"Ich gehöre in Deutschland dazu"

Geboren in Kamerun, zu Hause in Bornheim: Césaire Beyel (40) hilft ausländischen Mitbürgern, Fuß zu fassen.

"Ich gehöre in Deutschland dazu"
Foto: Roland Kohls

Bornheim. Integration? Césaire Beyel aus Bornheim lebt sie. Und das nicht erst, seit der gebürtige Kameruner 2009 die deutsche Staatsangehörigkeit erhalten hat und im Bornheimer Integrationsrat mitarbeitet.

Dort versucht der 40-Jährige, ausländischen Mitbürger bei dem Problem zu helfen, mit dem sie die größten Schwierigkeiten haben: beim Umgang mit der deutschen Bürokratie. Darüber hinaus geht es ihm aber um Grundsätzliches: "Alle ausländischen Mitbürger sollten sich bewusst machen, dass sie in Deutschland dazu gehören - egal, welche Hautfarbe oder Nationalität sie haben. Vor allem den Kindern müssen wir helfen, sich hier wohl zu fühlen und zu integrieren", sagt er.

Dass er, um eine berufliche Zukunft zu haben, einmal seine Heimat Doumé im Landesinneren verlassen würde, war Césaire Beyel klar. Nicht jedoch, dass es ihn dazu Tausende von Kilometern entfernt ins Rheinland verschlagen würde. So wurde er im Gymnasium mit anderen Schülern in einer Orientierungsphase getestet.

Es ging um ein Stipendium des Bildungsministeriums, das Césaire Beyel ergatterte und ihm ein Studium der Biomedizinischen Technik an der Fachhochschule Jülich ermöglichte. "Das war eine große Auszeichnung für mich. In einem anderen Erdteil zu studieren, war ein Abenteuer. Zumal ich außer 'Guten Tag' und 'Dankeschön' kein Wort Deutsch kannte. Hier wurden wir in einem achtmonatigen Crashkursus in Köln und am Bodensee vorbereitet. Und dann begann das Studium."

Biomedizinischer Techniker, das war nicht gerade sein Traumberuf. Mediziner oder Agrarwissenschaftler stand höher auf seiner Wunschliste. Aber: "Diese Techniker fehlten in Kamerun, daher das Stipendium. Es war übrigens damit verbunden, dass ich anschließend zehn Jahre in Afrika beim Aufbau einer Infrastruktur anpacken sollte. Doch dazu kam es nicht, weil in meiner damaligen Heimat das Geld fehlte. Ich hätte gerne meinem Land geholfen, aber es gab keine Stellen."

Weil ihn mehr und mehr der Umgang mit Computern interessierte, begann er parallel zu seiner Arbeit Informatik an der Universität Bonn zu studieren. Im Anschluss bekam der Diplom-Informatiker einen Zeitvertrag beim Fraunhofer-Institut in Sankt Augustin. Zweimal wurde der Vertrag verlängert - zuletzt bis zum 31. Januar.

Seitdem ist der dreifache Vater wieder auf Job-Suche und gibt sich optimistisch. "Ich habe schon viele Bewerbungen abgeschickt, einige Vorstellungstermine gab es auch schon." Césaire Beyel blickt zufrieden auf sein bisheriges Leben zurück. "Mir ist es hier sehr gut gegangen. Meine Hautfarbe und meine frühere Nationalität haben mir eigentlich nie besonders im Weg gestanden. Ich wurde offen aufgenommen und würde das gerne weitergeben."

Als er seiner Schwester hier einen Studienplatz besorgen wollte, war das an immer neuen Vorschriften gescheitert, erzählt er. Das will er anderen Neubürgern ersparen: "Wir gehen zusammen zu Behörden, ich helfe beim Papierkrieg, stehe auch bei Bewerbungen gerne zur Seite. Paragrafen und die Sprache, zusammen ist das eine schwere Hürde." Integration fange ganz früh an, die Kinder müssten die Sprache lernen. Das vermittelt er n den Computerkursen, die er ehrenamtlich an der Schule seines Sohnes hält.

Beyel hat aber auch anderes erlebt. Etwa, dass ein Freund aus Kamerun in Hessen angepöbelt und krankenhausreif geschlagen wurde. Oder Fälle von Kindern, die in Bornheim trotz bester Deutschkenntnisse in verschiedenen Schulen in Klassen für Sprachschwache eingestuft wurden. "Hier unterstelle ich nicht unbedingt böse Absicht."

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