Im Zickzack zum Tourismusbahnhof

Nach 30 Jahren scheint endlich Bewegung in die unendliche Geschichte des Bahnübergangs Drachenfelsstraße zu kommen. Die Bahn ist dabei, das Plangenehmigungsverfahren für die Überführung zu Ende zu bringen. Ziel: Die Schranke soll verschwinden und durch eine Unterführung für Fußgänger und Radfahrer ersetzt werden.

Im Zickzack zum Tourismusbahnhof
Foto: Lohaus/Carl Landschaftsarchitektur

Königswinter. Nach 30 Jahren scheint endlich Bewegung in die unendliche Geschichte des Bahnübergangs Drachenfelsstraße zu kommen. "Die Bahn ist dabei, das Plangenehmigungsverfahren für die Überführung zu Ende zu bringen", konnte jetzt der Technische Beigeordnete Hubert Kofferath vermelden. Ziel: Die Schranke soll verschwinden und durch eine Unterführung für Fußgänger und Radfahrer ersetzt werden. Autos werden dann den Weg über die geplante Entlastungsstraße nehmen müssen.

Für die Stadt Königswinter heißt das, dass sie die Planung für die Rampenbereiche, die an die künftige Unterführung anschließen, zu einem Ende bringen muss. "Wir müssen jetzt als verlässlicher Partner der Bahn auftreten", so Kofferath.

Nicht nur die Schranke, auch das "städtebauliche Nirwana" soll dann ein Ende haben. Mit diesen wenig schmeichelhaften Worten hatte ein Gutachter vor einigen Jahren den Bereich der Drachenfelsstraße zwischen Bahnübergang und Tourismusbahnhof beschrieben. Der größte Torso der Stadt ist bis heute unverändert. Dort, wo ehemals das Tanzlokal Bobby und das Hotel Rheingold standen, kann man heute zwar parken. Nach wie vor aber gilt: Schön ist anders.

Finanzierung Die Bahn ist nach dem Eisenbahnkreuzungsgesetz verpflichtet, die künftige Unterführung für Fußgänger und Radfahrer zu finanzieren. Allerdings nur in einfacher Ausstattung. Für die ansprechende Gestaltung der Auf- und Abgänge erhält die Stadt Königswinter im Rahmen der Regionale 2010 Städtebaufördermittel.Die beiden Architekturbüros, die sich den ersten Platz im städtebaulichen Wettbewerb geteilt hatten, sind längst aus dem Rennen, weil sie keinen Investor gefunden haben. Die Messlatte liegt hoch, weil die Stadt in der Neubebauung Einzelhandel für die Menschen in der Altstadt schaffen will. Zurzeit wird mit Spannung auf die Entwürfe des Projektentwicklers Pyramis gewartet, die dieser zusammen mit den Plänen für die drei Altstandorte der Verwaltung vorlegen will.

Den Vorentwurf für die Rampen, die Unterführung und Winzerstraße/Talstation verbinden werden, stellte jetzt Peter Carl vom Büro Irene Lohaus/Peter Carl Landschaftsarchitektur (Hannover) im Planungs- und Umweltausschuss vor. Das Büro hatte den städtebaulichen Wettbewerb "Tourismusachsen" gewonnen.

Nachdem "HJPplaner" mit ihrem Konzept mangels Investoren gescheitert waren, beauftragte die Stadt die Landschaftsarchitekten Lohaus/Carl mit der Planung der Rampen auf der Grundlage und in Abstimmung mit "HJPplaner". Die Gestaltung von Plätzen und Fußgängerzonen gehört für die Landschaftsarchitekten zwar zum täglichen Geschäft, das äußerst komplizierte Auf- und Abgangsbauwerk der künftigen Bahnunterführung hat ihnen aber durchaus Kopfzerbrechen bereitet. So war ein sehr langwieriger Abstimmungsprozess mit dem Mainzer Institut für barrierefreie Gestaltung und Mobilität erforderlich.

Das Ergebnis kann sich nun sehen lassen, wie die Kommunalpolitiker den Planern im Ausschuss attestierten. Das Gremium beauftragte daher die Verwaltung, auf dieser Grundlage für den Bereich von der Hauptstraße bis zur Talstation die Genehmigungs- und Ausführungsplanung vorzubereiten.

Es sei sehr gut gelungen, die sechseinhalb Meter Höhenunterschied von der Unterführung bis zur Winzerstraße durch ein Bauwerk zu überwinden, das nicht zu mächtig wirkt. Als Vorbild dient dabei eine Treppen- und Rampenanlage in Trier (siehe Foto). "Trier zeigt, dass eine große Treppenanlage nicht wuchtig sein muss. Wir planen ein offenes Bauwerk, das auch zum Verweilen einlädt", sagt Peter Carl.

Ein "Königswinterer Loch" mit tiefen Einschnitten und hohen seitlichen Stützwänden, wie bei einem der Wettbewerbssieger, wird es nicht geben. Die seitlichen Stützwände sind in der überarbeiteten Planung mit Zwischenstufen, die begrünt werden sollen, weicher ausgebildet. Die Treppen und Rampen haben eher Platzcharakter. Im Zickzackkurs wird es in Zukunft vom Tunnel Richtung Winzerstraße und Tourismusbahnhof gehen, während die Rampe auf der anderen Seite der Bahn gradlinig mit einem Gefälle von sechs Prozent und mehreren Zwischenpodesten verläuft.

Der Entwurf und die Schnittstellen sind bereits mit den Ingenieuren der Bahn, die das reine Unterführungsbauwerk planen, abgestimmt. Es kann aber durchaus passieren, dass die Pläne eines künftigen Investors für die Bebauung auf dem Bobby- und Rheingold-Gelände noch zu einer Änderung führen. "Man kann das Rampenbauwerk nicht kleiner machen, aber durchaus größer", sagt Peter Carl.

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