Immer wieder zu spät zum Unterricht

Beim Schülertransport von Alfter nach Bonn hakt es häufig - Eltern fordern zusätzliche Busse - Die Stadtwerke haben aber morgens keine Kapazitäten mehr frei - Kein späterer Schulbeginn

Immer wieder zu spät zum Unterricht
Foto: Henry

Alfter. Wenn Britta Beckmann morgens aus dem Fenster in Richtung Bushaltestelle schaut, ärgert sie sich beinahe täglich. Denn regelmäßig steht ihr Sohn noch am Wegscheid in Oedekoven, obwohl er längst unterwegs sein müsste.

Der Zehnjährige besucht das Carl-von-Ossietzky-Gymnasium in Bonn-Ückesdorf und ist deshalb auf den Verstärkungsbus angewiesen, der - zumindest nach Plan - um 7.13 Uhr in Alfter starten und 7.49 in Ückesdorf ankommen soll.

"Der Bus müsste um 7.25 Uhr bei uns sein. Die früheste Zeit, die er schafft, ist aber 7.29 Uhr", klagt die stellvertretende Klassenpflegschaftsvorsitzende. Und sie steht nicht alleine da. Rund 30 Schüler des Gymnasiums sind betroffen und kommen immer wieder zu spät zum Unterricht.

Auch zwei Töchter, elf und 13 Jahre, von Heike Schäfer-Göbel. Sie hat sich seit 2004 mehrfach mit den Stadtwerken Bonn (SWB) in Verbindung gesetzt, um eine Verbesserung zu erreichen. Bislang ohne Erfolg.

Die SWB setzen den zusätzlichen Bus, kurz V-Bus genannt, ein, um von Alfter aus sowohl die Schulen des Schulzentrums Hardtberg, die Rochusschule in Duisdorf sowie das Gymnasium in Ückesdorf anzufahren. Daher fährt der Bus zunächst eine Schleife über den Brüser Berg, um dann über Duisdorf und Lengsdorf letztendlich Ückesdorf anzusteuern.

Pünktlich gelingt ihm das auch laut dem stellvertretenden Schulleiter Manfred Aretz selten. "Die Klagen häufen sich", sagt er. "Wenn Klassenarbeiten in der ersten Stunde geschrieben werden, lassen die Kinder sich wenn möglich von den Eltern bringen." Diesen Zustand empfindet Aretz jedoch als frustrierend.

"Es ist für uns ein Kapazitätsproblem", erklärt SWB-Sprecher Werner Schui. "Wir leisten mit dem V-Bus schon ein Zusatzangebot." Die Verspätungen führen die Stadtwerke auf den Berufsverkehr, Müllwagen und Baustellen auf und entlang der Strecke zurück. Zumindest den Schlenker über Duisdorf könnte sich der Fahrer nach Ansicht Schäfer-Göbels allerdings sparen. Ihre Tochter habe beobachtet, dass dort kein Kind ein- oder aussteige. Der Bedarf sei da, kontern die Stadtwerke.

Die Eltern bemängeln zudem, dass der Bus jeden Morgen völlig überfüllt sei. "Es werden immer mehr Kinder, die diesen Schulbus benutzen", sagt Schäfer-Göbel. Schon jetzt seien für das kommende Schuljahr viele Kinder aus Alfter in Ückesdorf neu angemeldet. "Ein normaler Bus wird nicht mehr ausreichen", befürchtet die Mutter.

Es sei sogar bereits vorgekommen, dass Kinder in Impekoven stehen gelassen wurden, weil der Bus aus allen Nähten geplatzt sei, ergänzt Beckmann. Den von den Eltern favorisierten Gelenkbus könne man aber nicht bereitstellen, wehrt Schui ab. "Wir haben zu dieser Zeit keine freien Gelenkbusse zur Verfügung."

Auch einen weiteren Bus einzusetzen, sei nicht möglich, da zu den Stoßzeiten alle Fahrzeuge auf der Straße seien. Zudem gebe es gerade in diesem Fall ein Problem mit der Finanzierung: "Beim Stadtgrenzen überschreitenden Verkehr stellt sich immer die Frage: Wer zahlt dafür?", gibt der SWB-Sprecher zu bedenken.

Der damit angesprochene Rhein-Sieg-Kreis kann dazu noch keine Angaben machen. "Wir wissen zwar um die Problematik, aber uns liegt kein offizieller Antrag der SWB vor", erklärt Katja Lorenzini, stellvertretende Pressereferentin des Kreises. "Deswegen haben wir noch nicht geprüft, ob wir einen Zusatzbus mitfinanzieren müssten."

Eine Summe der möglichen Kosten könne sie daher auch nicht beziffern. Nur ein kleiner Trost: Die Verbindung ist laut Schui auch über Alternativen, sprich: Linienbusse mit Umsteigen, möglich. Wenn also schon kein Zusatzbus, dann vielleicht frühere Abfahrtszeiten, dachten sich die Eltern.

Doch in einem Schreiben an Heike Schäfer-Göbel vom Dezember 2004 schließt die zuständige Mitarbeiterin der SWB das mit Hinweis auf die übrigen zu bedienenden Schulen aus. "Alternativ könnte von Seiten der Eltern versucht werden, die Schulanfangszeit zu ändern", schlägt sie stattdessen vor. Ein späterer Schulbeginn wiederum ist im Carl-von-Ossietzky-Gymnasium kein Thema, wie Manfred Aretz klar macht.

So werden die Schüler wohl oder übel weiterhin täglich die Daumen drücken müssen, dass sie diesmal pünktlich zur ersten Stunde erscheinen. Daran hindern könnte sie noch ein weiterer Faktor: Wie sowohl Beckmann als auch Schäfer-Göbel von ihren Kindern erfahren haben, kennen nicht alle Fahrer die Strecke ganz genau. Schäfer-Göbel: "Die Kinder weisen ihnen dann den Weg."

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