Geld gibt es nur für den Nationalpark

Kreisumweltdezernent sieht in der angestrebten Lösung die einzige Chance, das Siebengebirge zu erhalten - Naturschutzbund warnt vor einer Aufweichung der Qualitätskriterien

Geld gibt es nur für den Nationalpark
Foto: Frank Homann

Siebengebirge. "Verändern wird sich das Siebengebirge so oder so - ob mit oder ohne Nationalpark. Die Frage ist nur in welche Richtung." Die Schlussbemerkung des Kreisumweltdezernenten Christoph Schwarz konnte man als Warnung oder als Drohung verstehen. Je nachdem, ob man zum Kreis der Befürworter oder der Gegner eines Nationalparks Siebengebirge gehört.

Wie kontrovers das Thema in der Region diskutiert wird, mag man der Tatsache entnehmen, dass die zweieinhalbstündige Podiumsdiskussion im Haus Bachem die erste gemeinsame Veranstaltung der grünen Ratsfraktionen aus Königswinter, Bad Honnef und Bonn war. Erfreulicherweise hielt sich die Polemik an diesem Abend, den 100 Bürger verfolgten, in Grenzen. Die Sachargumente überwogen.

Auch die Besetzung des Podiums sorgte für Ausgewogenheit. Das gilt auch für das Publikum, in dem sich auf die Gretchenfrage von Moderator Peter Krause zu Pro oder Kontra zu Beginn keine klaren Mehrheiten abzeichneten. Als er seine Frage zum Schluss wiederholte, war die Zahl der Befürworter und Gegner gewachsen, die der Unentschlossenen hingegen etwas kleiner geworden. Bei den Wortbeiträgen sah es anders aus: Hier meldeten sich vor allem die Gegner, besonders die Vertreter der Bürgerinitiativen, zu Wort.

Beide Seiten konnten dabei durchaus plausible Argumente ins Feld führen. "Es gibt immer weniger Geld für den Naturschutz. Wenn das Siebengebirge nicht Nationalpark wird, werden in zehn bis 15 Jahren die ersten Steinbrüche zugewachsen sein und die Arten, die die Offenhaltung brauchen, das Siebengebirge verlassen", kündigte Christoph Schwarz an. Die Biotope könnten auf Dauer nur erhalten werden, wenn sie professionell gepflegt würden.

"Ich habe im Kreis zurzeit nur zwei Leute, die ich regelmäßig im Siebengebirge beschäftigen kann", gab er zu bedenken. Auch in anderen Bereichen werde die Belastung für das Siebengebirge immer größer werden: "Es wird kein Geld da sein, um verkehrslenkende Maßnahmen und Wegekonzepte zu realisieren."

Aus eigener Erfahrung konnte Reiner Rechmann, der Landschaftswart im Siebengebirge ist, das bestätigen. "In den vergangenen drei bis vier Jahren gibt es drastische Veränderungen beim Wegenetz." So gäbe es zum Beispiel kein Geld, um den Steinabbruch am Stenzelberg zu untersuchen. Solange könnte aber der dortige Weg nicht freigegeben werden. Auch am Tretschbach und am Himberg seien wegen des Personalmangels viele Wege aus Sicherheitsgründen gesperrt.

In erster Linie wirtschaftliche Motive stehen hingegen nach Auffassung von Josef Tumbrinck, dem Landesvorsitzenden des Naturschutzbundes (Nabu), hinter einem Nationalpark Siebengebirge. "Wenn die Ökonomie etwas treibt, wird am Ende nicht wirklich Besseres dabei herauskommen", meinte er.

Tumbrinck mahnte eine ergebnisoffene Diskussion auch auf Seiten der Landesregierung an, bei der auch geprüft werden sollte, ob das Siebengebirge wegen seiner geringen Fläche nicht eher als Biosphärenreservat geeignet wäre.

"Ein Nationalpark hat für die Landesregierung natürlich eine andere Strahlkraft. Nachdem sie in Ostwestfalen gescheitert ist, hat sie sich auf das Siebengebirge gestützt", erblickt er darin ein Prestigeobjekt. Das Problem entstehe erst dadurch, dass das Land nur noch 57 Millionen Euro und somit gerade einmal 0,1 Prozent des Haushaltes, für den Naturschutz zur Verfügung stellen würde.

"Man kann sich den Nationalpark nicht so basteln, wie man ihn gerade braucht. Es wird versucht, auf diese Weise die Probleme in den Griff zu bekommen. Das verändert aber auch die Qualitätskriterien für andere Nationalparke in Deutschland", kritisierte er.

Positiver beurteilte Achim Baumgartner, der Kreisvorsitzende des BUND, eine Ausweisung des Siebengebirges. "Wenn der Nationalpark richtig gemacht wird, bietet er die Chance, das notwendige Gegengewicht zur Regionale 2010 zu schaffen und auch die Verkehrsproblematik zu lösen", meinte er. Der Nationalpark müsse zurzeit als Buhmann für alles herhalten, obwohl die Verkehrsproblematik viel mehr an der Regionale hänge.

Für Christoph Schwarz gibt es nur eine gute Lösung. Die weitere wirtschaftliche Nutzung des Siebengebirges könne nur in einem Nationalpark verhindert werden. "Chancen kann man nutzen oder sie verstreichen lassen. Mein dringender Appell ist, sie zu nutzen", sagte er. Ein Nationalpark wäre ein "Quantensprung für den Naturschutz im Siebengebirge".

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