Frau schickte zwei Erpresserbriefe an eine Aldi-Filiale

Ein unschönes Déjà-vu hatten die Mitarbeiter der Mucher Aldi-Filiale, als sie im März des vergangenen Jahres einen Brief öffneten: In einem handschriftlich verfassten Brief forderte ein Erpresser 100.000 Euro. Ansonsten würde "etwas Schlimmes" mit den Lebensmitteln in der Filiale passieren.

Frau schickte zwei Erpresserbriefe an eine Aldi-Filiale
Foto: dpa (Symbolbild)

Siegburg/Much. (jeo) Ein unschönes Déjà-vu hatten die Mitarbeiter der Mucher Aldi-Filiale, als sie im März des vergangenen Jahres einen Brief öffneten: In einem handschriftlich verfassten Brief forderte ein Erpresser 100 000 Euro. Ansonsten würde "etwas Schlimmes" mit den Lebensmitteln in der Filiale passieren.

Beinahe ein identisches Schreiben hatte der Discounter im September 2006 schon einmal erhalten. Daher fiel der Verdacht diesmal schnell auf die heute 52 Jahre alte Erpresserin, die damals bei der inszenierten Geldübergabe von einem Sondereinsatzkommando festgenommen worden war.

Das Bonner Landgericht hatte die Frau daraufhin wegen versuchter schwerer räuberischer Erpressung und weiterer Straftaten - unter anderem fahrlässige Brandstiftung und Drogenhandel - für dreieinhalb Jahre ins Gefängnis geschickt. Am 16. März 2010 war sie aus der Haft entlassen worden - und nur neun Tage später verfasste sie erneut ein Erpresserschreiben.

Das Siegburger Schöffengericht verurteilte die inzwischen in Köln lebende Frau deshalb am Donnerstag wegen Nötigung in besonders schwerem Fall - wie von der Staatsanwältin gefordert - zu einer neunmonatigen Bewährungsstrafe. Laut Urteil fasste die mehrfache Mutter in einer depressiven Stimmung den spontanen Entschluss, sich an dem Discounter zu rächen.

Aldi war in ihren Augen die "Wurzel allen Übels", da damals die Polizei eingeschaltet wurde. Nach der Haftentlassung habe eine Überforderungssituation bestanden, unter anderem, da die familiäre Situation die 52-Jährige belastete. Das Scheidungsverfahren läuft, zudem hat sie zu den Kindern nach eigenen Angaben nur sporadisch per SMS Kontakt.

Die Tat war in den Augen des Gerichts "dilettantisch, insbesondere vor dem Hintergrund, es schon mal genau gleich gemacht zu haben". Eine zunächst angeklagte versuchte räuberische Erpressung wurde von den Prozessbeteiligten nicht mehr angenommen, da bei der als voll schuldfähig eingestuften Angeklagten keine Bereicherungsabsicht bestanden habe. "Sie wollte Angst verbreiten - und das ist ihr gelungen", so die Staatsanwältin.

Das Schöffengericht nahm der Angeklagten ab, dass sie das erneute Erpresserschreiben bereits nach wenigen Minuten bereute. Laut Urteil versuchte die Frau, nachdem sie einen Kaffee getrunken und eine Zigarette geraucht hatte, den Brief wieder aus dem Briefkasten zu fischen. Doch ihre Bemühungen waren erfolglos. Ihre Idee, bei der Aldi-Filiale anzurufen, um die Sache aufzuklären traute sie sich nicht umzusetzen.

Fünf Tage nach dem Verfassen des Briefs - an dem Tag, an dem die Übergabe des Geldes stattfinden sollte - standen die Ermittler vor der Wohnungstür. Sie legte sofort ein Geständnis ab. Anschließend verbrachte sie sechs Monate in Untersuchungshaft. Inzwischen scheint sich ihre Situation stabilisiert zu haben. Damit dies so bleibt, muss die 52-Jährige als Bewährungsauflage eine begonnene Psychotherapie fortsetzen.

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