Sankt Augustin Gutenbergschüler erstellen Wegweiser für Senioren

SANKT AUGUSTIN · Als Rudolf Walther zum Wurf ausholt, staunen die Schüler der Gutenbergschule nicht schlecht. Schwungvoll wuchtet der rüstige Rentner die Pins mit der Bowlingkugel von der Bahn.

 So sieht er aus, der Seniorenkompass: Die Schüler Patrik Hartmann (v.l.), Fidan Inanmaz und Viviane Müller legen den Bewohnern Brigitte Müller und Rudolf Walther das Ergebnis vor.

So sieht er aus, der Seniorenkompass: Die Schüler Patrik Hartmann (v.l.), Fidan Inanmaz und Viviane Müller legen den Bewohnern Brigitte Müller und Rudolf Walther das Ergebnis vor.

Foto: Andreas Dyck

Die stehen zwar nur virtuell auf der Leinwand im Seniorenwohnheim Sankt Monika, denn gespielt wird auf der Spielekonsole "Wii". Aber immerhin setzt sich der 90-Jährige im Duell gegen seinen jüngeren Kontrahenten von der Förderschule durch. "Wir waren erstaunt, was die noch alles können", sagt Patrik Hartmann. Er gehört zu 14 Schülern aus den Klassen 8, 9 und 10, die für die älteren Bewohner des Wohnheims einen Seniorenkompass erstellt haben.

Auf 90 Seiten haben die Schüler der Förderschule in sechsmonatiger Projektarbeit seniorenfreundliche Angebote in der Umgebung des Wohnheims zusammengetragen. Was dabei rauskommt, wenn Schüler in die Rolle von Senioren schlüpfen, kann sich sehen lassen. Von A wie Apotheke bis Z wie Zeitschriften ist ein Wegweiser entstanden, der mit wichtigen Zusatzinformationen einen beachtlichen Mehrwert für die ältere Generation schafft.

Neben Telefonnummern und Öffnungszeiten klärt der Seniorenkompass auf, welche Angebote barrierefrei zu erreichen sind, und dass etwa der Optiker von nebenan die Brille kostenlos reinigt. Jetzt haben die Schüler im Alter von 13 bis 15 Jahren ihr Werk im Heim vorgestellt. Dabei wurde nicht nur "Wii" gespielt, die jungen Autoren ließen auch die Zusammenarbeit mit den Senioren Revue passieren. In Interviews und mit Fragebögen ausgestattet hatten sie den Bedürfnissen und Interessen der Damen und Herren auf den Zahn gefühlt.

Und dabei auch das ein oder andere gelernt. "Die Senioren sind sehr höflich mit uns umgegangen und haben viel Geduld mit uns gehabt", so Patrik. "Das nehme ich für mich mit." Auch Valeria Kneutgen lobt die Zeit mit den jungen Leuten: "Die haben uns nicht nicht wie altes Eisen behandelt. Das fand ich sehr schön." Die 88-Jährige wohnt seit mehr als fünf Jahren im Seniorenheim.

"Die jungen Leute sind offener als wir früher und trauen sich mehr", sagt sie. Betreut wurden die Schüler von Mentoren, zu denen auch Frank Uhland von der Deutschen Telekom gehört. Er hatte die Idee zum Projekt und für die Schüler eine besondere Überraschung: Die Mentoren werden ihre Schützlinge auch weiterhin begleiten und bleiben wertvolle Ansprechpartner.

Für die Schüler bedeutet das Projekt allerdings mehr als nur eine gute Erfahrung. Sie bekommen für ihre Arbeit eine Bescheinigung, die ihnen bei Bewerbungen Türen öffnen soll. Die Chancen dafür schätzt Claudia Hammesfahr gut ein. "Die Schüler haben sich hier mit sozialen Fähigkeiten und selbstständiger Arbeit eingebracht", so die stellvertretende Leiterin der Förderschule.

"Vielen Senioren fehlt der Austausch mit jungen Menschen und einige Schüler haben keine Großeltern mehr. Hier kommt beides zusammen." Das gilt sogar ein bisschen für den Musikgeschmack. Als die Schüler die Hits von früher und von heute abspielen, um die verschiedenen Geschmäcker zu vergleichen, wippt auch der ein oder andere Senior zu den Pop-Hits mit.

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