Doku "Syrien - ein schwarzes Loch" Hubertus Koch stellt Film in Bonn vor

BONN · Im Bonner Künstlerforum präsentierte der Bonner Dokumentarfilmer Hubertus Koch seinen Film "Syrien - ein schwarzes Loch". Koch reiste in ein syrisches Flüchtlingslager und zeigte das Elend vor Ort. In Bonn diskutierte er jetzt auch mit Flüchtlingen über seine Reise.

 Die Schlussszene der Dokumentation: Ein syrisches Mädchen im Flüchtlingslager Bab Al-Salameh neben den in die Luft gesprengten Resten eines Autos.

Die Schlussszene der Dokumentation: Ein syrisches Mädchen im Flüchtlingslager Bab Al-Salameh neben den in die Luft gesprengten Resten eines Autos.

Foto: Hubertus Koch

Die letzte Szene - ein kleines Mädchen neben den Resten eines zerbombten Autos - danach wird die Leinwand schwarz. Kein Applaus, für eine Minute herrscht absolute Stille. Einige Zuschauer müssen sich Tränen aus den Augen wischen. Im Bonner Künstlerforum wurde am Donnerstagabend vor mehr als 60 Zuschauern die Dokumentation "Syrien - ein schwarzes Loch" gezeigt. Mittendrin der aus Bonn stammende Dokumentarfilmer Hubertus Koch.

"Ich will mit dieser Dokumentation nicht den Syrien-Krieg erklären. Ich will gerade durch die Emotionalität der Bilder zum Nachdenken anregen", sagt Koch. Im März 2014 reiste der damals 24-Jährige ins syrische Flüchtlingslager Bab Al-Salameh an der türkischen Grenze. Er begleitete einen Hilfstransport in das Lager. Mit Kameras zeichnete er das Leid und Elend dort auf. "Es sind schreckliche Bilder, die man sonst nicht im Fernsehen sieht", sagt Susanne Grube vom Künstlerforum. Die Vorführung ist Teil des Projekts "The Meal - a place at the table" zum Thema Flucht und Migration.

Unter den Zuschauern sind an diesem Abend auch zahlreiche Flüchtlinge aus dem Paulusheim, darunter viele Syrer. An sie sind Kochs erste Worte an diesem Abend gerichtet: "Willkommen in Deutschland. Es gibt viele Menschen in diesem Land, die euch mit offenen Armen empfangen." Im März traf der General-Anzeiger Koch zum ersten Mal und berichtete über seine Reise und die entstandene 90-minütige Dokumentation. Mittlerweile wurde daraus ein 30-minütiger Film für den WDR. Auftritte bei "Stern TV" und Markus Lanz folgten.

"Ich sehe keine Hoffnung für Syrien. Wenn ich eine Idee hätte, wie ich gegen das Regime und den IS vorgehen könnte, wäre ich geblieben und hätte gekämpft. Aber ich habe keine", sagt ein junger Mann aus Aleppo, der seit sechs Monaten in Bonn lebt. Koch hat auch keine. "Es wird jeden Tag schlimmer, jeder kennt die Schicksale und keiner hilft euch." Am Ende des Abends meldet sich dann noch Lul Autenrieb zu Wort. Die Somalierin lebt seit 25 Jahren in Deutschland. "Der Film hat mich sehr beeindruckt. Ich danke Ihnen und habe eine Bitte: Können Sie diesen Film im Osten zeigen, damit die Menschen dort sehen, welches Leid die Flüchtlinge hinter sich haben?" Koch hat genau das dem Bürgermeister von Heidenau schon angeboten. Eine Antwort steht noch aus.

Eine Reportage zu Kochs Reise sowie die Doku gibt es bei ga.de.

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