Eine Waldschänke neben der kurfürstlichen Trasse

Die Familie Schwarz will Anfang 2007 an der Schmalen Allee ein Lokal mit Biergarten undKaminzimmer eröffnen - Über den Bauantrag entscheidet zurzeit der Rhein-Sieg-Kreis

Eine Waldschänke neben der kurfürstlichen Trasse
Foto: Henry

Alfter-Witterschlick. Irgendwann, in jener Zeit, in welcher der waidmännisch begeisterte Kurfürst Clemens August Schneisen und Bahnen im Stil der Schmalen Allee in den Kottenforst schlagen ließ, um sich ausgiebig der Parforcejagd und der Sauhatz widmen zu können, hat es ihn vielleicht schon gegeben.

Den Flurnamen "Im Zuschlag" an der Schmalen Allee in Witterschlick. "Eigentlich eine simple Bezeichnung", wie der Alfterer Heimatforscher Willy Patt findet. "Die Waldparzellen wurden früher unter den Bewirtschaftern ausgelost und demnach der Zuschlag erteilt. Außerdem weist der Name auf den Holzschlag hin."

Doch auch in der Gegenwart hoffen Christine und Rolf Schwarz, Anwohner der historischen Trasse, auf ihren ganz persönlichen "Zuschlag". Anfang 2007 will das Ehepaar neben dem ehemaligen Forsthaus, in dem die Familie mit ihren Kindern wohnt, eine lauschige Waldschänke eröffnen.

Nachdem die Gemeinde Alfter auf Beschluss des Rats bereits den Flächennutzungsplan für den so genannten Außenbereich im Landschaftsschutzgebiet geändert hat und die Verwaltung auch die Kosten für eine gesetzlich vorgeschriebene FFH-Verträglichkeitsuntersuchung übernommen hat, muss der Rhein-Sieg-Kreis als Bauaufsichtsbehörde jetzt noch dem Bauantrag zustimmen.

"Das ist eine Frage von ein, zwei Wochen", sagte Kreis-Pressesprecherin Katja Lorenzini auf Anfrage. Seit dem 23. Mai sei der Antrag in Siegburg. Die Stellungnahmen des Amts für Abfallwirtschaft, Bodenschutz und Gewässerschutz sowie des Amts für Natur- und Landschaftsschutz liegen bereits vor.

Zudem hat die Gemeinde Alfter innerhalb des Beteiligungsverfahrens inzwischen den Plan befürwortet, wie Lorenzini am Donnerstag mitteilte. Gute Aussichten also in puncto Waldschänke, mit der die gelernte, 48-jährige Groß- und Handelskauffrau Christine Schwarz, und ihr 50 Jahre alter Mann Rolf, der als Metzger arbeitet, "am liebsten sofort loslegen würden".

Schon vor Jahren wollten beide an der Schmalen Allee ein Ausflugslokal in Ergänzung zum Bahnhof Kottenforst und zum Heimatblick eröffnen, was jedoch mit Hinweis auf das Landschaftsschutzgebiet scheiterte. Bis sich mit dem Tourismuskonzept der sechs linksrheinischen Kommunen, die mittlerweile im Verein Rhein-Voreifel-Touristik (RVT) zusammengeschlossen sind, im Frühjahr 2004 eine Möglichkeit für einen Neubau auftat.

"Angesichts des großen Engagements der Kommunen sollte ein privates Engagement mit der Zielsetzung der Stärkung der ortsansässigen Wirtschaft im ländlichen Raum gefördert werden", hieß es in einer entsprechenden Vorlage der Verwaltung. Und dies ist beträchtlich. "Weil wir hier auf einer Art kleinen Insel wohnen, müssen unter anderem Wasser- und Strom-Anschlüsse bis zur Mitte der Fahrbahn der B 56 geführt werden, unter der die Hauptleitung liegt", sagt Christine Schwarz.

Zwar verfügt die Familie über eine eigene Brunnenanlage, die aber nicht ausreicht. Auch der Starkstrom, der künftig die Küchengeräte und Kühlräume in Betrieb halten soll, war bisher kein Thema. Insgesamt 80 Sitzplätze soll die Waldschänke aufweisen - inklusive eines gemütlichen Kaminzimmers, Terrasse und eines Gastraums mit kleiner Theke. Besonders wichtig ist es Christine Schwarz, dass der Neubau im Fachwerk-Stil ihres Forsthauses gehalten ist, um ein "Ensemble" zu bilden. "So, als hätte das Ganze dort schon immer gestanden."

Rund 226 Quadratmeter Nutzfläche sieht das ehrgeizige Projekt alles in allem vor. Vorgesehen sind außerdem ein Biergarten für weitere 50 hungrige und durstige Radfahrer, Wanderer, Reiter und Skater, ein Spielplatz, und ein Pferdestellplatz. "Die Bushaltestelle haben wir ja schon praktischerweise vor der Haustür", so Christine Schwarz.

Auf der Speisekarte werden die Gäste "gutbürgerliche Küche" finden - im Sommer und im Winter. Roastbeef mit Bratkartoffeln, deftige Eintöpfe, Jahreszeitliches wie Spargel, Erdbeeren, Wild und Ente zu Sankt Martin und "auf jeden Fall Kuchen wie bei Muttern". Vorstellen kann sich das Paar außer den Ausflüglern auch kleinere Geburtstagsfeiern und Tagungen.

Damit sie alle sicher über die Bundesstraße gelangen, soll laut Alfred Sebastian, Abteilungsleiter Betrieb und Verkehr bei der Bonner Niederlassung des Landesbetriebs Straßenbau NRW, "spätestens" in diesem Herbst eine Bedarfsampel am Anfang der Linksabbieger-Spur in die Schmale Allee aufgestellt werden.

Einen Geh- und Reitweg, der hinter der Bushaltestelle an der künftigen Waldschänke verläuft, hat die Gemeinde Alfter mit Ausnahme einer Lava-Schicht schon hergerichtet. Fehlt nur noch eins: ein Logo in Form eines schwarzen und weißen Schachpferd-Kopfes - schließlich züchten die Schwarz` Holsteiner - sowie ein Schild mit dem Namen der Waldschänke, der sich direkt an die Historie anlehnt: "Im Zuschlag".

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