Einbrecher entdecken Bad Godesberg für sich

Zahl der Wohnungs- und Büroeinbrüche hat sich gegenüber 1997 mehr als verdoppelt - Insgesamt gingen die erfassten Straftaten jedoch zurück - Polizeipräsident: Kein besonderer Anlass zur Sorge

Bad Godesberg. Wahlkampf und das Thema Innere Sicherheit gehen im politischen Leben traditionell Hand in Hand. So wird ein halbes Jahr vor der Bundestagswahl die Kriminalitätsstatistik für Bad Godesberg, die Polizeipräsident Dierk Henning Schnitzler kürzlich vorlegte, auch die örtlichen Parteistrategen beschäftigen. Ob die Politiker die Frage dann tatsächlich thematisieren, hängt naturgemäß vom subjektiven Sicherheitsempfinden der Bürger ab. Und das dürfte angesichts einer rasant zunehmenden Zahl von Einbrüchen im Stadtbezirk zumindest einen Knacks bekommen haben.

Dabei liest sich das blanke Zahlenwerk für das Jahr 2001 auf den ersten Blick gar nicht so schlecht. Immerhin lässt der Vergleich zu den Vorjahren hoffen: So ging die Zahl der insgesamt erfassten Straftaten in Bonns südlichem Stadtbezirk in den vergangenen fünf Jahren zurück. Wurden 1997 noch 8 068 Delikte registriert, lag ihre Zahl 2001 bei 7 247.

Weniger Autodiebstähle

Deutlich eindämmen konnte die Polizei vor allem die Auto- und Fahrraddiebstähle sowie die Fälle von Betrug und Drogenhandel. Einige Beispiele: Die zur Anzeige gebrachten Betrugsdelikte sanken von rund 1 500 (1997) um ein Drittel auf rund 1 000 (2001). Als Erfolg wertet die Polizei es auch, dass im vergangenen Jahr "nur" noch knapp 1 150 Autoeigentümer den Diebstahl ihres Wagens feststellen mussten - schließlich waren es fünf Jahre zuvor noch fast 1 400 gewesen. Und in 553 Fällen (1997: 680 Fälle) suchten Menschen, denen in Bad Godesberg ihr Fahrrad geklaut worden war, die Hilfe der Polizei.

Weniger erfreulich stellt sich allerdings die Entwicklung bei den Einbrüchen dar. So haben es den Einbrechern nach Angaben des Polizeipräsidenten vor allem die Bürogebäude im früheren Regierungsviertel und entlang der B 9 angetan. Dort wurden im Jahr 2001 mehr als 400 Einbrüche gemeldet, während ihre Zahl in den Jahren bis zum Berlin-Umzug stets deutlich unter 200 gelegen hatte.

Nach dem Umzug der bewachten Ministerien, Botschaften und Residenzen seien viele Gebäude von neuen Mietern bezogen worden. Dass sich die Neumieter vielfach nicht gegenseitig kannten, habe anfangs zu Anonymität geführt. Auch seien zahlreiche Häuser nach der Übergabe an Nachmieter nicht mehr mit den vorherigen Alarmanlagen gesichert worden, so Schnitzler weiter. "Dieben und Einbrechern wurden sozusagen Tür und Tor geöffnet", schreibt der Polizeipräsident.

Ebenfalls stark angestiegen sind nach Schnitzlers Angaben die Fälle von Einbruchdiebstahl in Privatwohnungen: von 183 im Jahr 1997 über 99 (1998), 88 (1999) auf 401 im zurückliegenden Jahr. Dazu Schnitzler: "Ausreißer in bestimmten Deliktsgruppen sind leider nicht zu vermeiden." Das Kriminalitätsaufkommen in Bad Godesberg habe sich seit fünf Jahren insgesamt kaum verändert.

Nach Ansicht des Polizeichefs muss die Entwicklung "als landesweites Problem angesehen" werden. Schnitzler hofft nach eigenen Angaben auf die Ermittlungen gegen einen Godesberger, den seine Kollegen kürzlich in Rheinland-Pfalz festgenommen haben: Allein dieser Mann komme für 200 bis 300 Wohnungs- und Geschäftseinbrüche in Frage. Demnach hat es die Polizei auch im Raum Bad Godesberg mit spezialisierten Tätern zu tun, die in großem Umfang tätig werden.

Um den Verbrechern künftig wirksam den Zugang in die Häuser zu verwehren, setzt die Bonner Polizei auf die Dienste ihres Kommissariats Vorbeugung. Die Beamten beraten auf entsprechende Anfrage und sind auf öffentlichen Veranstaltungen, wie kürzlich auf der GODEMA, präsent, um dort über Möglichkeiten zum Schutz vor Einbrechern aufzuklären. Ferner kümmern sich laut Schnitzler spezielle Ermittlungsgruppen darum, die Einbrecher in der Region mit "offenen und verdeckten Maßnahmen" wirksam zu bekämpfen.

Dass das subjektive Sicherheitsgefühl der Bad Godesberger Bürger unter brutalen Verbrechen - wie etwa dem Überfall auf ein älteres Ehepaar in Schweinheim zu Beginn des Jahres - leidet, weiß auch Schnitzler. Von diesem Fall abgesehen sei Bad Godesberg jedoch kein Stadtbezirk, der in der Kriminalitätsentwicklung über das "normale" Maß hinaus besonderen Anlass zur Sorge gebe. Die aktuelle Erhebung des Polizeipräsidiums geht auf eine Anfrage des Bonner SPD-Landtagsabgeordneten Bernhard von Grünberg zurück. Er hatte Schnitzler Mitte März darum gebeten, ihm einen Überblick über die Kriminalitätsentwicklung in Bad Godesberg zu verschaffen.

Informationen zur Verbrechensprävention gibt das Kommissariat Vorbeugung der Polizei Bonn unter (02 28) 15 48 62.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort