Fissematenten: Eine äußerst beliebte Wortgeschichte

Wer im Rheinland Menschen danach fragt, woher denn das Wort Fissematenten (gern auch Fissematentchen) stammen könnte, bekommt regelmäßig eine Geschichte - in zwei variierenden Versionen - zu hören.

A) Nachdem die französischen Truppen 1794 das Rheinland besetzt hatten, baggerten die Soldaten junge Frauen an mit der Einladung "Visite ma tente!" ("Besuche mein Zelt!"). Die um ihre Töchter besorgten Eltern reagierten darauf mit der Ermahnung: "Maach keen Fissematente!"

B) Die zweite Version der Geschichte folgt der ersten und unterscheidet sich nur darin, dass die Soldaten die jungen Rheinländerinnen zu ihrer "Tante" einluden: "Visite ma tante!". Welche ist nun die richtige Version?

Um es kurz zu machen: Keine! In einer Kölner Chronik aus dem Jahre 1499 taucht das Wort "visimetent" in der Bedeutung "dummes Zeug, aus der Luft gegriffen" auf. Natürlich könnte man einwenden, in der dritten Silbe stehe da ein "e" und kein "a"; aber das hält sich sprachgeschichtlich absolut im Rahmen. Im Jahre 1999 hätte das Rheinland ohne Weiteres "500 Jahre Fissematentchen" feiern können!

In wieder einer anderen Version waren spanische Soldaten die Einladenden, in manchen Varianten werden auch konkrete Orte genannt, wo sich alles abgespielt haben soll: Nichts als Kappes! Im Schriftdeutschen heißt es übrigens "Fisimatenten".

Wenn die rheinischen Fissematentchen tatsächlich auf "visimetent" zurückgehen: Wie ist dieses Wort denn nun entstanden? Hat es vielleicht einen lateinischen Ursprung, wie auch schon behauptet wurde? Der Lautstruktur nach könnte es sich durchaus um ein Lehnwort (Fremdwort) handeln. Hier ist Fantasie gefragt - aber nicht zu viel davon!

In der Serie "Sprechen Sie Rheinisch?!" erläutern Sprachwissenschaftler des LVR-Instituts für Landeskunde und Regionalgeschichte die Herkunft und Bedeutung interessanter rheinischer Begriffe. Haben auch Sie ein Lieblingswort, dann mailen Sie uns unter rheinisch@ga.de. Mehr Infos auf www.ga.de/rheinisch

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