Hausbesitzer verunsichert durch Brief der Stadt

Gleich zwei Bonner Ämter fordern Bürger zu Überprüfungen der "zweiten Rettungswege" auf

  Auf Nummer sicher:  Selbst wer keine Feuerleiter am Haus hat, bekam Post von der Stadtverwaltung.

Auf Nummer sicher: Selbst wer keine Feuerleiter am Haus hat, bekam Post von der Stadtverwaltung.

Foto: GA-Archiv

Bonn. Mit einem Schreiben an rund 60 000 Hauseigentümer hat die Stadtverwaltung für Verunsicherung auf breiter Basis gesorgt. Es geht um Feuerleitern an Gebäuden. Und darum, sie auf Wunsch der Bezirksregierung zu überprüfen, um Unfälle wie in Köln zu vermeiden. Dort stürzten zwei Menschen in den Tod, weil die Feuerleitern nicht ordnungsgemäß angebracht waren.

In dem Brief werden die Bonner Hauseigentümer aufgefordert, einen Fragebogen über ihren "zweiten Rettungsweg" auszufüllen. Dabei bleiben Fragen offen. Müssen die Eigentümer antworten? Was ist, wenn gar keine Feuerleiter existiert? Muss sie nachgerüstet werden? Und warum weiß die Verwaltung nicht, wo es Feuerleitern in der Stadt gibt?

Auf Nachfrage stellt ein Sprecher klar: Die Angaben sind freiwillig. Und wer keine Feuerleiter am Haus hat, der kann das Schreiben wegwerfen. Nachgerüstet werden muss auch nicht. Und dass die Stadt alle Hausbesitzer anschreibt, erklärt Amtsleiter Hans-Peter Spindeldreher so: "In den 300 000 Bauakten im Keller sind die Angaben zwar enthalten, aber es gibt keine eigene Akte zu Feuerleitern."

Der Amtsleiter räumt ein, dass viele Bürger angerufen oder geschrieben haben, die gar nicht betroffen sind. "Das Problem haben wir so nicht gesehen, dass solche Bürger antworten. Aber vielleicht macht das Schreiben den einen oder anderen problembewusst."

Zudem offenbart der Vorgang einen internen Wirrwarr. Das Bauordnungsamt wollte sich an die Hausbesitzer wenden, erhielt aber die Adressen nicht. Grund: Das Steueramt berief sich auf Datenschutz. Deshalb bekamen die Eigentümer mit einem Brief praktisch zwei Schreiben von zwei Ämtern. Kein Wunder, dass kaum noch jemand durchblickt, meint auch Helmut Hergarten, Geschäftsführer von Haus & Grund, der viele Anrufe erhielt. "Es ist nur ein Bruchteil der Eigentümer von dieser Sache betroffen", stellt er klar. "Glücklich ist die ganze Sache nicht gelaufen." Auch er moniert fehlende Hinweise und bürokratische Formulierungen.

Dennoch sei das kein böser Wille, so Hergarten: "Gut gemeint ist aber nicht immer dasselbe wie gut."

Lesen Sie dazu auch den Kommentar " Fragen und Antworten" von Rolf Kleinfeld.

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