Neubaugebiet Eine Bebauung in Birrekoven ist wohl nicht zu verhindern

Alfter · Zwischen der Straße Auf dem Rott, einer zu schaffenden Straße und einem Feldweg könnten 20 neue Häuser entstehen. Dagegen stemmen sich die Alfterer Kommunalpolitiker, die die Wiese erhalten wollen.

Rund 30 Jahre ist es her, als sich die Alfterer Kommunalpolitik Gedanken über eine Bebauung in Birrekoven – zwischen Alfter-Ort und Gielsdorf – gemacht hat. Die Politiker kamen damals zu dem Schluss, dass dort weitere Häuser entstehen können. Seit 1978 besteht der Bebauungsplan 028 „Birrekoven“ – und heute bereitet er der aktuellen Kommunalpolitikergeneration reichlich Kopfschmerzen. Verkehrsbelastung, Gefahren durch Wassermassen bei starkem Regen, Behinderung der Frischluftzufuhr für den Ortskern: Mit diesen Argumenten lehnt die Politik eine weitere Bebauung dort ab.

Lange Zeit war es um den Bebauungsplan ruhig geworden, bis 2014 die Besitzer der Fläche mit Plänen vorstellig wurden. In der vergangenen Woche stellten Stadtplaner Ralf Thielecke sowie Vertreter der Wohnbaugesellschaft Bonava Deutschland nun das konkrete Bauvorhaben im Ausschuss für Gemeindeentwicklung vor: Zwischen der Straße Auf dem Rott, einer zu schaffenden Straße (An der Marienkapelle) sowie dem Feldweg sollen 20 Häuser entstehen. Entlang der Straße Auf dem Rott sind sechs Einfamilienhäuser mit Garage vorgesehen, an der Planstraße An der Marienkapelle wiederum zwölf Doppelhaushälften und zwei Einzelhäuser mit Garage. Ebenso soll es im Süden einen Kinderspielplatz sowie im Norden einen Dorfplatz bei der kleinen Kapelle geben.

Verkehrsbelastung und Gefahren durch Wassermassen bei starkem Regen

Thieleckes Ausführungen waren umfangreich, die Reaktionen aus den Reihen der Ausschussmitglieder größtenteils sehr eindeutig. Das sei „keine Sternstunde in diesem Ausschuss“, sagte Sandra Semrau (Freie Wähler). Die dort vorhandene Wiese bezeichnete sie als „wunderschön“. Die Freien Wähler wollten an dieser Stelle kein Planungsvorhaben.

Zugleich griff Semrau Alfters Bürgermeister Rolf Schumacher scharf an. Vor einigen Jahren hatte die Politik versucht, den Bebauungsplan zu ändern beziehungsweise in Teilen aufzuheben, ohne dass die Gemeinde Entschädigungen zahlen müsste. Semrau war der Ansicht, dass die Veröffentlichung eines diesbezüglichen Rechtsgutachtens durch Schumacher den Eigentümern der Fläche „quasi eine Bauanleitung“ gegeben habe, um ihr Erschließungsangebot so auszuarbeiten, dass die Ratsmitglieder nicht mehr ablehnen könnten.

Schumacher widersprach dieser Darstellung. Zwei Rechtsgutachten hätten ergeben, dass die Gemeinde dem Vorhaben zustimmen müsse. Er halte es für eine Legende, zu glauben, dass der Grund für die Baupläne sei, dass Gutachten veröffentlicht worden seien. Klar ablehnend zeigten sich auch Vertreter anderer Fraktionen. „Die Vorstellung, dass die Wiese verschwindet, macht mich sehr, sehr betrübt“, sagte Thomas Klaus (SPD). Das Vorhaben sei die „typische Hangbebauung“, die man in Alfter nicht wolle. Wilhelm Windhuis (Grüne) unterstrich: „Da oben gehört keine Bebauung hin, die Wiese muss erhalten bleiben.“

Beschluss vertagt

Schließlich wurde ein Beschluss über ein mögliches Einvernehmen der Gemeinde zu dem Vorhaben sowie die Zustimmung zu Abweichungen zum Bebauungsplan vertagt. Zuerst soll der Erschließungsvertrag zwischen dem Bauherrn und der Gemeinde diskutiert werden. Dieser steht auf der Tagesordnung des Haupt- und Finanzausschusses an diesem Donnerstag (18 Uhr, Ratssaal), allerdings im nicht öffentlichen Teil.

Da Alfter keine eigene Bauaufsicht hat, ist letztlich der Rhein-Sieg-Kreis zuständig. So warnte die Vorsitzende des Gemeindeentwicklungsausschusses, Luise Wiechert (CDU), davor, die Dinge komplett aus der Hand zu geben. Barthel Schölgens (CDU) betonte, den Einfluss der Gemeinde über den Erschließungsvertrag wahrzunehmen: „Sonst tun das andere.“

Stadtplaner Thielecke sagte, dass es einen gewissen Rechtsanspruch auf Befreiung von den Vorgaben eines Bebauungsplans gebe. Lehne die Gemeinde überdies den Erschließungsvertrag ab, müsste sie auf eigene Kosten selbst erschließen. Die anwesenden Vertreter von Bonava zeigten sich enttäuscht. Man wolle Qualität schaffen und finde es schade, dass darüber nicht einmal diskutiert werde.

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