Mühlenbach in Rheinbach Historischer Kanal muss weichen

RHEINBACH · Der Bagger hat ganze Arbeit geleistet: Auf dem Baulücken-Grundstück an der Bachstraße ist der historische Kanal beziehungsweise der übermauerte Bachlauf des Mühlenbaches aus dem 19. Jahrhundert wieder verschwunden.

 Nur noch Erdhaufen sind an der Bachstraße verblieben, wo der Kanalüberbau entdeckt wurde.

Nur noch Erdhaufen sind an der Bachstraße verblieben, wo der Kanalüberbau entdeckt wurde.

Foto: Wolfgang Henry

Dabei hatte die Initiative "Neue Pfade" um Werner Gerhards die Konstruktion aus Feldbrandziegelsteinen wie berichtet erst vor wenigen Wochen unter der Federführung von Jürgen Wentscher, pensionierter archäologischer Grabungstechniker des Amtes für Bodendenkmalpflege des Landschaftsverbandes Rheinland, ausgegraben und dokumentiert.

Und zwar mit Genehmigung und Unterstützung der Rhein-Sieg-Baugesellschaft als Eigentümerin des Grundstücks. Unter den neuen kellerlosen Wohnhäusern sollte der historische Kanal zwar nicht mehr sichtbar sein, aber erhalten bleiben, hatten sie sich gefreut. Daraus wird nun nichts, wie Gunter Wagner, Architekt, Bauleiter und einer der Projektleiter der Baugesellschaft, auf Nachfrage einräumte.

"Bei genaueren Untersuchungen der Statistiker stellte sich heraus, dass eine hohlraumfreie Verfüllung nicht möglich war", erklärte er. "Und eine andere Art der Sicherung wäre mit einem enormen Aufwand und entsprechend hohen Mehrkosten verbunden gewesen." Er sei selbst enttäuscht.

Der ursprüngliche Plan sei gewesen, die Hohlräume des Ziegelsteingewölbes mit Rollkies zu verfüllen, um die Konstruktion zu stabilisieren. Nach zwei Ortsterminen mit Statikern habe sich aber herausgestellt, dass diese Methode zu hohe Risiken für das neue Wohngebäude bedeuten würde. Andere Varianten seien aufgrund des hohen Aufwands und der hohen Kosten ausgeschieden.

Sigrid Burkhart, Bau-Fachbereichsleiterin der Stadt Rheinbach, wies darauf hin, dass es sich bei dem Mühlgrabenkanal nicht um ein eingetragenes Bodendenkmal handele. In seinem Verlauf sei der Kanal aber im Kellerkataster erfasst. Im Zuge der Bodendenkmalsicherung seien Teile gesichert und aufgenommen worden.

Gerhards und Wentscher waren am Mittwoch nicht zu erreichen. Siglinde Weger von den "Neuen Pfaden" bedauerte zwar, dass das Bauwerk nicht erhalten werden kann, verwies aber darauf, dass "alles genau festgehalten und dokumentiert" sei.

Der Mühlenbach lieferte als Abzweigung des Gräbbachs das Wasser für den Betrieb einer Wassermühle, die auf dem früheren Gelände der Rheinbacher Burg stand, wo sich heute die Grundschule Sankt Martin befindet. Das Wasser wurde um die Burg herum in einen Speichersee geführt. Hinter dem jetzigen Fundort machte der Mühlenbach einen Knick und verlief unter der Straße zum Kallenturm.

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