Fahrgäste fordern Überwachung der Bahnsteige in Bornheim

Schläger prügelten auf Reisende ein. Kameras sind in Sechtem und an der Linie 16 geplant. Umfrage bei Fahrgästen.

 Am Tag fühlen sich Nutzer der Bahn in Sechtem sicher. Überwachungs-Kameras sollen dort in Kürze ans Netz gehen.

Am Tag fühlen sich Nutzer der Bahn in Sechtem sicher. Überwachungs-Kameras sollen dort in Kürze ans Netz gehen.

Foto: Wolfgang Henry

Bornheim. Viele fühlen sich unsicher. Vor allem nun in der dunklen Jahreszeit. Die Bahnsteige sind schlecht oder gar nicht beleuchtet, nachts sind sie Treffpunkt zwielichtiger Personen, Sachbeschädigungen sind an der Tagesordnung.

Im September wurden in Roisdorf und Sechtem ein Jugendlicher und ein Mann krankenhausreif geprügelt. Der General-Anzeiger sprach mit Fahrgästen am Bahnhof der Deutschen Bahn in Sechtem und an der Linie 16 in Hersel. Einhellige Meinung der Befragten: "Wir plädieren für mehr Überwachung. Vor allem abends und nachts."

"Da ist es abends duster, es gibt kaum Licht. Viele Kunden haben sich darüber schon beschwert. Fassungslos haben sie reagiert, als sie von dem verprügelten Mann hörten. Man kann zwar keine Straftaten verhindern durch Überwachungen. Man kann aber für die Polizei die Arbeit erleichtern. Vielleicht hält man dann auch einen möglichen Täter ab, wenn er merkt, dass er gefilmt wird", sagt Ingo Lammkopf, der die Postagentur und den Computerladen im Sechtemer Bahnhof betreibt.

"Sicherheit vor Datenschutz", sagt der 22-jährige Ingenieurstudent Eric Tepner, und er setzt darauf, dass die Bahnsteige zwar per Video überwacht, die Bänder aber gelöscht werden, wenn nichts passiert ist. "Dass gerade im kleinen Sechtem so etwas passiert ist, wundert mich schon", erklärt der Aachener, dessen Eltern im Ort wohnen.

Auch Melanie Unger, 23-jährige Studentin aus Wesseling, fährt regelmäßig mit dem Fahrrad nach Sechtem und von dort zum Studium nach Köln. Angst habe sie nicht auf den Bahnsteigen. Da seien die dunklen U-Bahnhöfe wesentlich bedrohlicher, sagt die Wesselingerin.

"Doch mit dem Handy kann man ja sofort Hilfe rufen, wenn etwas ist." Ein Sprecher der Bahn hat eine ganz einfache Erklärung dafür, dass noch keine Kamera läuft: "Wir haben die Notrufsäulen und die Kameras auf beiden Bahnsteigen eingebaut. Doch wir warten auf die Leitungen der Telekom, um die Signale direkt in unsere Überwachungsstation weiterleiten zu können. Dort sitzen Mitarbeiter rund um die Uhr vor den Bildschirmen. Läuft ein Notruf ein, wird dieser Bahnsteig direkt aufgerufen."

Sicherer sollen auch die Bahnsteige und die Bahnhofsgelände der Linie 16 am Rhein werden. Nach einer Absprache zwischen Häfen und Güterverkehr Köln sowie der Stadt Bornheim sollen auf den Bahnhöfen in Widdig, Uedorf und Hersel Kameras installiert werden. "Dringend notwendig", meinen die Jura-Studentinnen Sabine Vianden und Kim Lübcke, die täglich von Hersel nach Bonn fahren.

Teilweise nehmen sie den Nachtbus, wenn es später wird, "denn der hält direkt in Hersel. Dann müssen wir nicht über die dunklen Wege hier. Lieber lassen wir uns nach Bornheim fahren, wenn wir abends weggehen. Dort steigen unsere Freunde ein, und in der Gruppe fühlen wir uns sicherer", so die 19-Jährigen, die im Dunklen nur ungern die Linie 16 nutzen.

Richtig sauer ist Michael Brings. "Es geht doch nicht, dass hier die Fahrgäste angepöbelt, Autos stark beschädigt und die Bahnsteige als Motorrad-Rennstrecken benutzt werden." Der 43-jährige Mitarbeiter eines Bekleidungsgeschäfts direkt neben der Bahntrasse redet sich in Rage, wenn er nach den Auswüchsen auf und am Herseler Bahnhof gefragt wird:

"Jugendliche spielen auf den Gleisen und werfen mit Steinen. Die sind ja reichlich vorhanden. Viele Fensterscheiben in der Nachbarschaft, immer wieder auch in unserer Firma, werden eingeworfen. Motorrad- und Radfahrer gefährden die Fahrgäste. Rund um den Bahnhof werden Autos zerkratzt, verbeult, Scheiben eingeschlagen. Vor allem Frauen werden abends angepöbelt. Kolleginnen haben Angst, allein zur Bahn zu gehen. Das ist unmöglich. Ob Bahn oder Polizei - es muss sofort etwas geschehen."

Mit einer sofortigen Erhöhung der Sicherheit ist aber nicht zu rechnen, räumt Bornheims Erster Beigeordneter Manfred Schier ein. "Wir haben die Zusage der HGK als Betreiberin der Linie 16, dass im Zusammenhang mit der Gesamtmodernisierung im kommenden Jahr auch Videokameras angebracht werden, um die Bahnsteige zu überwachen. Dazu kommen noch einige Verbesserungen für die Fahrgäste wie Durchsagen, Beleuchtung und Zuginformationen. Es ist aber auch die Polizei gefragt, abends und nachts bei den Streifenfahrten an den Bahnhöfen zu kontrollieren."

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