Annemarie Stahl in Brasilien Eine Missionarin auf Zeit

BAD NEUENAHR · Schon nach wenigen Minuten mit Annamaria Stahl steht fest: Die junge Frau weiß, was sie will. Auch wenn sie der eher leise Typ ist, lässt sie keine Zweifel daran, dass sie das, was sie plant, auch durchzieht. So auch das anstehende Großprojekt der 19-Jährigen aus Bad Neuenahr, die am 19. August für ein Jahr nach Brasilien fliegt.

 Annamaria Stahl geht als Missionarin auf Zeit für ein Jahr nach Brasilien.

Annamaria Stahl geht als Missionarin auf Zeit für ein Jahr nach Brasilien.

Foto: Marion Monreal

Nicht die Copacabana ist ihr Ziel. Annamaria wird Missionarin auf Zeit (MaZ) in Bataguassu im Bundesstaat Mato Grosso do Sul. Dieser grenzt an Bolivien und Paraguay. Dafür hat die Calvarienberg-Abiturientin Portugiesisch gepaukt. Und sich viel mit ihrer brasilianischen Tante unterhalten. "Das Auslandsjahr hatte ich schon lange vor. Beim Besuch des Katholikentages habe ich dann den Stand der MaZler gesehen. Da war klar, dass ich das mit einem Orden machen möchte", erklärt Annamaria.

Träger sind die Pallottinerinnen in Limburg, die 1988 die erste MaZlerin im Einsatz für Arme und Ausgestoßene nach Brasilien schickten. In diesen 24 Jahren waren ihrer 400 in allen Teilen der Welt unterwegs. Mit Annamaria ziehen 15 junge Menschen los nach Kamerun, Tansania, Indien, auf die Philippinen.

Die 19-Jährige erklärt im GA-Gespräch, dass der Begriff "Missionarin" in erster Linie nicht für das "Missionieren" steht, sondern dafür, mit der Bevölkerung gemeinsam zu leben, zu arbeiten und zu beten. "MaZ ist ein Lerndienst. Wir stehen mit der Bevölkerung auf einer Stufe. Nicht als Entwicklungshelfer, sondern in einer Gemeinschaft mit den Menschen."

Zu tun haben wird es Annamaria zunächst mit Kindern der indigenen Bevölkerung. In Mato Grosso do Sul, was "weite Wälder des Südens" heißt, versuchen Stämme in ihrer Tradition im Einklang mit der Natur zu leben, doch das ist wegen Rodung und Zerstörung ihres Lebensraumes immer schwieriger.

"Ebenso werden ihre Rechte missachtet, sie leben weitgehend ausgegrenzt", weiß Annamaria. Um diese Recht kämpft Pater Moacir, den die 19-Jährige in seiner Arbeit unterstützen will. Dabei geht es konkret um ein Bildungsprojekt für Kinder.

Die monatlichen MaZ-Einsatzkosten von 720 Euro werden von den Pallottinerinnen, dem Bistum Trier und Annamarias eigenem Solidaritätskreis, den sie angehalten ist aufzubauen, übernommen. Sie verpflichtet sich im Gegenzug, ihre Erfahrungen als Rundbriefe weiterzugeben. "Menschen in Deutschland sollen so von der Lebenssituation der indigenen Bevölkerung erfahren. Die Brasilianer, dass an ihren Sorgen Anteil genommen wird."

Was Annamaria nach ihrer Rückkehr macht, das weiß sie auch schon ganz genau: im französischen Nancy Sozial- und Politikwissenschaften studieren. Dreisprachig, mit Geschichte, Wirtschaft und Jura. Die Zusage hat sie in der Tasche.

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