Asylkompass Alfter Ermunterung zum Mitmachen

ALFTER · Noch gibt es nicht für alles einen Plan, und auch Flüchtlinge selbst möchten nach ihrer Ankunft in Alfter oft erst einmal durchschnaufen. Doch mit der ökumenischen Vernetzungsplattform Asylkompass Alfter gibt es nun eine Basis, um ehrenamtliches Engagement für Flüchtlinge in der Gemeinde Alfter zu koordinieren.

Freiwillige treffen sich im Pfarrheim Oedekoven zum Thema Flüchtlingshilfe.

Freiwillige treffen sich im Pfarrheim Oedekoven zum Thema Flüchtlingshilfe.

Foto: Axel Vogel

Rund 300 Menschen begrüßte Diakon Martin Sander von der katholischen Pfarreiengemeinschaft Alfter am Dienstagabend im katholischen Pfarrheim Oedekoven, die mehr über diese Initiative der katholischen und evangelischen Kirche in Alfter erfahren wollten. Ihre ehrenamtliche Koordinatorin Monika Rudeloff gab einen Überblick über die bisher geleistete Aufbauarbeit und ermunterte zum Mitmachen. "Wir wollen alle Kräfte bündeln und Doppelarbeit vermeiden", sagte Rudeloff.

Mit Unterstützung von Karl Aouane von der Bornheimer Designagentur Schaffenskraft und Spenden des Vereins "Rückenwind Alfter-Bornheim" wurde im Internet eine eigene Homepage www.asylkompass-alfter.de eingerichtet. Sie gibt unter anderem einen Überblick über Gesuche und Hilfsangebote, aktuelle Informationen und Netzwerkpartner. Menschen, die sich ehrenamtlich in der Flüchtlingsarbeit engagieren möchten, finden dort eine Fülle von Anregungen, in welchen Bereichen sie mitarbeiten könnten.

Fragebogen

Gezieltes Engagement braucht Koordination. Mit einem Fragebogen möchte die Vernetzungsplattform "Asylkompass Alfter" deshalb erheben, wer wo welche Unterstützung anbieten möchte und wieviel Zeit er dafür hat. Auf dieser Basis können ehrenamtliche Einsätze für Flüchtlinge bedarfsgerecht vermittelt werden. Wer kann Französisch und hilft beim Übersetzen?

Wer hat Zeit für die Begleitung zu Ärzten oder Behörden? Wer kann sich vorstellen, Flüchtlinge beim Erlernen der deutschen Sprache zu unterstützen? Pfarrer Andreas Schneider vom Bezirk Witterschlick/Oedekoven der Evangelischen Kirchengemeinde am Kottenforst bat um Nachsicht, falls angebotene Hilfe nicht sofort tatsächlich in Anspruch genommen wird. Die Koordination von tatsächlichen Bedürfnissen der Flüchtlinge und Hilfsangeboten müsse erst wachsen.

Sachspenden

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Gegenstände zu spenden. Kleidung nimmt nur die Kleiderstube des Vereins "Sozialer Arbeitskreis der CDU Frauenunion Alfter" in der Hauptschule Oedekoven entgegen. Die rund 20 ehrenamtlichen Helferinnen bitten darum, nur gewaschene Kleidung abzugeben. Die Einrichtung ist mittwochs und freitags von 15 bis 18 Uhr geöffnet. Hausrat, Mobiliar, Kinderwagen und Ähnliches nimmt das Sozialamt im Rathaus an, allerdings nur nach Absprache.

Die Gemeindeverwaltung hat kein Interesse daran, wenn die Spende eines Schranks mit der Erwartung verbunden wird, dass die Gemeinde dann auch die ganze Wohnung entrümpelt. Außerdem sind die Lagerkapazitäten der Gemeinde begrenzt. Über den jeweils aktuellen Bedarf informiert die Verwaltung in einer gesonderten Rubrik auf der Homepage der Gemeinde Alfter www.alfter.de unter dem Stichwort "Zufluchtsuchende". Zurzeit gesucht sind: Spannbezüge, Badehandtücher, Bettwäsche und Spannbezüge für Kinderbetten, Pfannen und Töpfe. Angebote über Sachspenden können auch in der Facebookgruppe "Asylkompass Alfter" verbreitet werden.

Steigende Zuweisungen

Die Zahl der Flüchtlinge, die der Gemeinde Alfter von der Bezirksregierung Arnsberg zugewiesen wird, ist dem bundesweiten Trend folgend in jüngster Zeit stark gestiegen. Im Juli und August waren es jeweils rund 20 Personen, informierte Markus Jüris, Leiter des Fachbereichs Sozialwesen bei der Gemeindeverwaltung Alfter. Im September schnellte die Zahl auf 65 hoch. "Wir gehen davon aus, dass dieses Tempo so bleibt. Eventuell steigen die Zahlen noch weiter", meinte Jüris. Aktuell kümmert sich die Gemeinde Alfter um 230 Asylsuchende, bis Ende des Jahres könnten es 300 bis 350 Menschen werden.

Wohnraum gesucht

Die steigenden Zuweisungen stellen die Gemeindeverwaltung fortlaufend vor Unterbringungspro-bleme. Die neue Unterkunft für 60 Personen auf der Rathauswiese ist noch nicht bezogen, doch bereits jetzt zeichnet sich ab, dass sie innerhalb kürzester Zeit vollständig belegt sein wird. Gesucht werden daher weiterhin: frei werdende Mietwohnungen oder Einliegerwohnungen, zum Verkauf stehende Immobilien oder Baugrundstücke. Kontakt: Markus Jüris, Gemeindeverwaltung Alfter, 0228-6484-179.

Keine Unterbringung in Privathaushalten

So hoch der Bedarf an Unterkünften für Flüchtlinge auch ist, eine Unterbringung in Privathaushalten kommt für die Gemeinde Alfter nicht infrage. "Wir wissen nicht, wer kommt; welche Krankheiten eventuell vorliegen", erläuterte Jüris. Er sehe sich nicht in der Lage zu beurteilen, ob ein Asylsuchender für die Aufnahme in einem Privathaushalt geeignet sei. Erst wenn Asylsuchende anerkannt seien und nicht mehr der Obhut der Verwaltung unterliegen, seien sie frei in der Wohnungswahl.

Datenschutz und Privatsphäre

Oft möchten Menschen, die ehrenamtlich helfen wollen, wissen, wo welche Flüchtlinge untergebracht sind. Daten dazu gibt die Gemeindeverwaltung jedoch nicht heraus. Die Privatsphäre der Flüchtlinge müsse geschützt bleiben. Auch besteht die Gefahr, dass Andersdenkende solche Informationen missbrauchen könnten, warnte Pfarrer Dieter Katernberg von der Evangelischen Kirchengemeinde Vorgebirge. Er bat auch die Ehrenamtlichen, die bereits vielfältige Kontakte zu Flüchtlingen haben, mit ihren Informationen verantwortungsvoll umzugehen.

Kontakte knüpfen

Eine gute Möglichkeit, Kontakte zu Flüchtlingen zu knüpfen, ist der monatliche Treffpunkt "Café International". Er wurde vom Arbeitskreis für Ausländerfragen und Integration im April ins Leben gerufen. An jedem vierten Freitag im Monat bietet das "Café International" in der Turnhalle der Hauptschule Oedekoven Zufluchtsuchenden und Bürgern aus Alfter die Gelegenheit zur Begegnung und zum gegenseitigen Austausch. Der nächste Treff ist am Freitag, 23. Oktober, 15 bis 18 Uhr.

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