Hüngsberg streicht Weihnachtsfeier in Siegburg ersatzlos

Jugendbehindertenhilfe beklagt sich über Nichteingeladene und überzogene Erwartungshaltung - "Wir wollen den Leuten ins Bewusstsein rufen, dass es so nicht weiter geht"

  Keine Bescherung  - wie noch im vergangenen Jahr mit Anita Breitfeld, Hans Hüngsberg (Mitte) und Jürgen Land - gibt es diesmal für die behinderten Kinder.

Keine Bescherung - wie noch im vergangenen Jahr mit Anita Breitfeld, Hans Hüngsberg (Mitte) und Jürgen Land - gibt es diesmal für die behinderten Kinder.

Foto: Arndt

Siegburg. Da haben wir die Bescherung: Die Weihnachtsfeier der Jugendbehindertenhilfe (JBH) im Siegburger Stadtmuseum war immer eine feste Größe für die behinderten Kinder aus dem Rhein-Sieg-Kreis. In diesem Advent ist das Großereignis ersatzlos gestrichen. Dazu hat sich der JBH-Vorsitzende Hans Hüngsberg nach langer Abwägung entschlossen. Und das liegt nicht an fehlender Nachfrage.

Ganz im Gegenteil: Seit 1988 erfreut sich die Feier steigender Beliebtheit. Vergangenes Jahr ließen sich in der Aula des Stadtmuseums rund 200 Kinder und Eltern von den zehn ehrenamtlichen Helfern bewirten. Und das Bühnenprogramm konnte sich sehen lassen. Der Chor der Musikschule sang, und Kinder zeigten ein Weihnachtsspiel. Der Höhepunkt war wie gewohnt die Bescherung durch den Nikolaus, der prallvolle Tüten mit allerlei Leckereien für die Kinder mitgebracht hatte.

Doch der große Erfolg hat auch seine Schattenseite: "Seit zwei Jahren ist der Anteil der behinderten Kinder immer geringer geworden", stellte Hüngsberg fest. Und die seien ja die eigentlich Zielgruppe des Festes. "Zuletzt waren nur noch zehn Prozent Behinderte dabei." Zudem seien viele Eltern der angesprochenen Kinder immer anspruchsvoller geworden.

So stiegen etwa die Nachfragen nach einem Bring- und Holservice zur Weihnachtsfeier. "Aber das können wir nicht leisten und dürfen wir auch nicht", sagt Hüngsberg. Außerdem seien immer mehr ganze Familien zum Fest gekommen. Und das sei eigentlich nicht Sinn der Sache. "Wir mussten feststellen, dass mehr und mehr nichteingeladene Gäste zur Feier kamen und Tüten an sich nahmen, die für die behinderten Kinder bestimmt waren", berichtet der Vorsitzende. Dafür seien der Aufwand für die Ehrenamtler und die finanziellen Ausgaben von rund 6 000 Euro zu hoch.

Hüngsberg hatte in den vergangenen Wochen schon viele Anfragen, warum die Feier dieses Jahr ausfalle. "Wir wollen den Leuten ins Bewusstsein rufen, dass es so nicht weiter geht", sagte er. Dennoch hat der Vorsitzende der Jugendbehindertenhilfe eine gute Nachricht: Kommendes Jahr soll die Feier wieder steigen. Diesmal allerdings mit einer besseren Einlasskontrolle. Dann wird es für die behinderten Kinder auch wieder Tüten geben.

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