Entführung an der Madbachtalsperre

Der neue Rheinbach-Krimi von Bernd Schumacher verbindet Lokalkolorit mit einer internationalen Verschwörung

Rheinbach. Die Gegend rings um die Madbachtalsperre eignet sich ideal für Spaziergänge oder als Ausgangspunkt für ausgedehnte Wanderungen in Richtung Eifel. Der kleine See selbst zieht im Sommer Freunde des Nacktbadens an, strahlt aber in den kälteren Monaten zuweilen auch etwas Unheimliches aus, wenn der Mischwald an den Uferhängen lange Schatten auf die spiegelblanke Wasserfläche wirft.

Gibt es einen besseren Ort, um entführt zu werden? Nein, hat sich Bernd Schumacher gesagt und die Talsperre bei Queckenberg zu einem der Schauplätze seines neuen Rheinbach-Krimis "Das Nibelungen-Komplott" auserkoren, der im März erscheint.

Das 230 Seiten starke Werk ist der dritte und letzte Teil seiner Rheinbach-Trilogie. Nach der Lösung des Falls schickt Schumacher den bereits pensionierten, aber reaktivierten Kommissar Walter Seibold endgültig in den Ruhestand.

Der Autor Bernd Schumacher, Jahrgang 1952, ist verheiratet, hat zwei Kinder und lebt in Rheinbach. Am Berufskolleg Glas und Keramik unterrichtet er die Fächer Sport, Deutsch, Wirtschaft und Politik. Seit mehr als 30 Jahren ist er Sänger, Komponist und Texter der Rheinbacher Rockband "Tiebreakers". Mit "Februarblut" (2007) und "Wer mit dem Teufel tanzt" (2009) gelang ihm ein erfolgreicher Einstieg in die Sparte der Regionalkrimis."Es geht um eine Verschwörung ungeahnten Ausmaßes", will Schumacher nicht zu viel von der Handlung verraten. Sie spielt zur Zeit der deutschen Wiedervereinigung. Der Kalte Krieg zwischen Ost und West ist zu Ende. Das Leben von Kommissar Seibold, den Schumacher bereits 1968 im Schatten der Tomburg ermitteln ließ, ist nach dem Tod seiner Frau aus den Fugen geraten.

Ein alter Freund bittet ihn nun, seine vermisste Enkelin wiederzufinden. Widerwillig macht sich der Kommissar auf die Suche, er vermutet die junge Frau auf einem Rauschgift-Trip in Amsterdam.

Doch bald stellt sich heraus, dass hinter ihrem Verschwinden mehr steckt, als er zunächst erwartet hat. Seibold stößt auf ein Geheimnis, das mit dem berühmten Nibelungenschatz und dem Untergang des Burgundergeschlechts zu tun hat. Schließlich wird ein hochrangiger Offizier der Bundeswehr an der Madbachtalsperre entführt und später ermordet. Die Ermittlungen führen den Kommissar auf die Spur des Nibelungenschatzes.

"Ich habe ein Experiment gewagt", beschreibt Schumacher den Versuch, eine Verschwörung internationalen Ausmaßes in einen Lokalkrimi einzubauen, noch dazu mit Elementen aus dem Nibelungenlied. "Kritiker waren im Vorfeld sehr skeptisch, ob das möglich sei. Ich bin nun gespannt, was meine Leser sagen."

Die These des Hobby-Historikers Rudolf Patzwaldt, die Nibelungensage habe sich bei Rheinbach abgespielt, findet Schumacher "als Basis seines Krimis interessant. Ob sie historisch haltbar ist, ist natürlich eine andere Frage."

Nach Abschluss der Rheinbach-Trilogie will sich Schumacher nun anderen literarischen Betätigungsfeldern widmen. Er denkt an historische oder heitere Romane. Und da sind auch noch seine Auftritte mit den "Tiebreakers". Am Freitag, 18. Februar, 20 Uhr, tritt die Band mit ihren Gastmusikern Evelyne Wehrens (Sopran) und Martin Koch (Tenor) von der Bonner Oper im Adendorfer "Drehwerk" auf. Zu hören sind Interpretationen bekannter Rock- und Pop-Klassiker.

Bernd Schumacher: "Das Nibelungen-Komplott", KBV-Verlag, 230 Seiten, 9,50 Euro, ab März.

Das NibelungenliedDas Nibelungenlied ist die wichtigste hochmittelalterliche deutsche Ausformung der Nibelungensage. Ein historischer Anknüpfungspunkt der Sage ist die Zerschlagung des Burgunderreiches im Raum von Worms um 436 durch den römischen Heermeister Aëtius mit Hilfe hunnischer Hilfstruppen.

Weitere historische Ereignisse, die vermutlich eine Rolle spielen, sind die Hochzeit zwischen Attila und der wahrscheinlich germanischen Fürstentochter Ildikó (453) sowie nach Meinung mancher auch der Streit im Hause der Merowinger zwischen Brunichild und Fredegunde. Durch die mündliche Überlieferung und die dichterische Ausgestaltung des Stoffes bewahrte die Nibelungensage aber kaum noch authentische historische Erinnerungen.

Der Hobby-Historiker Rudolf Patzwaldt hat vor einigen Jahren die These aufgestellt, die Ereignisse des Nibelungenliedes hätten sich nicht bei Worms sondern bei Rheinbach zugetragen. Und zwar deshalb: Damit Kriemhild, Siegfrieds Witwe, mit dem Schatz ihres Mannes keine Kämpfer anheuern und sich an den Burgundern für den Tod ihres Mannes rächen konnte, versenkte Hagen das Gold im Rhein.

Hagen, so heißt es im Heldenlied, "sancte in da ze Loche allen in den Rin". Mit "Loche" könnte der Rheinbacher Ort Loch an der heutigen Madbachtalsperre gemeint sein, mutmaßt Patzwaldt. Dort existiert eine Pferdekoppel, deren alter Flurname "Auf den Höhlen" lautet. Darunter, in römischen Erzstollen, vermutet Patzwaldt den Nibelungenschatz. Eine Theorie, die Wissenschaftler für hanebüchen halten. So hat Joachim Heinzle, Professor für Deutsche und Germanische Philologie in Marburg und Mitherausgeber des Buches "Die Nibelungen" (2002) gesagt, die Annahmen seien "wissenschaftlich gesehen kompletter Unfug".

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