Ein Abenteuer Familie mit zehn Kindern

Die Liminskis sind das deutsche Pendant zur amerikanischen Familie in der Komödie "Im Dutzend billiger" - Statt Chaos in Hollywood herrscht Normalität mal zehn in Hangelar

  Unternehmen Großfamilie:  Martine und Jürgen Liminski aus Hangelar haben zehn Kinder und ein Enkelkind.

Unternehmen Großfamilie: Martine und Jürgen Liminski aus Hangelar haben zehn Kinder und ein Enkelkind.

Foto: Privat

Rhein-Sieg-Kreis. "Wasche ich die Turnschuhe auf 30 oder 40 Grad oder auf Wolle?", fragt David seine Mutter. "Nimm lieber 40 Grad", antwort Martine Liminski. Das Haus Liminski an der Neckarstraße in Hangelar ist kein "Hotel Mama". Wer da Sohn oder Tochter ist, packt mit an.

Es geht auch gar nicht anders, wenn in einem Reihenhaus zwölf Menschen miteinander leben müssen. Jürgen und Martine Liminski haben zehn Kinder, und sie sind gewissermaßen das organisierte Pendant zu einer chaotischen amerikanischen Familie, die die Hauptrolle in einem Film spielt, der gestern in den Kinos angelaufen ist. Der Titel: "Im Dutzend billiger".

Turbulent geht es bei den Liminskis bisweilen auch zu, wenn auch die Hälfte der Kinderschar bereits flügge geworden ist. Fünf Kinder leben noch im Elternhaus auf dem Niederberg. "Die anderen sind von der Lohnliste", sagt Jürgen Liminski. Nathanael (18), Gwenael (15) und Noemie (12) gehen noch in die Schule, David (23) und Arnaud (22) sind in der Ausbildung.

Für Mama und Papa ist die momentane Situation vergleichsweise paradiesisch. "Aber auch zu Zeiten, in denen wir alle zusammen gelebt haben, ist es nie so chaotisch gewesen wie in dem Film", versichert der Familienvater. Klar habe es Trubel und auch Streit gegeben. "Aber alles ganz normal." Die große Familie sei mit einer kleinen Firma zu vergleichen. "Es muss vernünftig strukturiert werden, damit es klappt."

Jeder hatte und hat immer irgendeinen Dienst. Der Papa etwa ist Sonntags für die Küche zuständig. Gwenael kümmert sich um die Autos, und Arnaud ist der EDV-Mann. Der Lichtdienst ist nicht mehr nötig. "Dass das nicht immer brennt, haben sie mittlerweile gelernt", sagt Jürgen Liminski. Normalität mal zehn also, wie es die Liminskis in ihren Buch "Abenteuer Familie" beschreiben. Auf 215 Seiten haben der Journalist und die Pädagogin ihre Erfahrungen und Erlebnisse in Sachen Großfamilie und Kindererziehung aufgeschrieben: ein spannendes, lehrreiches und dazu noch unterhaltsames Plädoyer für die Institution Familie.

Bloß vier Jahre haben alle zwölf zusammen unter einem Dach gelebt, da zog der erste Spross schon aus. Nach und nach lichteten sich die Reihen. Heute hat jeder sein eigenes Zimmer. An den Wochenenden und zu den Feiertagen sieht man sich und rückt wieder ein wenig zusammen. "Aber dass wir alle zusammen waren, ist schon vier Jahre her", sagt Martine Liminski. Es wundert nicht, wenn Erziehung bei den Liminskis mehr ist als nur Alltag. Es ist ihre Passion. Sie gehen auf Vortragsreise und erzählen vom "System Lim", engagieren sich in der Kirchengemeinde und organisieren regelmäßig Gesprächsrunden mit Bekannten, um Erfahrungen auszutauschen.

Gegründet haben sie mit Freunden das "Europäische Institut zur Aufwertung der Erziehungsarbeit". Hinterfragt wird das System natürlich auch in der Familie. Alle zwei bis drei Wochen tagt der Familienrat. Dann kommt aufs Tapet, was gut oder nicht so gut gewesen ist. Mitbestimmung wird großgeschrieben im Haus Liminski. "Ich sehe immer gerne, wenn sich einer Notizen macht, die er dann hervor holt, wenn wir tagen", sagte Martine Liminski. Die Lebensformel im Haus Liminski ist die Freundschaft. "Das Gute für den anderen wollen, das versuchen wir unseren Kindern nahezubringen", sagte Jürgen Liminski.

Zusammen in den Urlaub gefahren sind sie auch, alle zwölf wohlgemerkt. Immer in die Bretagne zum Campen. Dort, wo Mutter Martine groß geworden ist. Dass der Bully nicht genügend Sitzplätze hatte, störte nicht. Der hintere Sitz wurde vorgeklappt, die frei gewordene Fläche mit Polstern ausgelegt, auf denen die Kinder dann geschlafen haben.

"Wir sind immer nachts gefahren", erinnert sich der Vater. Man fuhr immer den gleichen Campingplatz an, wo die anderen Familien schon sehnsüchtig auf die Ankunft der Liminskis warteten. "Für die war das wie Kino", sagt Martine Liminski. Noch heute fahren sie sechs Wochen im Sommer in die Bretagne. Und dann lassen sich dort immer alle irgendwann sehen bei Mama und Papa. Die Liminskis: Kein Leben wie im Film, sondern eine ganz normale Familie.

Das Buch "Abenteuer Familie" ist im Sankt Ulrich Verlag erschienen und kostet 18,90 Euro.

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