Ein Mahnmal in Gefahr

Die TXL Business Academy will als neue Besitzerin des Roisdorfer Heimatblicks den Friedensweg beseitigen

Ein Mahnmal in Gefahr
Foto: Harald Stadler

Bornheim/Alfter. Der neue Besitzer des Heimatblicks hat sich gestern in Roisdorf und Alfter unbeliebt gemacht: Die TXL Business Academy will den Friedensweg beseitigen lassen und hat damit in beiden Ortschaften Protest hervorgerufen.

Unterdessen ist der Ausbau des Heimatblicks zum Sitz der Gesellschaft für Devisenhandel voll im Gange. Der Fußweg oberhalb des Alfterer Judenfriedhofs liegt auf dem Gelände des Heimatblicks. Damit fällt er seit dem 1. Oktober in die Verfügungsgewalt von Paul Traxel, dem Leiter der TXL Business Academy und Vorsitzenden des Internationalen Centrums für Weltmission (ICW) mit Sitz in Roisdorf.

Traxel erteilte gestern Alfters Ortsvorsteher Werner Jaroch eine Absage, als dieser um den Erhalt des Friedenswegs bat. TXL-Geschäftsführer Ralf Weyrauch erklärte: "Wir sind ein Wirtschaftsunternehmen und handeln wirtschaftlich, da passt der Weg einfach nicht auf das Gelände." Er sei in schlechtem Zustand und unsicher.

Tatsächlich gab auch Günter Benz vom Motorradclub "Kuhle Wampe" zu, dass an dem Weg etwas getan werden müsse. Das große Gefahrenpotential aber sah Benz, der sich seit 2002 gemeinsam mit seinen Clubfreunden um die Pflege des Wegs kümmert, nicht: "Der Asphalt ist in Ordnung und es gibt ein Geländer, und in den letzten 50 Jahren ging es doch auch", sagte Benz.

Genauer gibt es den "Schreitenden Jesus" bereits seit 1945, kreiert von dem Alfterer Künstler Jakobus Linden. Wilhelm Maucher, streitbarer Landwirt und Erfinder des Brombeerweins "Rebellenblut", ließ die Statue am 7. Oktober 1945 als Mahnmal gegen den Krieg aufstellen. 1978 legte der Winzer außerdem den Friedensweg mit zehn steinernen Gebotstafeln an. Darauf ist unter anderem zu lesen: "Von Atom- und Neutronenbomben befreiet uns", "Vom Auf- und Wettrüsten erlöset uns" und "Von Militaristen und Nazis" befreiet uns".

Dass die Jesus-Statue dem Erdboden gleich gemacht werden könnte, ist für Benz eine Schreckensvorstellung. "Wir wollen das Erbe von Wilhelm Maucher unbedingt erhalten", erklärte er. Alfters Ortsvorsteher Jaroch setzte sich daher intensiv für den Erhalt des Friedenswegs ein, "immerhin ist das ein Stück Alfterer Geschichte".

TXL-Chef Traxel dagegen wollte den Weg bereits bei der Übernahme des Geländes vom Heimatblick-Vorbesitzer Alfred Kempf Anfang Dezember sofort beseitigen lassen. "Einen schnellen Abbau wird die alte Statue eventuell nicht überleben", argumentierte Jaroch. Traxel habe daher einen Aufschub bis Ende Januar zugesagt.

Es steht aber noch nicht fest, wo die Statue stattdessen stehen könnte, sagte Jaroch. Denkbar wäre etwa ein Standort in der Nähe, zwischen Heimatblick und dem Herrenhaus Buchholz, als Alternative dazu der Olsdorfer Hang. "Der Böling wäre ideal", meinte Jaroch über den Aussichtspunkt am Berghang hinter dem Alfterer Schloss, "doch hier ist das Risiko von Vandalismus einfach zu groß".

Marie-Luise Streng (UWG) und Roisdorfs Ortsvorsteher Harald Stadler (SPD) haben unterdessen den Kampf um den alten Standort noch nicht aufgegeben. So hat Streng "wegen der historischen Bedeutung" einen Dringlichkeitsantrag für die nächste Ratssitzung gestellt, in dem sie die Beibehaltung des Friedenswegs fordert. Stadler will die Christusstatue unter Denkmalschutz stellen lassen, wegen ihrer Bedeutung für die Roisdorfer Ortsgeschichte.

Am Heimatblick wird unterdessen fleißig gebaut: Laut Weyrauch macht die TXL aus den Zimmern des alten Ausflugslokals Büro- und Schulungsräume. Ab kommendem Jahr werden dort dann Schüler der TXL im Devisenhandel ausgebildet, kostenlos und für den Eigenbedarf der Gesellschaft, so Weyrauch. Die Schulungen dauerten sechs Monate, Bewerber werden in persönlichen Gesprächen ausgesucht.

Ist der Heimatbick hergerichtet, werde die TXL voraussichtlich aus dem gepachteten Herrenhaus Buchholz wieder ausziehen, sagte Weyrauch. An Anbauten am Heimatblick sei nicht gedacht. Die Verwaltungen von Alfter und Bornheim hat die TXL bisher nicht über ihre genauen Pläne informiert, so Bornheims Bürgermeister Wolfgang Henseler. Ein Gespräch, in dem es um Nutzungskonzept und notwendige Genehmigungen gehen sollte, habe die TXL wieder abgesagt.

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