"Fast wie im Dschungel" in Alfter-Oedekoven

Für Gertrud Nettekoven ist der Kramersbruch "die schönste Südlage im ganzen Vorgebirge". Der Hang zwischen Impekovener Straße und Waldstraße in Oedekoven, der seit den 60er Jahren für eine Bebauung vorgesehen war, verwildert allerdings immer mehr.

 Den verwilderten Zustand eines Großteils des Kramersbruchs beklagt Gertrud Nettekoven.

Den verwilderten Zustand eines Großteils des Kramersbruchs beklagt Gertrud Nettekoven.

Foto: Kohls

Alfter-Oedekoven. Für Gertrud Nettekoven ist der Kramersbruch "die schönste Südlage im ganzen Vorgebirge". Der Hang zwischen Impekovener Straße und Waldstraße in Oedekoven, der seit den 60er Jahren für eine Bebauung vorgesehen war, verwildert allerdings immer mehr.

Der Holzweg, der das Gebiet erschließt, ist reich bedeckt mit Hundekot. Brennesseln und Brombeergestrüpp haben große Flächen erobert, auf denen früher Erdbeeren und Kirschen wuchsen. Kaputte Holzzäune begrenzen Gärten, in denen Lauben verfallen.

Längst haben die meisten Eigentümer ihre Grundstücke der Natur überlassen. Teils aus Altersgründen, teils, weil sie hofften, ihr Land würde - wie im Flächennutzungsplan seit den 60er Jahren vorgesehen - irgendwann Bauland. Doch diese Hoffnung beendete der Planungsausschuss des Alfterer Gemeinderates am 23. Februar dieses Jahres.

Meinung Lesen Sie dazu auch den Kommentar " Kein schöner Anblick"SPD, FDP, Grüne und Freie Wähler sprachen sich damals gegen eine Bebauung aus. Sie beriefen sich unter anderem auf ein von der Gemeinde in Auftrag gegebenes Gutachten, das die Kaltluftzufuhr für die Tallage in Gefahr sah, falls der Hang bebaut würde.

Unbeeinträchtigt bliebe diese Frischluftschneise allerdings, wenn nur das etwa 3,7 Hektar große Gebiet nördlich des Holzwegs bebaut würde. Außerdem bewerteten die Gegner der Bebauung, die 600 Unterschriften gesammelt hatten, Teile des Kramersbruchs als ökologisch wertvoll, denn dort sollen, so wird vermutet, geschützte Arten wie Haselmaus, Waldohreule und Grünspecht leben.

Eine umfassende Untersuchung des Gebietes unter ökologischen Aspekten sei aber nie abgeschlossen worden, sagt der CDU-Fraktionsvorsitzende im Alfterer Gemeinderat, Barthel Schölgens.

"Wenn diese Untersuchung ergeben hätte, eine Bebauung nördlich des Holzwegs sei machbar, hätten wir dort gerne gebaut, denn die Nachfrage ist da, und wir wollen aus demografischen Gründen jungen Familien Wohnraum anbieten", erläutert Schölgens. Wenn die Bebauung nicht machbar gewesen wäre, hätte man es eben gelassen.

Der CDU sei es aber in erster Linie um den Bau einer Verbindungsstraße zur Höhenlage gegangen, die auch von Bussen hätte befahren werden können. So hätte man die schmalen Straßen im Hang entlasten und die Höhenlage ans Busnetz anbinden können.

Aber das alles ist für Schölgens Schnee von gestern: "Ich sehe im Moment keine Aussicht für eine Bebauung, und wir werden das Thema auch nicht wieder aufgreifen." Eine Auskunft, die Gertrud Nettekoven und Theo Faßbender sowie die anderen 20 Grundstückseigentümer nicht gerade erfreuen wird.

Denn sie hatten gehofft, ihr Ackerland eines Tages als Bauland vermarkten zu können. "Das ist uns seit fast 50 Jahren versprochen worden", klagt Gertrud Nettekoven. Nun verwildere das Gelände immer mehr. Früher sei sie gerne über den Holzweg spaziert, doch nun tue es weh zu sehen, wie die Gegend vergammele und der Weg von Hundekot und Kot-Tüten verdreckt sei.

"Eine Schande", ergänzt Theo Faßbender, "in einem Jahr sieht es hier aus wie im Dschungel". Dass es nicht so weit kommt, dafür müssen die Grundstückseigentümer allerdings selbst sorgen. Auf Anfrage des General-Anzeigers berief sich Claudia Gerhardi von der Alfterer Gemeindeverwaltung auf die vom Rat beschlossene Reinigungssatzung.

Danach müssen die Anlieger nachrangiger Straßen wie des Holzwegs, die in der Satzung in einer Liste aufgeführt sind, diese selbst sauber halten. Die Gemeinde ist nur für die Reinigung der übrigen Straßen zuständig.

Zum Thema Verwildung sagte Vize-Verwaltungsleiter Engelbert Szkwortz, die Gemeinde Alfter könne nur eingreifen, wenn die öffentliche Sicherheit gefährdet sei. Etwa, wenn Äste oder Sträucher in den Straßenraum hineinragten oder Verunreinigungen des Grundwassers drohten.

Gegen Brennnesseln und Gestrüpp auf Privatgrund könne die Gemeinde nichts machen. Szkwortz appelliert an die Hundehalter, die ihr Tier auf dem Holzweg ausführen, für die ordnungsgemäßte Entsorgung des Kots zu sorgen und die Tüten nicht einfach am Straßenrand liegen zu lassen.

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