Eindrücke von der "Lebensader" Schlesiens

Der Fotograf Willy Sinn berichtet auf 41 Motiven von einer fünfwöchigen Flussreise

Eindrücke von der "Lebensader" Schlesiens
Foto: Holger Handt

Heisterbacherrott. "Natürlich Oder. Ein Fluss wird neu entdeckt": Unter diesem Titel wurde jetzt im Eichendorff-Saal von Haus Schlesien eine Ausstellung mit 41 Fotografien eröffnet, die sich ausführlich den vielen unterschiedlichen Perspektiven der Oder von Frankfurt bis Gleiwitz widmet.

Dabei werden nicht nur die reizvollen landschaftlichen Schönheiten der "Lebensader Schlesiens" gezeigt, sondern auch die Silhouetten bedeutender Städte entlang des Flusses, augenfällige Brückenbauwerke, etwa bei Breslau und Gleiwitz, und technische Einzelheiten von Schleusen, etwa in Brieg, und Kraftwerken präsentiert.

Die Bilder stammen von dem Würzburger Expeditionsfotografen und Fotokünstler Willy Sinn. Sinn, 1960 geboren, nimmt seit den 90er Jahren an Extrem-Expeditionen teil, die ihn bisher unter anderem nach Indonesien, zu Fuß mit der Kamera durch die Wüste Gobi und zu weiteren Reisen durch Afrika und Asien führten.

Aber auch der europäische Kontinent hat es Willy Sinn angetan: Er versucht stets, natürliche und vom Menschen geschaffene Landschaften dem Betrachter unter Einsatz seiner Kamera unter einem völlig neuen Blickwinkel zu präsentieren.

Seit 2003 zeigt Sinn seine Fotografien nun auch in der Öffentlichkeit. Das Haus Schlesien hatte im Jahr 2005 bereits die Ausstellung "Schlesische Variationen" mit Bildern aus dem oberschlesischen Industrierevier ausgerichtet. I

m vergangenen Sommer machte sich Willy Sinn dann auf eine "abenteuerliche Reise die Oder entlang", wie der Fotograf anlässlich der Vernissage berichtete. Sinns Frau stammt aus Polen und stellte den Kontakt zur polnischen Wasserwirtschaftsverwaltung her. So stellte man ihm schließlich sogar ein Boot mit deutschsprachigem Führer zur Verfügung.

Während der fünfwöchigen Tour habe er sich wegen der urwüchsigen landschaftlichen Bedingungen am Ober- und Mittellauf der Oder teilweise regelrecht "durchschlagen" müssen. Dieser Umstand macht nun aber auch einen Reiz der Bilder aus, denn so sieht man den ursprünglichen Charakter der Flusslandschaft besonders gut.

Die 866 Kilometer lange Oder ist ihrem Charakter nach ein Steppenfluss. Im Frühjahr und im Sommer treten oft Hochwasser auf, in Spätsommer und Herbst kommt es bisweilen auch zu besonders niedrigen Wasserständen. Zuletzt rückte das Hochwasser im Sommer 1997 mit katastrophalen Folgen für die Anlieger den Grenzfluss zwischen Deutschland und Polen plötzlich wieder in das Bewusstsein der Öffentlichkeit. Schließlich ist die ökologische Bedeutung der Oder hervorzuheben: zwischen Dyhernfurth bis Glogau ist das Odertal als Naturschutzgebiet ausgezeichnet.

Museumsleiterin Nicola Remig wies denn auch in ihrer Eröffnungsansprache darauf hin, dass man sich im Haus Schlesien schon seit vielen Jahren mit der Oder-Landschaft beschäftige und froh sei, mit der Ausstellung wieder einen Beitrag zu diesem Thema leisten zu können. Remig bedankte sich beim Vertreter des Landes Nordrhein-Westfalen, Ministerialrat Johannes Lierenfeld, für die finanzielle Unterstützung des Projekts.

Für den Rhein-Sieg-Kreis sprach die stellvertretende Landrätin Uta Gräfin Strachwitz vom "Schicksalsstrom Oder" und rühmte das "verbindende Element im zusammenwachsenden Europa". Die Oder überwinde zunehmend den trennenden Charakter eines Grenzflusses. Auch der stellvertretende Bürgermeister Sokratis Theodoridis dankte dem Haus Schlesien in diesem Sinne für seine vielfältigen Veranstaltungen.

Wer die Motive von der Oder selbst neu entdecken möchte, kann die sehenswerte Ausstellung noch bis zum 26. August besuchen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort