbeiter. Beim Erstbesuch der Familie informiert sie sich über die nötigen Leistungen, damit der Sterbende zu Hause bleiben kann. Beispiele: Entlastung der pflegenden Angehörigen, Gespräche oder Sitzwachen, Fahrten zum Arzt oder Ausflüge, kleine Besorgungen für mehr Lebensqualität, palliative Beratung bei Schmerzen, Kontakte zum Hausarzt, zu Pflegediensten, zu Essen auf Rädern, Hilfe beim Beschaffen von Pflegehilfsmitteln.
  • Die Begleiter: "Warum machst du das bloß?" Diese Frage hört Mipsi Kullack öfter. Sie ist Hospiz-Mitarbeiterin. "Solche Reaktionen sind berechtigt. Denn Sterbe- und Trauerbegleitung ist kein Kinderspiel. Als Leiterin eines integrativen Montessori-Kinderhauses musste ich mich durch mehrere Fälle sehr bewusst mit dem Tod auseinandersetzen. Kolleginnen, die anderen Kinder und Eltern brauchten Unterstützung. Eine erfahrene Sterbebegleiterin war uns damals eine große Hilfe.".
  • Der Verein: Der Ökumenische Hospizdienst "Ölberg" Königswinter wurde im Juni 2006 gegründet. Im gleichen Jahr wurden zwölf Familien begleitet. 2007 waren es 26, im Jahr darauf 48. Im Jahr 2010 sind es bisher bereits 46. Die Zahl der ausgebildeten Hospizbegleiter stieg in dieser Zeit von acht auf 37. Vier Trauerbegleiter betreuen derzeit fünf Betroffene. Die praktische Arbeit wird von Koordinatorin Rita Schmitz gelenkt, die seit zwei Jahren als Teilzeitkraft beschäftigt ist. Sie ist Diplom-Sozialpädagogin, Sterbe- und Trauerbegleiterin und in Schmerztherapie ausgebildet. Der Hospizverein hat derzeit 217 Mitglieder.
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