Gestreifter Pulli weist Weg zum Täter

20 Beamte durchsuchen Wohnung in Euskirchen und nehmen 17-jährigen Portugiesen fest

Euskirchen. Die Stadt atmet auf. Am Freitagmorgen um sechs Uhr hat die Euskirchener Polizei einen 17-jährigen Portugiesen in einem Haus in Bahnhofsnähe festgenommen. Der junge Mann, der in U-Haft sitzt, steht im dringenden Tatverdacht, drei Frauen vergewaltigt und eine Vergewaltigung versucht zu haben ( der GA berichtete). "Die Beweislast ist erdrückend", sagte am Freitagmittag Polizeidirektor Georg Kriener. Eine Tat gab er in den Vernehmungen bereits zu.

Zur Erinnerung: Am 10. Juli war morgens um drei Uhr im Vorraum der Kreissparkasse eine 19-Jährige vergewaltigt worden, aufgenommen hatte die Tat eine Raumüberwachungskamera; drei Tage später hatte offenbar derselbe Täter in einer Nacht gleich zwei Frauen überfallen, bei einer 20-Jährigen war es beim Versuch geblieben, bei einer 21-Jährigen kam es zur Tat.

Nach Medienberichten und im Zuge der Ermittlungen meldete sich eine 42-Jährige, an der sich der Mann laut Polizei ebenfalls auf äußerst brutale Weise vergangen hatte. Nachdem der von der Kamera aufgenommene Mann mit auffallendem Pulli und heller Maske bei der Fahndung gezeigt worden war, meldeten sich Zeugen.

So war der mutmaßliche Täter beobachtet worden, wie er in ein Haus an der Kölnstraße ging. Ein Opfer gab an, der junge Mann habe sie bereits vorher angesprochen. Er hatte sich zwischen den beiden Vergewaltigungen umgezogen, musste also in der Nähe des Bahnhofes wohnen.

"Die Schlinge zog sich immer enger zu. Nach den Beschreibungen konnten wir von einem Serientäter ausgehen. Er sollte um die 20 sein, schlank, athletisch und ein Augenbrauenpiercing haben. Als wir erfuhren, dass der Mann in dem Haus verschwunden war, observierten wir das Gelände rund um den Bahnhof und das Haus. Dabei wurden wir von Kollegen unterstützt. Wir stellten fest, dass die beiden oberen Etagen täterrelevant sind", erläuterte Kriener in der Sprache der Fahnder.

"Ich bin sehr erleichtert", erklärte Landrat Günter Rosenke. "Wegen der Taten hatten die Leute schon Angst, nachts auf die Straße zu gehen." Am Freitagmorgen ging es dann sehr schnell, nachdem die Staatsanwaltschaft Bonn und das Amtsgericht Euskirchen die Durchsuchung befürwortet hatten. Die Ermittler wussten, dass in den beiden Etagen neun Personen leben.

"Wir waren mit 20 Beamten deutlich in der Übermacht", erklärte der Polizeichef, warum es keine Gegenwehr gab. Der 17-jährige Portugiese, der erst seit April in Euskirchen wohnt und arbeitet, ließ sich widerstandslos festnehmen. Bei der Durchsuchung stellten die Beamten umfangreiches Beweismaterial sicher, darunter den Pulli und die Maske. Außerdem wurde dem Tatverdächtigen sein Duft zum Verhängnis.

"Ein Opfer hatte an dem Täter das Deo eindeutig erkannt, für das gerade im Fernsehen so viel Reklame gemacht wird. Genau das fanden wir bei dem 17-Jährigen. Die anderen Bewohner des Hauses wussten offensichtlich nichts von den Verbrechen, sie waren völlig überrascht", sagte Kriener.

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