"Ein fairer Wettbewerb um die besten Konzepte"

Ministerin Gabriele Behler zu den Gründen für das Aus der Bonner Lehrerausbildung

Bonn. Die nordrhein-westfälische Bildungsministerin Gabriele Behler befragten über die Zukunft der Bonner Universität Brigitte Linden und Johannes Seiler

GA: Warum kam die Uni Bonn nicht zum Zug? Gab es über die Kritik an der Fachdidaktik hinaus weitere Gründe?

Behler: Die Expertenjury, die für die Auswahl der Hochschulstandorte für die gestufte Lehrerausbildung berufen wurde, ist zu dem einstimmigen Urteil gelangt, dass die Bonner Universität ihr vorgelegtes Konzept viel zu stark auf die Fachwissenschaften ausgerichtet hat.

Die Didaktik und die Vermittlungswissenschaften, die für die Lehrerausbildung selbstverständlich unerlässlich sind, kamen darin sowohl quantitativ als auch inhaltlich eindeutig zu kurz. Auch das vorgeschlagene Masterstudium von nur drei Semestern kann erziehungswissenschaftlichen Ansprüchen nicht genügen. Die berufsbezogenen Studienanteile werden dadurch zu knapp. Deshalb wurde die Universität Bonn von der Auswahlkommission nicht als Standort für den Modellversuch empfohlen.

GA: Hatten junge Hochschulen als Bewerber für das Modellprojekt von vornherein bessere Karten als Traditionsunis?

Behler: Nein, natürlich nicht. Das Alter einer Hochschule hat für die Gutachter überhaupt keine Rolle gespielt. Entscheidend war die Qualität der eingereichten Konzepte. Die Auswahlkommission war mit unabhängigen, externen, international anerkannten Experten besetzt. Alle Anträge wurden nach den gleichen Kriterien beurteilt. Es war ein fairer Wettbewerb um die besten Konzepte.

GA: Wurde bei der Entscheidung Reformfreude höher bewertet als die Qualität von Forschung und Lehre?

Behler: Ich kann nur wiederholen, ausschlaggebend war die Qualität des Gesamtkonzepts. Die Qualität in Forschung und Lehre hat hierbei eine bedeutende Rolle gespielt. Die fachwissenschaftlichen Ansätze der Universität Bonn sind durchaus gut beurteilt worden. Hierdurch werden die übrigen Mängel des Konzepts allerdings nicht aufgewogen. Zu einer qualitätsvollen Lehramtsausbildung sind erziehungs- und vermittlungswissenschaftliche Inhalte der Lehre unabdingbar.

GA: Gibt es Anlass zur Besorgnis, dass das Aus für die Lehrerausbildung den Studienstandort Bonn nachhaltig schwächt?

Behler: Durch den Wegfall der Lehramtsausbildung entstehen Freiräume und Ressourcen für neue internationale Exzellenzangebote in Forschung und Lehre. Insbesondere die Philosophische Fakultät kann ihr Lehrangebot im Bereich der Bachelor- und Masterstudiengänge entwickeln und straffen. Die Attraktivität der Hochschule wird sich so gerade auch für ausländische Studierende erhöhen. Hierfür hat Bonn gute Voraussetzungen.

GA: Bleibt es bei der Zusicherung, dass die nun frei werdenden Kapazitäten in vollem Umfang für die Schwerpunktbildung genutzt werden, beispielsweise für neue Studiengänge und die Forschung?

Behler: Ja. Die Universität kann die Stellen im Rahmen des Qualitätspakts für ihre Profilentwicklung einsetzen. Hierbei wird auch die Stärkung der Forschungsleistung der Fächer eine Rolle spielen. Neue Sonderforschungsbereiche sollen eingerichtet werden. Ein Bio- und ein Geozentrum sind geplant.

GA: Wie soll das konkret aussehen?

Behler: Die Universität wird in einer Zielvereinbarung mit dem Land ihre Projekte beschreiben und die Planungsschritte darstellen. Die Vereinbarung soll nach Ostern geschlossen werden. Hierin werden die neuen Studiengänge und Forschungsschwerpunkte erläutert werden.

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