Energiewende in der Region Hausbesuch in einem Plus-Energie-Gebäude in Swisttal

SWISTTAL-MORENHOVEN · So ein Kaminofen ist schon etwas Feines. Gerade dann, wenn die kalte Jahreszeit anbricht und die Abende länger werden. Auch Hartmut Kircher macht gerne Feuer, damit es im Wohnzimmer gemütlich ist. Den Ofen habe er sich "aus Spaß" zugelegt, sagt der 56-Jährige, der in einem Plus-Energie-Haus in Morenhoven wohnt.

 Ein Mann, ein Haus: Hartmut Kircher vor seinem hocheffizienten Eigenheim.

Ein Mann, ein Haus: Hartmut Kircher vor seinem hocheffizienten Eigenheim.

Foto: Dominik Pieper

Also in einem Gebäude, das mehr Strom produziert, als es verbraucht. Die Photovoltaikanlage erzeugt jährlich 11.000 Kilowattstunden (kWh) Strom. Dem steht ein tatsächlicher Verbrauch von 9500 kWh gegenüber.

"Spaß" ist bei so viel Effizienz natürlich nicht mit flüchtigem Vergnügen gleichzusetzen. Bei Kircher ist es eher die Freude an Innovation. Der mit einer Wassertasche ausgerüstete Kaminofen speist den Pufferspeicher als Heizzentrale des Hauses, der vorrangig von einer Pelletheizung und einer solarthermischen Anlage bedient wird. "Die einzelnen Komponenten arbeiten wie ein Team zusammen", erklärt Kircher, der mit seiner Frau Gabriele vor zwei Jahren in Morenhoven baute.

Die Wärme wird durch eine Fußbodenheizung und eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung verteilt. Letztere sorgt dafür, dass verbrauchte Raumluft nach außen geleitet wird. Dabei wird gleichzeitig Luft erwärmt, die von außen nach innen gesogen wird. "Zum Lüften kann ich aber immer noch die Fenster öffnen", sagt Kircher.

Da er und seine Frau schon früher im Schwäbischen einen Altbau energetisch saniert (und so die Energiekosten geviertelt) hatten, kannten sie sich mit effizienter Bauweise aus. Beim Neubau gingen sie noch weiter. Vor allem, was die Dämmung betrifft: "Wir wollten alles gründlich machen, bevor wir in ein paar Jahren nachbessern müssen", so Kircher.

Als der Sozialarbeiter erfuhr, wie viel Wärme durch einen kleinen Riss in einer Dampfsperre unterm Dach entweichen kann, war für ihn klar: Es muss jeder Millimeter am Haus dicht gemacht werden. Rund um die Fenster, aber auch an den Steckdosen. Den Handwerkern schaute er genau auf die Finger. Ob die nicht genervt waren? "Nein, man muss sie einbinden und inspirieren", sagt der Morenhovener.

"Seine Hartnäckigkeit hat sich ausgezahlt", erklärt der Bonner Energieberater Stephan Herpertz. Er war in der Jury der ILEK-Projektgruppe (Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept), die Kircher 2011 mit dem Klimapaten-Preis ausgezeichnet hat. Vor allem das intelligente Vernetzen verschiedener erneuerbarer Energiequellen sei zukunftsträchtig.

Kircher hat sein Haus schon bei mehreren ILEK-Energietagen geöffnet. Am 17. November ist er auch beim Energietag des GA vertreten. Dann berichtet er zusammen mit seinem Bauträger über seine Erfahrungen.

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