Landgericht Bonn Großvater gesteht sexuellen Missbrauch von Tochter und Enkelin

TROISDORF · Der 75-Jährige steht wegen der jahrelangen Übergriffe vor Gericht. Seine Krankheit lässt nur kurze Verhandlungstage zu. Nun hat er überraschend ein Geständnis angelegt.

Gerade noch rechtzeitig die Reißleine gezogen hat wohl der 75 Jahre alte Angeklagte, der sich derzeit für den jahrelangen Missbrauch einer Enkelin in seiner Wohnung in Troisdorf vor dem Bonner Landgericht verantworten muss: Überraschend hatte der schwer kranke und nur wenige Stunden verhandlungsfähige Mann, der stets eine Sauerstoffflasche neben sich stehen hat, am Mittwoch Morgen doch noch ein umfassendes Geständnis abgelegt.

Zu Prozessbeginn hatte der unter Betreuung stehende Rentner die Vorwürfe der Vergewaltigung und des schweren sexuellen Missbrauchs von Kindern zwischen 1998 und 2001 noch vehement bestritten. Selbst bei der stundenlangen Vernehmung der heute 21 Jahre alten Enkelin, die dabei immer wieder weinen musste, hatte er auf Nachfragen weiter geleugnet.

Nun die Kehrtwende: Weil er mit den Lügen nicht mehr weiterleben wolle, gestand er die Übergriffe auf die Enkelin - und nicht nur die. Auch den Jahrzehnte zurückliegenden Missbrauch einer seiner Töchter - von dem die Frau bereits im Zeugenstand berichtet hatte - räumte er nun ein.

Er schäme sich für die Taten. Über die vielen Jahre habe er die Erinnerungen verdrängt und gehofft, dass sie im Dunkeln bleiben würden. Für die als Nebenklägerin anwesende Enkelin war es besonders wichtig, nun nicht mehr als Lügnerin dazustehen.

Ihr als Zeuge gehörter Therapeut geht davon aus, dass der Missbrauch der Grund für zwei Selbstmordversuche der 21-Jährigen, die anhaltenden Depressionen und die Essstörung ist. Ihm zufolge dauert es noch sechs bis sieben Jahre, bis die junge Frau das Geschehen verarbeiten könne.

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