Kicken in Niederkassel Fußball als Integrationsprojekt

NIEDERKASSEL · Es ist noch ruhig im Sportpark Süd um 15.30 Uhr. Gerade laufen erste Bambini im Fußballdress auf. Aber etwas ist anders als üblicherweise. Überall stehen kleinere Gruppen Jugendlicher oder junger Männer augenscheinlich unterschiedlichster Nationalitäten.

 Multikulti auf dem Rasen: Beim Schnuppertraining trafen sich Flüchtlinge, deutsche Jugendliche und die Organisatoren des JFC.

Multikulti auf dem Rasen: Beim Schnuppertraining trafen sich Flüchtlinge, deutsche Jugendliche und die Organisatoren des JFC.

Foto: Martina Welt

Der Grund für den "Tourismus" auf dem Platz: Die Akademie des Jugendfußballclubs (JFC) hat zum Integrationsprojekt Fußball eingeladen.

Erste Überlegungen mit der Stadt dazu habe es bereits im April gegeben, sagt der JFC-Vorsitzende Torsten Bohne. Die erste Trainingseinheit mit Boris Meder und Lars Gutsche verlief problemlos. Zehn Jugendliche aus Syrien, dem Irak und Albanien seien zum Auftakt auf dem Platz gewesen. Sie waren alle zwischen zwölf und 18 Jahren und "mit viel Spaß bei der Sache", erinnert sich Meder.

Heute, beim zweiten Termin, bietet sich ihm und seinem Co-Trainer ein völlig anderes Bild. Die anwesenden Flüchtlinge sind wesentlich älter und berichten, dass sie von dem Projekt gehört hätten und "nur mal zuschauen wollten". Die Einladung der Trainer, mitzukicken, nehmen sie dann aber ohne zu zögern an. Aber auch Jungs aus dem nahe gelegenen Jugendtreff "Routemaster", hat Christina Bergmann vom Jugendamt diesmal mit auf den Platz gebracht.

Einer von ihnen ist Tobi (16): "Ich spiele eigentlich nicht Fußball, bin aber trotzdem dabei, weil ich das Projekt richtig gut finde." Denis (17) hat früher mal Fußball gespielt. "Jetzt hat man mich gefragt und da dachte ich mir, ich schau's mir mal an", meint er. Für Daniel (24) ist der Termin am Sportpark eine Möglichkeit, mal wieder zu kicken. Seit einem Jahr ist er in der Flüchtlingsunterkunft in Lülsdorf, nachdem er aus Eritrea nach Deutschland geflüchtet ist. Erst einen Monat in Niederkassel ist Liban (18) aus Somalia.

"Ich suche ein Team, in dem ich mitspielen kann", sagt er. Von seiner Unterkunft in Ranzel ist er mit dem Fahrrad zum Sportpark gefahren. Nicht alle sind wie er im Fußballoutfit erschienen. Selbst mit Flipflops beteiligen sich die Flüchtlinge aus aller Welt am Training des JFC. Gesprochen wird Englisch, das alle wenigstens in Bruchstücken beherrschen. Mario (16) und Kevin (15) spielen in der B-Jugend des JFC. "Mit Fußball ist es einfach leichter, sich zu integrieren", glauben beide.

Leidenschaft für den Sport, Spaß, Freundschaften und das Team seien die Gründe für sie, warum sie Fußball spielen. Finanzielle Unterstützung bekommt der JFC von der Bürgerstiftung, deren Vorstandsmitglied Nikolaus Nöbel sich ebenfalls ein Bild über das Projekt auf dem Platz macht. Ziel der Bemühungen ist die Integration der Flüchtlinge im Verein.

Dazu wird es am Samstag, 10. Oktober, ein Turnier mit gemischten Teams geben. "Das Projekt ist eine Einladung an die Flüchtlinge, zu uns in den Verein zu kommen", sagt Pressesprecher und Frauentrainer Markus Thüren. Mädchen seien ebenfalls ausdrücklich erwünscht. Der nächste Termin für fußballbegeisterte Flüchtlinge und deutsche Jugendliche ist am morgigen Freitag ab 15.30 Uhr im Sportpark Süd.

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