Ich bin mal weg im Siebengebirge

"Ich bin dann mal weg." Aber künftig muss das nicht unbedingt mehr der Jakobsweg wie bei Hape Kerkeling sein. Statt Compostella ist nun "Monte Königswinter" der Geheimtipp für die Pilgerschaft. Das Projekt "Kapellenwanderung" in der Königswinterer Bergregion geht auf die Zielgerade.

Ich bin mal weg im Siebengebirge
Foto: Frank Homann

Königswinter-Heisterbacherrott. "Ich bin dann mal weg." Aber künftig muss das nicht unbedingt mehr der Jakobsweg wie bei Hape Kerkeling sein. Statt Compostella ist nun "Monte Königswinter" der Geheimtipp für die Pilgerschaft.

Die zwölf Kapellen in der Bergregion werden verbunden. Das hat Marathon-Ausmaße. 42 Kilometer wird die Gesamtstrecke betragen. Der erste Abschnitt ist fertig. "Am 11. September werden wir ihn eröffnen", so Franz Bellinghausen von der Arbeitsgemeinschaft der Gewerbevereine Königswinterer Bergregion, die das Projekt "Kapellenwanderung" zusammen mit der Pfarreiengemeinschaft Königswinter Am Oelberg initiierte.

Start ist am Haus Schlesien. Von dort aus geht es nach Vinxel. Es sind die beiden ältesten Kapellen dieses Dutzend, die am Anfang und am Ende dieser Wanderung den Betrachter zum Besichtigen, Verweilen und Besinnen einladen.

"Der Bergbereich ist noch ein touristischer Geheimtipp. Hier liegen noch verborgene Attraktionen", begründete Bellinghausen die Idee zum Pilgern hinter den sieben Bergen. Und damit rannte er bei Oliver Bremm, Geschäftsführer der Tourismus Siebengebirge GmbH, offene Türen ein. Aus dessen Haus kam Hilfestellung beim Entwurf der Faltblätter.

"Ein genialer Plan"Im Laufe des Jahres 2012 sollen alle Abschnitte fertig sein. "Alle Kapellengemeinden oder Vereine, die diese Wege mitplanen, werden von der Arbeitsgemeinschaft betreut", so Josef Göbel. Wilfried Thomas, stellvertretender Vorsitzende des Gewerbevereins, betonte: "Wir mussten nicht erst überzeugt werden von dem Projekt. Wir können dankbar sein dafür. Das ist ein genialer Plan."

Denn für jeden Abschnitt wird der Wanderer eine genaue Beschreibung des Weges erhalten mit dem Hinweis auf Aussichtspunkte und Einkehrmöglichkeiten. Auf zwei beiliegenden Einzelblättern werden außerdem die beiden jeweiligen Kapellen ausführlich vorgestellt.

Wenn Ende des Jahres 2012 alle Wege fertig sind, kommen die hochwertig gefertigten Blätter in einen Schober als gesammelte Wanderanleitung. Weil es sich bei der Kapellenwanderung aber vor allem auch um ein kulturelles und spirituelles Erlebnis handelt, um einen Kulturwanderweg, verzichteten die Initiatoren auf Fotos. Vielmehr hat Bruno Stephan Aquarelle gemalt, von den Kapellen, aber auch von An- und Aussichten unterwegs.

Und auch die Wegeskizze ist nicht einfach von der Landkarte kopiert, sondern wurde ebenfalls gezeichnet. Das macht dieses Faltblatt zu einer wirklich gelungenen "Handlungsanleitung" zum Wandern. Gedacht ist auch schon an einen Kalender mit den zwölf Kapellen-Aquarellen.

Damit nicht genug. Bruno Stephan aus Thomasberg hat auch ein Lied gedichtet, was Edgar Zens vertont hat. Und wenn am 11. September, 13 Uhr in einer ökumenischen Veranstaltung der erste Abschnitt des Kapellenweges eröffnet und gesegnet wird, singen die Kirchenchöre dieses Lied "Zwölf Kapellen".

Dann geht es übrigens zu Fuß oder auch per Planwagen oder Pony nach Vinxel. Ein Bus fährt die Pilgerschar nach Heisterbacherrott zurück, wo das Haus Schlesien zu Kaffee und Kuchen einlädt. Herbert Krämer hat die Schirmherrschaft übernommen. Am Wegesrand wird nicht die Jakobsmuschel zu finden sein wie nach Compostella, sondern kleine weiße Kapellen möchten die Wegbereiter aufsprühen.

"Kapellen sind Zeugnis des Glaubens der Menschen am Ort. Ich bin selbst begeisterter Bergwanderer. Man ist auf dem Weg, man ist frei. An spirituellen Orten können wir Gottverbundenheit spüren, Gott ist erfahrbar", sagte Diakon Udo Casel und war ganz begeistert von der Idee.

Heinz Stirken, der Geschäftsführer von Haus Schlesien, kann sich auch vorstellen, dass sich künftig Gäste einige Tage hier aufhalten, um den gesamten Weg abzugehen. "Wir würden sie dann auch an den Stationen abholen", meinte er.

Franz Bellinghausen, der sich bei allen Helfern bedankte und auch bei der Kreissparkasse Köln und der Volksbank Bonn Rhein-Sieg für die finanzielle Unterstützung, orakelte: "Ich glaube, der Jakobsweg wird es künftig schwer haben."

Im General-Anzeiger erschienen bereits in den vergangenen Sommerferien, sozusagen zum Vorwandern, die Geschichten von Kapellen aus dem Bergbereich. Die Serie wird jetzt fortgesetzt.

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