Fromm, dumm, ängstlich?

Besonders drei Tiere bringen die Menschen mit dem Osterfest in Verbindung: das angeblich so fromme Lamm, das oft als dumm verunglimpfte Huhn und natürlich den Hasen, dem man eine gewisse Ängstlichkeit nachsagt. Der General-Anzeiger wollte wissen, ob diese (Vor)Urteile zutreffen und hat drei Experten gefragt.

Fromm, dumm, ängstlich?
Foto: Frank Homann

Ist das Lamm wirklich lammfromm?

Jens Wilke, 38, Bankkaufmann aus Bad Honnef und aus dem Karneval bekannt als Jungfrau Johanna im Siebengebirgsdreigestirn der Session 2010/11, hält auf einer Naturwiese im Ortsteil Selhof Soayschafe: "Die Umschreibung lammfromm im Sinne von sehr geduldig und gehorsam passt nur eingeschränkt auf meine Lämmer, obwohl sie natürlich brav ihren Müttern folgen.

Soayschafe sind halt Wildschafe, die in ihrer Heimat auf einer Insel vor Schottland lange Zeit von menschlichem Einfluss verschont blieben und sich nicht einmal von Hütehunden leiten lassen. Vor allem die erwachsenen Böcke können ganz schön grantig werden. Eines meiner weiblichen Tiere hat bei einem Zusammenstoß mit dem Bock ein Horn eingebüßt. Lammfromm im ursprünglicheren Sinne von unschuldig sind die Lämmer aber allemal. Kuscheltiere sind es nicht. Sie sind vielmehr sehr scheu.

Ich halte die Tiere jetzt im sechsten Jahr. Zuerst bekam ich die Wiese geschenkt, dann drei Schafe - ich hatte einfach keine Lust, Rasen zu mähen. Schnell stellte sich heraus, dass das Grundstück zu klein war. Und so habe ich weitere Flächen hinzu gekauft. Heute haben meine Schafe auf insgesamt 10 000 Quadratmetern ausreichend Platz und artgerechte Bedingungen.

An der Rasse schätze ich vor allem, dass sie nicht nur schön, sondern sehr robust ist. Eigentlich machen diese Tiere alles alleine, sind zu jeder Jahreszeit im Freien. In diesem Jahr sind drei Lämmer dazu gekommen, zwei weibliche Tiere und ein kleines Böckchen - fast ein eigenes Dreigestirn also. Der Name des kleinen Bocks steht passend dazu schon fest: Prinz. Keine Frage, dass Siebengebirgsprinz Dirk Pütz bei der Schafstaufe im Juni Patenonkel wird.

Ein Novum für mich war, dass ein Lamm, der kleine Bock, anfangs nicht trinken wollte. Drei Tage habe ich ihn deshalb zu Hause versorgt."

Protokoll: Claudia Sülzen

Ist das Huhnwirklich dumm?

Erich Lindsiepe ist Hühnerexperte aus Hangelar, und kennt sich mit Federvieh bestens aus: "Das Huhn kann wie alle Tiere nicht abstrakt oder vernunftgesteuert denken. Es handelt instinktiv. Aber dumm oder blöd ist es beileibe nicht. Hühner haben sogar ein relativ gutes Gedächtnis. Da kann man fast schon von Vernunft sprechen. Zu dem von Instinkten geregelten Verhalten gehört vor allem das Alltagsleben auf dem Hühnerhof. Hühner haben eine strenge Sozialordnung und viele Verständigungsmöglichkeiten.

Laute, Körperhaltung und Gefiederstellung gehören dazu. Das zeigt uns ein reich gegliedertes Instinktleben. Das Huhn entfaltet sogar Individualität. Es kann Situationen bewältigen, in denen der Instinkt allein dem Huhn keinen Ausweg zeigt. So finden etwa ausgesperrte Hühner auf ungewohnten Wegen zielstrebig wieder ins Heim zurück. Auch durch Affekte und Stimmungen wird das Huhn zum Handeln angetrieben, es kann ängstlich oder angriffslustig sein. Aber dumm? So dumm wie der schlaue Fuchs auch sein kann."

Protokoll: Michael Lehnberg

Ist der Hase wirklich ein Angsthase?

Heinz Josef Schneider, 59, Verwaltungsangestellter aus Rheinbach-Oberdrees, züchtet Hasenkaninchen: "Meine Hasenkaninchen gehören nicht zur Familie der Feldhasen, sind ihm aber ähnlich. Sie haben einen langen Körper, lange Läufe, einen schlanken Kopf, vorstehende Augen und sind sehr lebhaft. In der Natur sind sie schon ängstlich, gehen in Deckung, wenn sie gestört werden, oder flüchten, wenn sich etwa ein Mensch nähert oder ein Greifvogel über ihnen kreist.

Meine Hasenkaninchen haben keine Angst, sie gewöhnen sich schnell an den Menschen. Etwa um 1880 wurde diese Züchtung aus England importiert, ich selbst züchte Hasenkaninchen seit 1985. Vor zwei Jahren bin ich in Rheinberg mit einem rot-braunen Hasenkaninchen Landessieger geworden. Bei Ausstellungen werden Gewicht, Körperbau, Fell, Läufe, Deckfarbe, Unterfarbe und Pflegezustand bewertet. Wer zu viele Fehler hat, etwa schiefe Zähne, kommt leider in den Kaninchenhimmel.

Zurzeit habe ich zehn Alt- und 25 Jungtiere in Einzel- und Großboxen. Ich füttere sie mit gutem Heu, gepresstem Getreide, Rüben, Möhren, Löwenzahn und Wirsing. Für die Fütterung brauche ich jeden Abend eine Stunde. Wichtig ist ein gutes Stallklima und natürlich Hygiene. Man kann zu Hasenkaninchen ebenso eine Beziehung aufbauen wie zu einem Hund oder zu einer Katze. Allerdings bekommen meine Tiere, wie im Züchterverband geregelt, keine Namen, sondern Nummern. Bei der 2014 steht die 2 für den Geburtsmonat Februar, die 0 fürs Geburtsjahr 2010, die 14 für die 14. Geburt eines Tiers im Verein."

Protokoll: Hans-Peter Fuß

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort