Ein Hauch von Rio in Hangelar: Christus-Statue blickt auf die Heide

Steyler installieren fast zehn Meter hohe, tonnenschwere Skulptur im Klostergarten

Sankt Augustin. Am Donnerstag um 10.31 Uhr bewegte Jesus sich das erste Mal. Mit viel Fingerspitzengefühl manövrierte Harald Jabs den Kran, der die tonnenschwere Christus-Statue von einem Lasttransporter mit Recklinghausener Kennzeichen in die Sankt Augustiner Luft hob.

Jahrzehnte stand das fast zehn Meter hohe Monument auf dem Dach eines Krankenhauses in der Ruhrpottstadt Recklinghausen. Durch reinen Zufall fand die Statue, die der berühmten Christus-Figur auf dem Corcovado in Rio de Janeiro nachempfunden ist, ihren Weg nach Sankt Augustin. Und dort auf das Gelände der Steyler Missionare.

"Meine Mutter und ich machten einen Krankenbesuch in meiner Heimatstadt Recklinghausen und entdeckten die Statue, die seit über 20 Jahren in einem Gebüsch vor sich hin moderte", erzählt Pater Konrad Liebscher, Missionsprokurator der Steyler.

Das eiserne Gerüst des Kunstwerks, geschaffen 1960 von Fidelis Bentele, zeigte deutliche Rostspuren. Einige der Kupferplatten, die der Christus-Statue ihre äußere Form geben, fehlten oder waren verbogen.

"Aber es war mir ein wichtiges Anliegen, diese für viele Menschen bedeutsame Figur zu retten." Schnell fand der Pater zahlreiche Unterstützer. "Die Stiftung des Krankenhauses und einige Privatleute, die die Statue als Wahrzeichen betrachten oder eine persönliche Geschichte damit verbinden, finanzieren den Umzug und die notwendigen Restaurierungsarbeiten in Höhe von etwa 20 000 Euro", erklärt Liebscher.

Der Umzug selbst hatte es in sich: Nicht nur, weil die Statue insgesamt gut 3,5 Tonnen Gewicht auf die Waage bringt, eine Höhe von 9, 50 Meter und eine Spannweite von 7,20 Meter hat. Sondern auch, weil im Park der Missionare zahlreiche Vorbereitungen getroffen werden mussten, um der Segen spendenden Figur einen angemessenen Platz zu schaffen.

"Wir haben darüber abgestimmt, wo die Statue stehen soll", so Liebscher. Knapp sei die Entscheidung der Mitbrüder auf das Gelände hinter dem Missionshaus gefallen, von dem aus man einen weiten Blick auf die "Hangelarer Heide" hat.

Bereits vor zwei Wochen wurde aus elf Kubikmetern Beton ein Fundament nebst Sockel gegossen. 1,50 Meter hoch, breit und tief ist der hellgraue Quader, auf den der eiserne Jesus gehievt wurde. Fest verschraubt auf 16 Zugankern blickt die Skulptur aber mitnichten auf das Haus der Steyler, sondern in die Ferne. Liebscher schmunzelt. "Wir Missionare segnen uns auch nicht selber, sondern die Menschen, die uns umgeben." Und Jesus gehöre ja allen, fügte der Pater hinzu.

Daher wurde der Zaun, der das Gelände der Steyler zum Rad- und Wanderweg abgrenzte, versetzt und so eine Nische geschaffen, die jeder betreten darf. "Wir planen, dort noch ein paar große Steine und eine Ruhebank zu installieren", verrät der Initiator. Schön fände er, wenn die Bürger den Platz nutzen würden, um sich dort zu besinnen und inne zuhalten.

Bis es soweit ist, muss aber noch einiges getan werden. Unter anderem ist Uwe Salz gefragt. Der Dachdeckermeister, angestellt bei einer Siegburger Firma, ist mit der Restaurierung der Figur beauftragt. Denn am Donnerstag fehlte Jesus noch der linke Arm. "Dessen Gerüst war arg verrostet", so Salz. Außerdem müsse er noch ein paar neue Kupferplatten aufbringen. "Leider werden die Nieten, die dafür ideal wären, nicht mehr hergestellt." Nun müsse er sich etwas einfallen lassen.

Bis zum 2. Mai hat er noch Zeit, dann segnet Bischof Mudiso aus dem Kongo die Christus-Figur. Alle Bürger Sankt Augustins sind eingeladen und werden hoffentlich mit weit ausgebreiteten Armen empfangen.

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