"Eine vorzügliche Investition in die Zukunft"

Der Präsident des Bonner Hauses der Geschichte lobt den "Weg der Demokratie" - Am Freitag wird er offiziell eingeweiht - Schäfer: Den GA-Lesern bin ich für ihre Spenden besonders dankbar

  Begutachten  die Informationstafel vor dem Bundeskanzleramt - und sind zufrieden: Präsident Hermann Schäfer (rechts) und Projektleiter Dietmar Preißler.

Begutachten die Informationstafel vor dem Bundeskanzleramt - und sind zufrieden: Präsident Hermann Schäfer (rechts) und Projektleiter Dietmar Preißler.

Foto: Frommann

Bonn. Als einen "Eckpfeiler unserer Erinnerung an ein halbes Jahrhundert Geschichte der Bundesrepublik Deutschland" bezeichnet der Präsident der "Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland", Professor Hermann Schäfer, den "Weg der Demokratie", der an diesem Freitag offiziell eingeweiht wird. Er bedankt sich ausdrücklich bei den GA-Lesern, die knapp 10 000 Euro für das Projekt gespendet haben. Mit dem Präsidenten sprach Bernd Leyendecker.

General-Anzeiger: Genau sechs Jahre hat''s gedauert, ehe der Weg der Demokratie jetzt eröffnet wird. Was waren die größten Stolpersteine auf dem Weg dorthin?

Hermann Schäfer: Wenn wir Projekte eigenverantwortlich in unserer Stiftung realisieren, sind wir gewöhnt, alle Stolpersteine, so sie denn auftreten, selbst aus dem Weg zu räumen. Bei Kooperationsprojekten ist das manchmal schwieriger. Wenn wir allein hätten entscheiden können, hätten wir das Projekt längstens in einem Jahr zu einem erfolgreichen Abschluss geführt.

Schwierig war naturgemäß die Finanzierung, obwohl der Bund hier von der üblichen Regelung abwich und nicht nur 50, sondern sogar 75 Prozent der Gesamtkosten übernahm. Leider hatte die Stadt ihren Anteil nicht vollständig etatisiert, so dass dieser über Spenden aufgebracht werden musste und immer noch muss.

GA: An 18 markanten Orten im ehemaligen Parlaments- und Regierungsviertel werden jetzt Informationstafeln aufgestellt. Zwischen Ihnen und der Stadtverwaltung gab''s monatelange kontroverse Diskussionen um die Texte, aber auch um die Größe der Tafeln. Ärgerlich - oder?

Schäfer: Ja - und zudem höchst unnötig! Aber nun zählt das Ergebnis, und dieses ist sehr gut, wie uns hoffentlich die Öffentlichkeit bestätigen wird.

GA: Ist Ihnen die Auswahl der Gebäude schwer gefallen, an denen auf die frühere und jetzige Nutzung hingewiesen wird?

Schäfer: Die Auswahl der Gebäude war weniger schwer als deren Betextung, weil bei einigen Gebäuden auch die Nutzer noch ein Wörtchen mitsprechen wollten, wofür wir Verständnis haben. Andererseits ging es uns um eine grundsätzliche Linie, nach der wir in einem "Weg der Demokratie" natürlich in erster Linie diese historischen Hintergründe in der ehemaligen Bundeshauptstadt Bonn darstellen mussten. Die heutige Nutzung wird zwar erwähnt, doch kann sie keinesfalls im Vordergrund stehen.

GA: An 40 weiteren Gebäuden im ehemaligen Regierungsviertel wie Landesvertretungen oder Botschaften werden kleinere Hinweisschilder angebracht. Ist das - alles in allem - nicht ein wenig zu viel des Guten, zumal es noch einen Internetauftritt unter der Adresse www.wegderdemokratie.de und ein Informationsfaltblatt gibt?

Schäfer: Es gibt zahlreiche weitere Institutionen oder Anrainer, die sich eine Beschilderung wünschen, weil die historische Rolle ihrer Gebäude ihren heutigen Wert - zumindest ideell - nicht unerheblich hebt. Mich freut es, wenn noch weitere Gebäude im ehemaligen Regierungsviertel eine solche Beschilderung wünschen; freilich müssen dann die Kosten für die Beschilderung von anderer Seite übernommen werden, was jedoch in den seltensten Fällen ein Problem wird.

GA: Mit dem Projekt wollen Sie eine "Brücke von der Vergangenheit in die Zukunft" schlagen. Braucht die Bundesstadt Bonn diese Brücke?

Schäfer: Der "Weg der Demokratie" ist geradezu ein Eckpfeiler unserer Erinnerung an ein halbes Jahrhundert Geschichte der Bundesrepublik Deutschland. Bonn ist durch Bundesgesetz "Bundesstadt", auch wenn mit diesem Begriff nur ein Teil seiner historischen und gegenwärtigen Rolle beschrieben ist. Es ist eine Auszeichnung und eine vorzügliche Möglichkeit, die Rolle der Stadt positiv zu würdigen, da Bonn nicht nur Bundesstadt ist, sondern auch Beethoven-, Kultur- und Technologiestadt.

GA: Der Weg bietet nach Ihren Worten auch die "notwendige historisch-touristische Erschließung des Bundesviertels und einen attraktiven Überblick über dessen Geschichte". Ein Weg - nur gedacht für historisch Interessierte und Touristen?

Schäfer: Bei der Vorbereitung des Projekts waren wir angenehm überrascht von den Reaktionen von großen Touristikunternehmen: Sie wünschen sich diesen Weg, weil sie ihn auch in ihren Reiseprospekten ankündigen wollen.

Damit erschließt sich ein Teil von Bonn durch unsere Beschilderung, ergänzt durch ein Informationsblatt, einen Internetauftritt und hoffentlich bald auch durch kleine Publikationen. Die Bonner werden diesen Weg gewiss gerne mit ihren Gästen gehen, aber er soll sich auch von allein erschließen, also ein Weg für alle.

GA: Das Gesamtprojekt kostet insgesamt 164 000 Euro: gut angelegtes Geld?

Schäfer: Ja, eine vorzügliche Investition in die Zukunft: Kultur beginnt im Kopf, genau genommen mit der Erinnerung!

GA: Wie beurteilen Sie das Engagement von GA-Lesern, die für das Projekt knapp 10 000 Euro gespendet haben?

Schäfer: Den GA-Lesern bin ich für diese Spenden besonders dankbar, weil so Finanzierungslücken der Stadt gemindert wurden. Wir haben uns bei allen kleinen und großen Spendern schriftlich bedankt und sie selbstverständlich zur Eröffnung des "Weges der Demokratie" am 21. Mai ins Palais Schaumburg eingeladen.

Dazu auch der Kommentar "Der lange Weg zum Weg"

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