Fünf Jahre Haft für ehemaligen Gefängnisaufseher

Der Mann hatte mehrere Aldi-Märkte überfallen - Kassiererinnen in Rheinbach bedroht -Trabbi-Fahrer stellte ihn

Rheinbach/Bonn. Ein Serientäter sorgte im Sommer in mehreren Aldi-Filialen für Angst und Schrecken. Drei Mal in nur fünf Wochen überfiel ein maskierter und bewaffneter Räuber die Märkte in Rheinbach, Bad Münstereifel und Zülpich, bis ihn beim letzten Mal, an einem Freitag, dem 13., ein beherzter Kunde stellte.

Mit seinem Trabbi jagte der unerschrockene Mann den Täter, der auf Schusters Rappen sein Heil in der Flucht suchte - und auch nicht auf einem für Autos unwegsamen Feldweg fand, denn sein Verfolger rannte ihm dort hinterher und überwältigte ihn. Wegen schweren Raubes in drei Fällen wurde der 39-jährige Josef B. am Mittwoch vom Bonner Landgericht zu fünf Jahren Haft verurteilt.

Die 2. Große Strafkammer hielt dem bisher unbestraften Mann, der auch einmal als Aufseher im Kölner Gefängnis gearbeitet hatte, zugute, dass er nach seiner Festnahme alles sofort umfassend gestanden hatte - auch die beiden Überfälle vorher, die man ihm sonst kaum hätte nachweisen können.

Was den Angeklagten vor allem charakterisiert, wie Kammervorsitzender Klaus Haller erklärt: Josef B., der seit 17 Jahren wegen psychischer Probleme in Dauerbehandlung ist und zu 80 Prozent als erwerbsunfähig gilt, setzt seine Krankheit immer wieder als Mittel ein. Den Ärzten zufolge ist Josef O. eine gestörte Persönlichkeit mit hypochondrischen Zügen und Zwangsverhalten.

Im Prozess entschuldigte er sich zwar bei seinen Opfern, hielt ihnen aber auch gleich entgegen, dass er ein kranker Mann sei. Der Sachverständige stellte jedoch klar, dass die Persönlichkeitsstörung die Schuld des Angeklagten nicht mindere. Mit einem klaren Plan war der Mann, der auch Brüder mit psychischen Problemen hat, vor den Taten mit Bus und Bahn losgezogen und hatte die besten Tatorte ausbaldowert.

Er brauchte Geld, weil er ein kleines Haus gekauft hatte und einen Engpass von ein paar tausend Euro ausgleichen wollte. Mit Gaspistole und Plastiktüten in der Hand und Tuch, Mütze und Kapuze über dem Kopf betrat er am 8. Juli den Aldi-Markt in Rheinbach, bedrohte zwei Kassiererinnen, nahm Geld aus beiden Kassen und flüchtete mit 4 870 Euro. Nach exakt demselben Muster suchte er am 23. Juli und am 13. August auch die beiden anderen Märkte heim.

Die Kassierinnen leiden noch unter dem Erlebnis, wie sie im Zeugenstand erklärten: Sie alle haben ihre Unbefangenheit bei der Arbeit verloren und schrecken schnell zusammen. Und auch mehrere Kundinnen, die die Überfälle erlebten, sind nicht mehr angstfrei. Vor allem diese Folgen für die Opfer schlagen nun für den Angeklagten negativ zu Buche. Nach dem Urteil erkundigte sich Josef B. beim Gericht genau, wie er Revision einlegt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort